Start einer Tomahawk-Rakete. (Archivbild)
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USA stationieren weitreichende Waffensysteme in Deutschland

Marschflugkörper, Überschallwaffen, Flugabwehrraketen: Die USA wollen von 2026 an viele weitreichende Waffen in Deutschland stationieren, um auf einen Konflikt mit Russland vorbereitet zu sein. Doch wie nachhaltig ist das US-Versprechen an die Nato?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Seit Februar 2022, seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, ist der Öffentlichkeit bewusst: Putin führt einen Krieg gegen den Westen, will möglicherweise auch Nato-Gebiet erobern. Ein sogenannter Bündnisfall ist längst ein mögliches Szenario. So hat US-Präsident Joe Biden die Truppenpräsenz in Europa längst verstärkt.

Bidens Plan: Marschflugkörper und Überschallwaffen

Nun geht es auch konkret um Abschreckung mit mehr Militärgerät in Europa. Die USA wollen von 2026 an zeitweise Marschflugkörper vom Typ Tomahawk und andere weitreichende Waffen in Deutschland stationieren, hieß es in einem gemeinsamen Statement der USA und Deutschlands, das am Rande des Nato-Gipfels in Washington veröffentlicht wurde. Zuletzt wurden Waffen mit dieser großen Reichweite in den 90er Jahren in Deutschland gelagert.  

Genannt wurden auch Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen, "die eine deutlich weitere Reichweite haben als gegenwärtige landgestützte Systeme in Europa". Wie viele Waffen nach Bayern kommen könnten, ist bisher unklar. Auch im Freistaat sind US-Truppen stationiert.

Der Treueschwur des US-Präsidenten

Die Marschflugkörper ("Cruise Missiles") sind wie auch das deutsche Waffensystem Taurus in der Lage, im Tiefflug weit in gegnerisches Gebiet einzudringen und wichtige Ziele zu zerstören. Dazu können Kommandostellen, Bunker und Radaranlagen gehören. Dabei wird der Tomahawk von Schiffen oder U-Booten eingesetzt, während der Taurus von Flugzeugen aus gestartet wird.

Präsident Biden versichert immer wieder, die Vereinigten Staaten stünden unumstößlich zu ihren Bündnispflichten in der Militärallianz und würden jeden Zentimeter von Nato-Territorium verteidigen. Mit einem Machtwechsel im Weißen Haus könnte sich das aber ändern.

Unsicherheit wegen Trump

So ist die Unsicherheit groß, ob die USA solidarisch bleiben. Der republikanische Ex-Präsident Donald Trump will bei der Wahl im November erneut als Kandidat seiner Partei antreten und wieder ins Weiße Haus einziehen. Trump hatte in seiner Amtszeit (2017 bis 2021) mit einem Ausstieg der USA aus der Nato gedroht und immer wieder über die seiner Ansicht nach zu niedrigen Verteidigungsausgaben von europäischen Alliierten gewettert. Im aktuellen Wahlkampf wiederholte er diese Vorwürfe und drohte Nato-Ländern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkämen, keinen amerikanischen Schutz mehr zu gewährleisten.

Dabei warnen Experten, dass Putin früher oder später die Nato angreifen könnte – insbesondere das Baltikum gilt als Ziel. Der Politikwissenschaftler Nico Lange etwa geht davon aus, dass Russland versuchen werde, die Nato auf die Probe zu stellen. Denkbar seien hybride Aktionen oder Handlungen, die schwer einschätzbar seien. "Das Beste, was wir machen können, ist, ihm die Botschaft zu vermitteln: 'Wenn du dich mit uns anlegst, verlierst du auf jeden Fall'", so Lange im Interview mit BR24.

Derzeit läuft große Nato-Übung in Alaska

Aktuell läuft in Alaska die Nato-Übung "Actic Defender". Es handelt sich um die größte Übung, an der die deutsche Luftwaffe jemals teilgenommen hat. Im Rahmen eines Szenarios nach Artikel 5 des Nato-Vertrags werden unter anderem Manöver im Tiefflug geübt. Der Nato-Bündnisfall sieht bei einem "bewaffneten Angriff" auf einen oder mehrere Mitgliedstaaten eine kollektive Antwort vor.

Mit Informationen von dpa und AFP.

Im Video: Militärexperte Lange - Putin wird Nato auf die Probe stellen

Politikforscher Nico Lange
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Lange: Putin wird NATO auf die Probe stellen

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