Als die Fahrrad-Kolonne gerade das gesperrte, letzte Teilstück der Autobahn 95 bei München-Sendling erreicht, fallen dicke Schneeflocken vom Himmel. Vier Grad und nasse Straßen – die Bedingungen für die Sternfahrt des ADFC könnten nicht viel schlechter sein. Trotzdem haben sich tausende Radfahrer mit Handschuhen und Regenjacken auf den Weg gemacht, darunter viele Familien mit kleinen Kindern.
Die Organisatoren sprechen von rund 5.000 Teilnehmenden, die Polizei von 3.500. Die Sternfahrt wurde von rund 1.000 Einsatzkräften aus Polizei, freiwilliger Feuerwehr und Technischem Hilfswerks betreut.
Aus 15 Richtungen zum Münchner Königsplatz
"Es war so viel Schnee", stöhnt eine Radfahrerin, als sie durchnässt am Münchner Königsplatz ankommt. "Aber man fährt als Gemeinschaft - und das macht stark!" Aus 15 Richtungen fuhren die Radfahrer zunächst zum Luise-Kiesselbach-Platz, anschließend gemeinsam über ein extra gesperrtes Autobahnteilstück der A 95 und dann in die Innenstadt. Vier der Routen starteten in München, die anderen etwa in Augsburg, Herrsching, Weilheim, Rosenheim oder Freising.
Autofahrer mussten im gesamten Münchner Stadtgebiet mit Sperrungen und Umleitungen zurechtkommen. Die A 95 zwischen München-Kreuzhof und dem Autobahnende München-Sendling-Süd war sogar eine Stunde in beiden Richtungen gesperrt. Wegen des Wetters dauerte die Sternfahrt jedoch länger als erwartet. Die Abschlusskundgebung auf dem Königsplatz konnte erst eine Stunde später als geplant beginnen.
Teilnehmende fordern breitere Radwege
Der ADFC München will sich mit der Aktion für einen Ausbau des Radverkehrs und mehr Verkehrssicherheit einsetzen, etwa durch breitere Radwege und ein lückenloses Radverkehrsnetz. "Ich möchte, dass wir sicher auf der Straße unterwegs sind", sagt eine Teilnehmerin. Sie sei selbst schon einmal angefahren worden, weil eine Rechtsabbiegerin sie übersehen habe, erzählt sie. Durch eine gute Straßenführung könne man solche Unfälle vermeiden, ist die Radfahrerin überzeugt.
ADFC: Umsetzung des Radentscheids geht zu langsam voran
Fünf Jahre nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren "Radentscheid München" geht dem Münchner ADFC-Vorsitzenden Andreas Schön die Umsetzung immer noch zu schleppend voran. "Ständig werden die Beschlussvorlagen verschoben oder erst gar nicht vorgestellt, und das stinkt uns so langsam wirklich", sagt Schön.
Für den Radentscheid wurden 2019 rund 160.000 Unterschriften gesammelt. Die Stadt München beschloss daraufhin, einen Großteil der Forderungen bis 2025 umzusetzen. Auf mehr als 50 Straßen sollen etwa neue, breitere oder besser markierte Radwege entstehen. Viel zu wenige davon seien aber bereits fertiggestellt, bemängelt der ADFC. Ziel sei es, dass möglichst viele Menschen für kurze Strecken vom Auto aufs Fahrrad umsteigen.
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