Der Angeklagte steht zwischen einem Polizeibeamten und einer Polizeibeamtin im Landgericht Hof.
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Am Donnerstag hat am Landgericht Hof der Prozess wegen Vergewaltigung begonnen. Ein 26-Jähriger ist angeklagt.

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Wunsiedel - Angeklagter gesteht Vergewaltigung des Mädchens

Wunsiedel - Angeklagter gesteht Vergewaltigung des Mädchens

Im April 2023 ist ein Mädchen in einem Wunsiedler Kinderheim getötet worden. Jetzt steht der Mann am Landgericht in Hof vor Gericht, der das Kind zuvor vergewaltigt haben soll. Getötet wurde das Mädchen vermutlich von einem 11-jährigen Jungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Am Landgericht Hof hat am Donnerstag der Prozess gegen den 26-Jährigen Daniel T. aus dem Landkreis Wunsiedel begonnen, der sich wegen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs von Kindern und Einbruchdiebstahl verantworten muss. Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt: Der Mann war laut Anklage in ein Kinderheim in Wunsiedel eingebrochen und hat im Beisein eines 11-jährigen Jungen ein 10-jähriges Mädchen vergewaltigt. Der Junge soll das Mädchen im Anschluss getötet haben.

Für den Prozess vor dem Landgericht Hof sind insgesamt 39 Zeugen geladen und neun Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird für den 6. März erwartet.

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Prozessauftakt: Angeklagter räumt Vorwürfe ein

Nach dem Verlesen der Anklageschrift äußerte sich Daniel T. mit einer Einlassung, die sein Anwalt verlas. Er räumte die Vorwürfe vollumfänglich ein – mit Ausnahme der Brandstiftung. In Bezug auf die Vorfälle im Kinderheim sagte er: "Ich kann keine Ruhe finden, ich weiß, dass es keine Entschuldigung gibt, ich bereue die Taten aber zutiefst." Er habe den Tod des Mädchens zu keiner Zeit gewollt und auch den Jungen nie dazu aufgefordert. Seinen Angaben zufolge habe der Junge den Anstoß für den sexuellen Missbrauch des Mädchens gegeben.

Mit gesenktem Blick und nahezu regungslos vernahm der 26-Jährige das Verlesen der Anklageschrift und seiner Einlassung. Weder Vater noch Mutter der getöteten zehnjährigen Lena waren im Gericht anwesend.

Angeklagter war als Kind selbst im Wunsiedler Heim

Daniel T., ein zur Tatzeit 25-jähriger Müllwerker aus dem Landkreis Wunsiedel, soll laut Anklage finanzielle Probleme haben; sein Einkommen sei nicht ausreichend für Familie und gekauftes Haus. Dies – so die Anklage – habe ihn in fünf Fällen dazu veranlasst, in Baucontainer, Wohnungen und andere Objekte einzusteigen und erbeutetes Diebesgut zu Geld zu machen.

In der Nacht zum 4. April 2023 soll er in das Kinderheim St. Josef in Wunsiedel gefahren sein, um vermutlich auch dort Elektronikgeräte und Ähnliches zu stehlen. Das Heim kannte er gut – er war dort selbst zweimal untergebracht; als Kind und noch einmal kurzfristig mit 17 Jahren.

Das soll im Kinderheim geschehen sein

Gegen 23 Uhr war er laut Anklage durch ein offenes Badfenster im Eingangsbereich eingestiegen. Beim Durchsuchen eines Raumes wurde er von dem damals elf Jahre alten Jungen überrascht und erkannt. "Du bist doch der Müllmann", soll er gesagt haben. Das bestätigte der Angeklagte auch in seiner Einlassung. Zwischen den beiden habe sich ein Gespräch entwickelt, das schnell einen sexuellen Inhalt bekam, so die Anklage. Daniel T. behauptet nun, dass der Junge dieses Gespräch veranlasst habe. Dann soll der Angeklagte im Beisein des Kindes sexuelle Handlungen an sich selbst vorgenommen haben. Der Elfjährige soll daraufhin das Mädchen dazugeholt haben. Anschließend habe T. die Zehnjährige vergewaltigt und im Anschluss das Heim verlassen. Die beiden Kinder gerieten offenbar in Streit, woraufhin der Junge die 10-jährige Lena mit einem LED-Band erdrosselte.

Erzieherin sagt vor dem Landgericht aus

Vor dem Landgericht Hof hat am Nachmittag auch die Erzieherin und Sozialpädagogin des Kinderheims St. Josef in Wunsiedel als Zeugin ausgesagt, die in der Tatnacht Dienst in der Gruppe "Sonnenschein" hatte. Diesen hatte sie für eine Kollegin übernommen. Ihr Dienst habe am Nachmittag begonnen, so die Erzieherin.

Fünf Kinder waren an diesem Tag zu betreuen, darunter auch Lena und der elf Jahre alte Tatverdächtige. Drei der Kinder haben an diesem Abend gebadet – daher habe sie auch das Fenster zum Lüften geöffnet, so die Erzieherin. Sie gab zu, vergessen zu haben, es wieder zu schließen. Als alle Kinder in ihren Betten waren, sei sie in den Erzieherbereich gegangen und das mit einem guten Gefühl, die Stimmung in der Gruppe sei harmonisch gewesen. Vor 23 Uhr habe sie selbst auch geschlafen, dies sei während der Bereitschaftsdienste üblich, so die Zeugin. Die 10-jährige Lena hat an diesem Tag gemeinsam mit einem weiteren Mädchen im Hobbyraum unter dem Dach geschlafen.

"Jemand liegt in meinem Zimmer": Junge soll Erzieherin geweckt haben

Kurz vor 7 Uhr habe ihr Wecker geklingelt, nahezu zeitgleich wurde die Erzieherin nach eigener Aussage von dem elf Jahre alten, später tatverdächtigen Jungen, mit den Worten "jemand liegt in meinem Zimmer" geweckt. Die Erzieherin fand Lena auf dem Bauch liegend auf dem Bett. Sie war nur am Oberkörper bekleidet. Ihr erste Gedanke sei gewesen, dass "ein Malheur" passiert sei. Deshalb wollte sie das Mädchen vorerst noch schlafen "und sich erholen lassen", so die Aussage der Erzieherin.

Sie habe sich dann zunächst um die anderen Kinder gekümmert, unter anderem mit ihnen ein Kartenspiel gespielt und gefrühstückt. Zu diesem Zeitpunkt kam die zweite Betreuerin in die Gruppe.

Untypische Verfärbungen auf der Haut

Erst als sie erneut in das Zimmer ging, wurde ihr klar, dass etwas nicht stimmte. Die Haut des Kindes sei untypisch verfärbt gewesen und als sie Lena wecken wollte, habe sie realisiert, dass das Kind wohl tot sei. Bis dahin hatte sich der Morgen für sie wie "ein ganz normaler Morgen angefühlt." Sie habe dann nur noch funktioniert, "mein Körper war voll Adrenalin", so die Zeugin. Reanimierungsanweisungen des Rettungsdienstes per Telefon, den sie gegen 8.30 Uhr angerufen hatte, blieben erfolglos.

Auf die Frage nach einem LED-Band, mit dem der Junge das Mädchen getötet haben soll, sagte die Zeugin, dass sie davon das erste Mal höre.

Lena sei ein fröhliches, aufgewecktes Kind gewesen, sie habe sich schnell in der Gruppe integriert und Freundschaften geschlossen. Sie habe weder Streit gesucht noch sei sie auffällig gewesen. Sie sei sehr kreativ und musikalisch und "für viele Dinge zu begeistern" gewesen, so die Erzieherin, die seit 2017 in Wunsiedel arbeitet.

Heimleiter äußert sich zum tatverdächtigen Jungen

Auch der Leiter des Wunsiedler Kinderheims wurde am ersten Prozesstag als Zeuge gehört. Er äußerte sich unter anderem zum tatverdächtigen Elfjährigen. Der Heimleiter bezeichnete den Zustand des Jungen, als dieser von der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bayreuth ins Kinderheim St. Josef kam, als stark traumatisiert. Er habe erhöhten therapeutischen Bedarf gehabt, eine Fremd- oder Selbstgefährdung habe allerdings nicht vorgelegen.

Der Junge sei laut, aber auch sozial, neugierig, ehrlich und in der Lage gewesen, sich zu entschuldigen. Erwachsenen gegenüber habe er sich kontaktfreudig gezeigt, so der Heimleiter. Er berichtete auch von Kindern in St. Josef, die den Jungen vermissen und sich Sorgen um ihn machen würden.

Verteidiger des Jungen will "Beitrag zur restlosen Aufklärung" leisten

Kurz vor Prozessbeginn hatte sich der Verteidiger des Jungen, Rechtsanwalt Michael Hasslacher, gegenüber BR24 geäußert. Es sei sein Anliegen, einen Beitrag zur restlosen Aufklärung des Falles zu leisten. Sein Ziel sei es, herauszufinden, ob der angeklagte 26-Jährige nicht auch einen Beitrag zur Tötung des Mädchens geleistet habe.

Unabhängig davon, dass sein Mandant juristisch für die Tat nicht belangt werden könne, habe der Fall jedoch Konsequenzen für die Beurteilung des elf Jahre alten Jungen. Es müsse geklärt werden, wie und in welcher Intensität der Elfjährige in Zukunft vom Jugendamt betreut werden müsse. Dass sich der Junge um Aufklärung bemühe, werde sich günstig auf diese Beurteilung auswirken, so der Anwalt. Das Jugendamt habe zudem ein Gutachten darüber in Auftrag gegeben, wie gefährlich der Junge für die Allgemeinheit sei. Es liege allerdings noch nicht vor.

Anwältin des Vaters des getöteten Mädchens: "Zu belastend"

Auch die Anwältin des Vaters des getöteten Mädchens äußerte sich kurz vor dem Prozess noch im Gespräch mit BR24. Martina Fuchs-Andonie sagte, ihr Mandant werde heute nicht anwesend sein, weil Gerichtsmediziner und Gutachter aussagen werden. "Das ist zu belastend, das muss man keinem Elternteil zumuten", so die Anwältin. Wunsch des Vaters der Getöteten sei es, seine Fragen so gut es geht beantwortet zu bekommen. Die Verteidigerin erklärte aber auch: "Es wird hier Recht gesprochen werden. Er wird weder sein Kind zurückbekommen noch wird er bekommen, was er für gerecht empfindet."

Kinder- und Jugendpsychiater: "Schreckliche Einzelfälle"

Laut dem Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Marc Allroggen sind Fälle wie der in Wunsiedel oder in Freudenberg schreckliche Einzelfälle. In BR24live erklärte er, es sei nicht abzuschätzen, ob sie zunähmen, derzeit seien die Zahlen zu niedrig, um eine Einschätzung abgeben zu können. Jeder Fall, in dem ein Kind ein anderes ermordet, müsse individuell betrachtet werden, so Allroggen. Zum Beispiel müsse untersucht werden, ob es bereits Verhaltensauffälligkeiten gab. "Man wird nicht alle Fälle vorhersagen können" gibt Prof. Marc Allroggen zu bedenken.

  • Zum Artikel: Gewalt durch Kinder: Laut Experten "absolute" Ausnahmefälle
ARCHIV - 12.04.2023, Bayern, Wunsiedel: An einer Mauer vor dem Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen, Kuscheltiere und Kerzen. (zu dpa: «Mädchen in Kinderheim vergewaltigt - Prozessbeginn im Februar») Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Totes Mädchen in Kinderheim

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurden Details des Tatvorgangs detaillierter geschildert. Aus Gründen der Pietät wurde die entsprechende Passage entfernt.

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