"Schwurgerichtssaal" steht über einer Holztüre, die offen steht. Im Gerichtsaal ist eine Person zu erkennen.
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Am Dienstag und Mittwoch wird der Prozess um die Vergewaltigung der zehnjährigen Lena aus Waldsassen am Landgericht Hof fortgesetzt.

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Tod im Kinderheim: Glaubwürdigkeit eines Buben auf dem Prüfstand

Tod im Kinderheim: Glaubwürdigkeit eines Buben auf dem Prüfstand

Im Prozess um die Vergewaltigung eines Mädchens in einem Kinderheim in Wunsiedel soll ein Sachverständiger die Glaubwürdigkeit eines Jungen einschätzen. Der Bub hatte ausgesagt, das Mädchen getötet zu haben. Aber: Er sei dazu angestiftet worden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Vor dem Landgericht Hof wird am Dienstag der Prozess um die Vergewaltigung eines zehnjährigen Mädchens aus Waldsassen im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel fortgesetzt. Heute sollen weitere Zeugen aussagen, die meisten von ihnen sind laut einem Sprecher des Landgerichtes Hof Polizeibeamte.

  • Zum Artikel: Kinderheime: "Es gibt Situationen, da ist keiner vorbereitet"

Gutachter soll Glaubwürdigkeit einschätzen

Einen Tag später, am Mittwoch, werden dann die Aussagen der Sachverständigen im Prozess erwartet: Unter anderen soll ein aussagepsychologischer Gutachter die Glaubwürdigkeit des zum Tatzeitpunkt elfjährigen Jungen einschätzen, der die zehn Jahre alte Lena aus Waldsassen getötet haben soll. Ob die Öffentlichkeit hierfür zugelassen sein wird, ist derzeit noch unklar.

Der mittlerweile zwölf Jahre alte Junge hatte bereits am zweiten Prozesstag eingeräumt, das Mädchen stranguliert zu haben. Das hatte der Anwalt des Jungen im Gespräch mit BR24 bestätigt. Der Junge war dazu unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt worden. Er habe außerdem im Zeugenstand ausgesagt, dass er zu der Tat angestiftet und bedroht worden sei – vom wegen Vergewaltigung angeklagten 26-Jährigen. Aufgrund seines Alters kann der Junge juristisch nicht verfolgt werden, er ist also strafunmündig.

Für den angeklagten Mann aus dem Landkreis Wunsiedel könnte eine belastende Aussage des Jungen aber Folgen haben. Grundsätzlich könnte das Landgericht auch noch im Laufe des Prozesses zu der Auffassung kommen, dass sich der 26-Jährige auch wegen Mitwirkung, beziehungsweise Anstiftung zum Tötungsdelikt verantworten muss. Aber: Ob das Landgericht Hof der Aussage des Jungen folgt, ist noch offen.

Zehn Jahre alte Lena leblos in Wunsiedler Kinderheim gefunden

Die zehn Jahre alte Lena war am Morgen des 4. April 2023 leblos in einem Bett des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Wunsiedel, dessen Träger die Katholische Jugendfürsorge Regensburg ist, aufgefunden worden. Die Ermittlungen einer 40-köpfigen Sonderkommission ergaben, dass der 26 Jahre alte Angeklagte in der Nacht durch ein offenstehendes Fenster in das Heim gelangt war. Er war laut Anklage auf der Suche nach Wertgegenständen. Im Heim soll der Mann auf den Jungen getroffen sein.

Nach einem Gespräch der beiden mit sexuellem Inhalt soll der Müllwerker sich vor dem Jungen selbst befriedigt und danach das zehn Jahre alte Mädchen im Beisein des Jungen missbraucht haben. Im Laufe der Nacht soll es zu einem Streit zwischen dem damals Elfjährigen und Lena gekommen sein, bei dem der Junge sie mit einem LED-Band erwürgt haben soll.

In der kommenden Woche stehen bereits die Plädoyers an. Das Urteil wird am 6. März erwartet.

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