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Bis zu 50 Prozent mehr Patientinnen und Patienten haben in den vergangenen zwei Jahren die Notaufnahme des Leopoldina-Krankenhauses im unterfränkischen Schweinfurt besucht. Die Notfallpflegerin Sandy Müller triagiert in der Notaufnahme – heißt, sie entschiedet, wer wann behandelt werden muss. Sie sagte in einem BR24 vor Ort über die Schweinfurter Notaufnahme, viele Menschen seien berechtigt dort: "Aber es gibt halt einfach sehr viele Lappalien, wo man sich halt ärgert und denkt: 'Ihr hättet auch zum Hausarzt gehen können.'"
Dieser Beitrag ist in der BR24-Community stark diskutiert worden, es geht um die Erreichbarkeit und Terminvergabe von Haus- und Fachärzten.
- Zum Artikel: Wann sollte man in die Notaufnahme gehen?
Hausarztpraxen unterbesetzt?
So schreibt der BR24-User "Oldbesterd", er habe seine Onkologiepraxis in Dachau wechseln müssen: "Weder telefonisch, per E-Mail zu erreichen. Ich hatte dann ein Fax geschrieben. Das wurde dann tatsächlich gelesen und darauf reagiert. Und bei der Hautarztpraxis in München: Anrufbeantworter mit 'leider können wir ihren Anruf wegen Personalmangel nicht entgegennehmen'."
Laut bayerischem Gesundheitsministerium seien Stand April im Freistaat rund 470 Hausarztsitze unbesetzt, der demografische Wandel werde dieses Problem noch verschärfen. Aber laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns sind (Stand 16.5.2024) lediglich sechs von insgesamt 204 Planungsbereichen unterversorgt, 17 weitere seien von der Unterversorgung bedroht. Die unterversorgten Planungsbereiche sind in Mittelfranken Ansbach Nord, Feuchtwangen und Wassertrüdingen, in Schwaben Launigen sowie in Niederbayern Sinnbach am Inn sowie Hengersberg.
Bayerischer Hausärzteverband: Terminknappheit in Fachpraxen
In allen anderen Bereichen seien laut Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, offene Sprechstunden und spontane Termine bei Notfällen möglich. Er sieht das Problem der Terminknappheit besonders bei den fachärztlichen Praxen, dort seien Termine schwieriger zu bekommen: "Wir haben aber auch die Patienten, die sehr mobil und sehr nach ihrem eigenen Willen sind, im Sinne von: 'Da muss ich nicht lange warten'."
Notaufnahmen an 24 Stunden sieben Tage die Woche offen
Diese Tendenz zeige sich besonders in den Notaufnahmen in Bayern, da sie rund um die Uhr geöffnet haben. Tatsächlich sind die Wartezeiten hier aber sehr lang und können, je nach Triage-Entscheidung, viele Stunden betragen. Ritter vermutet, dass hinter dem Andrang auch der Irrglaube steckt, hier am besten behandelt zu werden. Das sei aber falsch, in den Notaufnahmen finde lediglich eine Akutbehandlung statt, in Fachpraxen hingegen eine allumfassende.
Um die Notaufnahmen zu entlasten, hat das Bundeskabinett vor knapp vier Wochen einen Gesetzesvorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Reform der Notfallversorgung beschlossen. Der Entwurf sieht vor, flächendeckend "Integrierte Notfallzentren" einzurichten. In diesen Zentren soll die klassische Notaufnahme mit einer Notdienstpraxis kombiniert werden.
Keine Termine versus keine Terminabsagen
User "Unterfranke_01" ärgern Patientinnen und Patienten, die ohne Entschuldigung nicht zum Termin erscheinen: "Jeder Patient hat heute ein Handy, jeder kann absagen. Dann könnte man solche Termine ggf. auch kurzfristig neu belegen. Und gleichzeitig das Gejammer, man bekomme keine Facharzt-Termine. (...)"
Darauf antwortet "andi71": "Leider gibt es auch Facharztpraxen, wo es mindestens genauso schwierig ist wie bei der Hotline von Telefongesellschaften, einen Mitarbeiter zu erreichen. Spätestens nach zehn vergeblichen Versuchen wird der Patient keine Lust mehr haben und/oder muss sich um andere Dinge kümmern."
Ritter sagt zu Praxen, die sich zu einem Aufnahmestopp gezwungen sehen: "Dann kommt es zu Situationen, die wirklich unschön sind, dass die Patienten einen akuten Behandlungsgrund haben und niemanden finden, der sie gleich drannimmt. So darf es nicht sein."
Ritter: "Fehlsteuerung im System"
Ritters Fazit zu überlaufenen Notaufnahmen: "Wir haben eine komplette Fehlsteuerung im System, das bedeutet, dass der Patient einfach entscheiden muss, wo er hingeht und was er in Anspruch nimmt, er wird nicht an die Hand genommen und durch das System geleitet, das ist einfach wichtig." Deshalb fordert der Bayerische Hausärzteverband ein hausärztliches Primärversorgungssystem, das – auch mithilfe von KI gestützter Triage – die Notaufnahmen entlasten könne. In diesen Zentren würde entschieden, wer einen Arzt oder eine Ärztin sehen muss, wer anderes medizinisches Personal und wer in eine Klinik muss.
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