Bayern, Haßfurt: Der über die Ufer getretene Main überflutet Wiesen und Felder bei Haßfurt.
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Bayern, Haßfurt: Der über die Ufer getretene Main überflutet Wiesen und Felder bei Haßfurt.

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Überflutungen trotz Hochwasserschutzprogramm – zu wenig getan?

Dauerregen und Deichrisse: Die Hochwasserlage bleibt auch in Bayern weiter angespannt. Dabei sollte nach der Flut 2013 mit dem "Nationalen Hochwasserschutzprogramm" vieles verbessert werden. Wurde zu wenig getan?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der überflutete Ort Fischerdorf in Niederbayern 2013, die Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 und auch jetzt: Nachrichten, die vor Überschwemmungen warnen. Wie aber kann das sein?

Bereits 2013 haben Bund und Länder das sogenannte "Nationale Hochwasserschutzprogramm" als Reaktion auf den Weg gebracht. Erstmals gab und gibt es damit bundesweit eine Liste mit überregionalen Projekten für den Hochwasserschutz, die dem Wasser kontrolliert mehr Raum geben sollten – wie beispielsweise Deichrückverlegungen und Flutpolder.

Städtetagspräsident: "Kommunen haben sich ins Zeug gelegt"

"Die Kommunen haben sich seit 2013 unglaublich ins Zeug gelegt, um das Thema Hochwasserschutz und Schutz vor Starkregenereignissen professionell abzuarbeiten", sagt Uwe Brandl (CSU), Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, im BR24-Interview. Er sagt aber auch: Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe.

Hinzu kommt: Der Klimawandel schreitet offenbar schneller voran, als Maßnahmen gegen Hochwasser umgesetzt werden. Zwar bestätigt eine langjährige Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde aus dem Jahr 2021, dass die geplanten Projekte des Nationalen Hochwasserschutzprogramms wirksam seien und die Pegelstände damit reduziert werden könnten.

Hochwasserschutz-Projekte: Nur 15 Prozent in Bauphase

Das Problem nur: Lediglich 15 Prozent der Projekte sind in der Bauphase, wie es jetzt auf BR24-Anfrage vom Bundesumweltministerium heißt. Der Großteil der Maßnahmen befindet sich noch in der Konzeptions-, Planungs- oder Genehmigungsphase. Der CSU-Politiker Brandl meint daher, es brauche schnellere Verfahren und viele Gemeinden bräuchten finanzielle Unterstützung.

Die Finanzierung des Nationalen Hochwasserschutzprogrammes sei langfristig gesichert, wie es jetzt vom Bundesumweltministerium auf Nachfrage heißt. Nach dem Hochwasser 2013 seien mehr als 500 Millionen Euro in den überregionalen Hochwasserschutz investiert worden und "somit die Verringerung von verheerenden Schäden infolge solcher Ereignisse". Die bisherige Inanspruchnahme der Gelder verdeutliche die Bedeutung des Programms, wie es weiter heißt. Bis 2023 wurden jährlich 100 Millionen Euro für das Nationale Hochwasserschutzprogramm bereitgestellt, für 2024 sind 50 Millionen Euro geplant.

Hochwasserschutz: Der Streit um Flächen

Geld ist das eine – Fachkräftemangel in Baufirmen und Lieferengpässe von Material das andere, um Projekte für den Hochwasserschutz umzusetzen. Der größte Knackpunkt aber: "Hochwasserschutzmaßnahmen bestehen auch darin, dass diese Maßnahmen für die Umsetzung große Flächen erfordern". Es geht um Eigentumsfragen, Grunderwerb und Entschädigungen, um entsprechende Flächen zu erhalten, die beispielsweise als Flutpolder und Überschwemmungsgebiete infrage kommen.

Doch Flächen sind nicht nur hart umkämpft – mit ihnen verbinden Menschen Emotionen, Sorgen und Ängste. Mit potenziellen Flutpoldern entflammen Debatten, wie aktuell im Polderstreit bei Wörth an der Donau: Vor den Toren der Stadt Wörth soll ein Flutpolder entstehen mit einer Fläche so groß wie der Tegernsee. Im Falle eines Jahrhunderthochwassers könnten in den Polder 16 Millionen Kubikmeter Wasser abfließen, es würde ein gigantischer See mit bis zu neun Metern Tiefe entstehen. Dadurch sollen dann die Regionen donauabwärts vor Überflutung geschützt werden.

Während es einerseits Polder-Befürworter gibt, wehren sich andere dagegen, fürchten im Falle eines Hochwassers, dass die Trinkwasserversorgung im eigenen Ort zusammenbrechen und durch einen Rückstau das Stadtgebiet überflutet werden könnte.

Nach Flut im Ahrtal: Neues "Naturgefahrenportal" mit Infos

Projekte für einen verbesserten Hochwasserschutz dauern. Schneller als die Flutpolder sollen ab Sommer 2024 Informationen zu Naturgefahren kommen, mit dem sogenannten "Naturgefahrenportal" des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Das hat das Bundes-Kabinett im Dezember auf den Weg gebracht. "Bei Starkregen finden Bürgerinnen und Bürger dann nicht nur die Information zu Regenmengen, sondern auch zu Folgen an ihrem Wohnort, beispielsweise Hochwasser oder Überschwemmungen", erklärt DWD-Sprecherin Teresa Grimm im BR24-Interview. Hintergrund des Portals ist die Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal.

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