Bei einem Crashtest mit Dummys liegt ein Lastenfahrrad nach einem Bremsmanöver auf der Seite.
Bildrechte: pa/dpa/Guido Kirchner

Bei Crashtests mit Dummys zeigten sich Schwächen des Lastenfahrrads.

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Forscher: Kinder in Lastenrädern bei Unfällen oft ungeschützt

Lastenfahrräder sind bei Familien beliebt - doch mit der Sicherheit beim Transport von Kindern hapert es oft, bemängeln Unfallforscher. Sie fordern schärfere Auflagen und weisen auf Alternativen hin, die zumindest etwas sicherer sind.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Kinder sind beim Transport auf Lastenfahrrädern nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) meist schlecht gegen Unfälle geschützt - eine schlechte Nachricht, da mittlerweile 31 Prozent der Kindertransporte per Rad mit einem Lastenfahrrad stattfinden.

Den Lastenrädern fehlt es an Ausstattung - den Kindern oft am Helm

Problematisch sei vor allem, dass Eltern für den Kindertransport meist dreirädrige Einstiegsmodelle nutzten, sagte UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. Diese seien oft "schwer zu fahren und hochgradig kippanfällig" - den Kindern böten sie bei einem Unfall "keinerlei Schutz für Kopf und Oberkörper".

Weder Sitzbänke noch Rückenlehnen der Lastenfahrräder seien außerdem für die sichere Beförderung von Kindern ausreichend, so Zeidler. Dazu komme, dass jedes zweite Kind im Lastenfahrrad keinen Helm trage und ein Drittel gar nicht oder nicht korrekt angegurtet sei. Eltern seien aufgerufen, dies zu ändern, sonst könne es auch bei der häufigsten Unfallvariante mit Lastenrädern schon gefährlich für das Kind werden - nämlich dem Alleinunfall ohne eine Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer.

Gesetzgeber soll Anforderungen verschärfen

Um Lastenfahrräder sicherer zu machen, sei eine Neigetechnik sinnvoll, wie sie von einigen Herstellern bereits angeboten werde, außerdem Sitze mit Kopfschutz, wirksame Gurte und eine Sicherheitszelle als Aufprallschutz. Bisher gebe es zum Kindertransport in Lastenfahrrädern keine speziellen Anforderungen in der Straßenverkehrsordnung. "Diese Regelungslücke sollte der Gesetzgeber schnell schließen", erklärte Zeidler, auch bestehende DIN-Normen müssten verschärft werden.

Fahrradanhänger sind sicherer - haben aber Schwächen

Der UDV-Studie zufolge ist ein Transport im Fahrradanhänger für die Kinder sicherer als der im Lastenfahrrad. Ein Vorteil des Anhängers sei seine Sicherheitszelle: Fest angegurtet, berühre das Kind selbst bei einem Überschlag nicht den Boden. Doch auch die Anhänger hätten Schwächen: Bei Kollisionen mit schnelleren Autos stoße der Schutz an seine Grenzen. Zudem stellten sich Anhänger bei Gefahrenbremsung schnell quer, seien leicht zu übersehen und könnten wegen ihrer Breite hängenbleiben.

Optimierungsvorschläge für Fahrradanhänger seien eine fest verbaute Beleuchtung, eine teleskopierbare, feste Fahne mit Blinklicht und eine eigene Bremse, die das Querstellen des Anhängers verhindert. "Zudem müssen die Erwachsenen besser auf Helm und Gurte achten: Jedes zweite Kind trägt im Anhänger keinen Helm, fast jedes vierte ist nicht oder nicht korrekt angegurtet", so Zeidler.

Bei Gepäckträger-Sitzen ist die Fallhöhe groß

Auch beim Kindersitz über dem Gepäckträger - mit 35 Prozent die laut Studie häufigste Transportmethode für Kinder auf dem Rad - beschreibt die Studie Probleme. Hier sei die große Fallhöhe bei einem Unfall problematisch.

Der hohe Schwerpunkt mache "das Fahrrad zudem instabil – beim Stehen, Anfahren, Ausweichen und Bremsen". Die UDV fordert daher, das aktuell geltende Höchstgewicht von 22 Kilogramm für Kinder im Kindersitz zu reduzieren.

Unfallgegner sind zumeist Autofahrer

Tröstlich ist, dass trotz so vieler Mängel und Gefahren Radunfälle mit mitfahrenden Kindern der Studie zufolge insgesamt vergleichsweise selten sind: Nach den für 2022 verfügbaren Zahlen ereigneten sich in Deutschland 222 dieser Unfälle, zwölf Kinder wurden dabei schwer verletzt.

Die Zahl der Unfälle weist jedoch eine deutliche steigende Tendenz auf, sie lag 2022 um 45 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Unfallgegner bei Radunfällen mit mitfahrenden Kindern ist laut UDV meist ein Auto. Zweithäufigste Unfallkonstellation bei den Radunfällen mit Kindern insgesamt sind Unfälle ohne Beteiligung Dritter.

Mit Informationen von DPA und AFP

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