Die Brüder Wolfgang und Markus Göth führen in dritter Generation die Metzgerei Göth im Landkreis Donau-Ries. Ein Traditionsbetrieb, der aktuell traurige Rekorde einfährt. Gerade ist für eine Filiale die höchste Stromnachzahlung in der gesamten Firmengeschichte aufgeschlagen: 30.000 Euro sind rückwirkend zu bezahlen. Der Grund: Der Strompreis hat sich versechsfacht, von 7 auf 45 Cent pro Kilowattstunde.
Strompreis hat sich versechsfacht
Für die Handwerksmetzgerei sind die hohen Strompreise ein echter Tiefschlag. Strom sparen, um Kosten so senken ist hier im Betrieb kaum möglich. Sowohl die Maschinen als auch die Kühlhäuser müssen weiterlaufen, um die Produktion aufrecht zu erhalten.
"Wir haben acht Kühlräume und die können wir nicht einfach abschalten oder um zwei Grad hochschrauben. Wir haben ein sehr strenges Hygienegesetz. Da können wir nicht sagen, machen wir sieben oder acht Grad." Wolfgang Göth, Metzgermeister
Aktuell bleibt der Betrieb auf den hohen Mehrkosten sitzen, denn auf die Kunden lassen sich die hohen Zusatzkosten nicht einfach komplett umlegen. "Das wäre Wahnsinn. Eine Leberkäsesemmel für 10 Euro kauft keiner mehr", sagt Wolfgang Göth im Interview mit Kontrovers. Erste Firmen mussten wegen der hohen Energiekosten bereits Insolvenz anmelden – und das trotz guter Auftragslage. Die Brüder Göth hoffen ebenso wie viele andere Unternehmer auf die Unterstützung der Politik. Die Bundesregierung hatte Ende September umfangreiche Maßnahmen mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro angekündigt.
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Betriebe fühlen sich von Politik im Stich gelassen
Beispielsweise könnte bald eine Strompreisbremse kommen. Doch bis diese und andere Maßnahmen wirklich greifen, kann es noch Monate dauern. Zu lange für viele Betriebe, die schon jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen. Für Metzgermeister Markus Göth unverständlich, warum die dringend benötigte Hilfe nicht längst auf den Weg gebracht wurde: "Man hat das Gefühl, wenn was unternommen wird, dann wird es zu spät unternommen."
Knödelhersteller: Wir brauchen Planungssicherheit
Auch bei Burgis in Neumarkt, einem Knödelhersteller, der hauptsächlich für große Supermarktketten produziert, werden riesige Mengen an Strom verbraucht. Vor allem das Schockfrosten frisst extrem viel Energie – momentan ein riesiges Problem. Die Preissteigerungen beim Strom liegen zwischen vierhundert und fünfhundert Prozent, sagt Geschäftsführer Timo Burger. Mondpreise, die Burger ärgern, weil sie ungerechtfertigt sind, sagt er. "Bei vielen Lebensmittelherstellern geht es ums Überleben. Wir können aktuell unsere Dinge noch stemmen, aber wir brauchen einfach Planungssicherheit."
Strompreisbreme im Süden Europas funktioniert
Dass es ganz anders gehen kann, zeigen Spanien und Portugal. Dort wurde im Juni eine Strompreisbremse eingeführt. Seitdem werden die Kosten für Gas, mit dem Strom erzeugt wird, gedeckelt. Zum Vergleich: Im bisherigen zweiten Halbjahr beträgt der durchschnittliche Strompreis in Deutschland 357 Euro pro Megawattstunde. In Spanien dagegen nur 146 Euro pro Megawattstunde. Dass ein Preisdeckel funktioniert kann, ist damit erwiesen. Umso unverständlicher, dass in Deutschland noch nichts passiert ist, findet Timo Burger.
"Wir sind sehr wütend, weil man einfach jetzt schnell reagieren muss. Wenn ein Fehler im System ist, muss man das ändern. Und lieber eine schnelle Entscheidung, die vielleicht nicht ganz richtig ist als keine Entscheidung." Timo Burger, Geschäftsführer Burgis
Damit das Alltagsgeschäft weiterlaufen kann, hat Timo Burger in der aktuellen Situation nur eine Möglichkeit: Er muss die Knödel teurer machen, damit sich die Produktion weiter rechnet. Die Devise ist durchhalten, sagt Metzgermeister Markus Göth. Es sei jetzt das A und O, das Geschäft und das Personal zu halten. "Unsere Mitarbeiter brauchen keine Angst haben. Wir haben schon viele Krisen gemeistert, das werden wir schon hinbekommen", so Göth. Er muss ebenso wie viele andere Unternehmen warten, bis die versprochenen Hilfen endlich kommen. Vor Jahresende wird die Strompreisbremse allerdings nicht erwartet. Für viele Betriebe wird es bis dahin ein harter Winter werden.