Vor dem Landgericht Hof steht aktuell ein 26 Jahre alter Müllwerker aus dem Landkreis Wunsiedel vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, eine Zehnjährige in einem Kinderheim in Wunsiedel vergewaltigt zu haben. Vor Gericht hat der Mann die Tat gestanden, streitet aber ab, am späteren Mord der zehnjährigen Lena aus Waldsassen beteiligt gewesen zu sein.
Unterdessen wird klar: Gegen den 26-Jährigen ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischer Inhalte, wie ein Sprecher der Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Dabei geht es um Inhalte, die Ermittler auf seinem Handy gefunden haben. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
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Kinderpornografische Inhalte? Staatsanwaltschaft ermittelt
Das Thema wurde auch in den Aussagen der leitenden Ermittler im Kinderheim-Prozess erwähnt. Ihren Aussagen nach sei aus dem Pufferspeicher des Mobiltelefons des Angeklagten Daniel T. pornografisches Material wiederhergestellt worden. Dabei habe es sich zum größten Teil um kleine Vorschaubilder, sogenannte Thumbnails gehandelt. Ein Teil davon sei grenzwertig, aber nicht eindeutig strafrechtlich relevant gewesen – man könne zudem nicht sicher sagen, ob er die Bilder bewusst heruntergeladen habe.
Weitere Nachfragen eines Nebenklägervertreters zu diesem Thema wurden im Prozess von der Staatsanwältin mit Verweis auf die fehlende Relevanz für das Verfahren und die laufenden Ermittlungen unterbunden. Die Ermittlungen zum kinderpornografischen Material sind nicht Teil des Verfahrens vor dem Landgericht.
Tod im Kinderheim Wunsiedel: Angeklagter gesteht Vergewaltigung
Der 26-Jährige ist angeklagt, ein zehn Jahre altes Mädchen im April 2023 im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel vergewaltigt zu haben. Zuvor soll er in das Heim eingestiegen sein. Der Angeklagte hatte vor Gericht ein Geständnis abgelegt.
Ein damals elf Jahre alter Junge soll bei der mutmaßlichen Tat dabei gewesen sein und das Mädchen bei einem Streit zu einem späteren Zeitpunkt getötet haben. Der Angeklagte soll das Heim zu diesem Zeitpunkt laut Anklage bereits wieder verlassen haben.
Der Junge kann aufgrund seines Alters nicht strafrechtlich verfolgt werden. Vor Gericht gab der mittlerweile Zwölfjährige an, dass der Angeklagte ihn gedrängt habe, das Mädchen zu töten. Als Grund gab der Mann gegenüber dem Jungen demnach an, das Mädchen habe sie beide erkannt.
Sachverständiger übt Kritik an Polizei
Am Mittwoch hat ein Sachverständiger im Rahmen des Prozesses am Landgericht Hof die Vorgehensweise der Ermittler bei der Befragung des Elfjährigen als äußerst problematisch beschrieben. Er bezeichnete die Aussagen des Jungen als "sehr unterschiedlich" und führte das auf die "manipulative und suggestive Frageweise" der Ermittler zurück.
Zahlreiche Faktoren würden demnach dafür sprechen, dass der Junge bei seinen Aussagen kein eigenes Erleben beschrieben hat, sondern für sich eine Falschaussage konstruiert hat, die er möglicherweise nun selbst für die Wahrheit hält.
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Im Video: Urteil im Prozess um Tod im Kinderheim verzögert
Mit Material von dpa.
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