Los gehen soll es nächstes Schuljahr: Ab kommendem September sollen sich Kinder und Jugendliche regelmäßig mit den Werten der Bayerischen Verfassung und des Grundgesetzes beschäftigen. Im Gespräch mit BR24 kündigt Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) an, sie wolle sich für das Projekt Zeit nehmen, um konzeptionell gut und sauber zu arbeiten. Kein Schnellschuss, so die FW-Politikerin. Bis zum Frühsommer will Stolz gemeinsam mit Lehrern, Schulleitern, Schülern und Verbänden ein Konzept erarbeiten.
"Verfassungsviertelstunde" im Koalitionsvertrag verankert
"Wir wollen die aktive Befassung mit unseren Verfassungswerten stärken. Hierzu führen wir eine "Verfassungsviertelstunde" als wöchentliches Format ein, in der anhand von praktischen Beispielen über die Bayerische Verfassung und das Grundgesetz sowie die dort verankerten Grundsätze diskutiert wird." So steht es im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern. Die Umsetzung war gleich die erste Aufgabe für die Nachfolgerin von Michael Piazolo (FW).
Stolz wünscht sich ein "lebendiges, flexibles Konzept", schon jetzt gebe es an den Schulen viel Engagement im Bereich Wertebildung und Demokratieerziehung. "Die Verfassungsviertelstunde gibt die Chance, dieses Engagement noch einmal zu bündeln und sichtbar zu machen." Auch schon in Grundschulen soll laut Stolz diese Werteerziehung stattfinden. Um Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen, möchte das Kultusministerium Materialien und Fortbildungen anbieten.
Opposition kritisiert das Vorhaben
Martin Böhm von der AfD hält eine "Verfassungsviertelstunde" an den Schulen für schwierig. Vielen Schülern fehle der persönliche Zugang zum Thema, schon allein weil ihnen die sprachlichen Voraussetzungen fehlten. Böhm verlangt zudem, Kinder nicht nur über ihre Rechte, sondern auch über ihre Pflichten zu belehren.
Katharina Schulze von den Grünen hingegen fordert noch mehr politische Bildung. Für alle Jahrgangsstufen und Schularten müsse es eine Unterrichtsstunde zur Werteerziehung geben. Das Fach Politik und Gesellschaft erst ab der neunten oder zehnten Klasse zu unterrichten, sei viel zu spät, so Schulze.
Morgenimpuls statt Morgengebet
Lehrerverbände sehen die Idee kritisch. Sie befürchten, auch wegen des massiven Lehrermangels, dieser Aufgabe nicht zusätzlich gerecht werden zu können. Die Idee für eine "Verfassungsviertelstunde" kommt ursprünglich vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Der hatte im September vorgeschlagen, das Morgengebet an Schulen durch einen "Morgenimpuls für Gemeinsinn" zu ersetzen.
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