Ein halbes Jahrhundert lang standen die Weiden entlang des Brummbachs bei Opferbaum im Landkreis Würzburg. Nun liegen 23 davon – und damit ein Großteil der Baumallee – umgestürzt im Schnee. Gefällt hat sie ein Bauhofmitarbeiter der Gemeinde Bergtheim. Der Bund Naturschutz (BN) hat heute Anzeige gegen Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier (CSU) wegen des Verstoßes gegen das Natur- und Artenschutzrecht erstattet. Das hat die Umweltschutzorganisation mitgeteilt. Schlier bezeichnet den Vorfall auf Anfrage von BR24 als bedauerlich und höchst unglücklich. Das sei so nicht geplant gewesen. Die Fällung werde jetzt von der zuständigen Naturschutzbehörde am Landratsamt in Würzburg überprüft.
Landschaftsbild zerstört und Verlust von Lebensstätten
"Durch die nicht genehmigte Fällung von 23 rund 50 Jahre alten Weiden entlang des Brummbaches, wurde eine für das Landschaftsbild wertvolle Baumallee zerstört", sagt Armin Amrehn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg. Es liege ein Verstoß gegen mehrere Artikel des Bayerischen Naturschutzgesetzes vor. Zum Beispiel die Beeinträchtigung von Ufergehölzen und einer Baumallee, so Amrehn.
Das Landschaftsbild sei nun "erheblich beeinträchtigt" und es sei aufgrund des Alters der "mächtigen Weiden" auch vom Verlust von Lebensstätten wie beispielsweise Baumhöhlen auszugehen. Damit liege auch ein Verstoß gegen das Artenschutzrecht nach dem Bundesnaturschutzgesetz nah, ergänzt Steffen Jodl, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg.
Baumhöhlen werden oft von Vögeln und Fledermäusen genutzt
Um derartige Verstöße und damit Eingriffe in Natur und Umwelt zu vermeiden, gäbe es entsprechende gesetzliche Vorgaben und Verfahren, die bei unvermeidbaren Eingriffen auch einen entsprechenden Ausgleich vorsehen würden, so der Bund Naturschutz. Zudem sei eigentlich eine artenschutzrechtliche Prüfung durchzuführen, um den Verlust von Lebensstätten zu vermeiden. Gerade in alten Weiden fänden sich oft Baumhöhlen, die im Sommerhalbjahr von Vögeln und Fledermäusen genutzt würden, so der BN in einer Pressemitteilung.
Der Bund Naturschutz macht immer wieder auf Baumfällungen aufmerksam. Erst im Dezember hatten die Naturschützer Alarm geschlagen, weil es in einem Privatwald im Spessart einen großflächigen Kahlschlag gegeben habe. Fast 330 Hektar sollen weitgehend abgeholzt sein.
Bürgermeister: Baumfällung "stinkt mir"
Im Gespräch mit BR24 bedauert Bürgermeister Konrad Schlier die Baumfällung: "Es stinkt mir genauso, dass jetzt so viele Bäume weg sind." Angewiesen habe die Gemeinde die Fällung nicht, ein Bauhofmitarbeiter habe die Weiden ohne Absprache gefällt. Eigentlich habe dieser nur nach schadhaften Bäumen schauen und diese entnehmen sollen, dann aber viel mehr gefällt. Möglicherweise hätten einige Bäume davon ohnehin weichen müssen, weil dort bis nächstes Jahr ein neuer Radweg geplant ist.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!