Aus bayerischer Sicht und auf den ersten Blick klingen die Bewertungen nicht schlecht. Der Verkehrsclub ADAC hat seinen Monitor 2024 "Mobil in der Stadt 2024" vorgestellt. Unter den 15 deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern belegen München und Nürnberg nach Dresden und Leipzig die Ränge drei und vier. Damit haben sie sich gegenüber der letzten Umfrage 2017 verbessert, als München auf Platz fünf lag und Nürnberg auf Platz sieben.
Die bessere Platzierung verdanken die beiden bayerischen Städte aber nur dem Umstand, dass die Menschen in den anderen Städten noch weniger zufrieden waren als 2017. Selbst der unangefochtene Spitzenreiter Dresden schnitt diesmal schlechter ab als vor sieben Jahren.
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Fußgänger und Radfahrer in München zufrieden, Autofahrer nicht
Die Autofahrer kritisierten in München vor allem die vielen Baustellen, das geringe Angebot an Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, die hohen Parkgebühren, sowie das rücksichtslose Verhalten mancher E-Scooter-Fahrer und Radfahrer. Vor allem die Pendler und die Besucher waren unzufrieden. Die Einwohner schätzten die Situation etwas besser ein. Insgesamt überwog bei Autofahrern die negativen Bewertung.
Anders bei den Fußgängern und Radfahrern: In diesen beiden Kategorien erreichte München sogar den zweiten Platz hinter Dresden, aber auch hier ist die Zufriedenheit im Vergleich zu 2017 zurückgegangen.
Bei der Bewertung der ÖPNV-Kunden landete München nur im Mittelfeld auf Platz 8. Bemängelt wurden die Information bei Störungsfällen, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Verständlichkeit des Tarifsystems und die Pünktlichkeit.
Nürnberg: Lob für öffentlichen Nahverkehr, genervte Autofahrer
Die Nürnberger sind grundsätzlich sehr zufrieden mit dem öffentlichen Nahverkehr in der Stadt. Hier lobten die Befragten vor allem die hohe Dichte an Haltestellen, die kurzen Wege beim Umsteigen sowie die Pünktlichkeit der Fahrzeuge. Und so landet Nürnberg bei der ÖPNV-Bewertung auf Rang 3, München nur auf Rang 8.
Genervt sind allerdings die Autofahrer. Sowohl der schlechte Straßenzustand als auch das Baustellenmanagement werden als Kritikpunkte genannt. Immer wieder werden in der deutschlandweiten Auswertung des ADAC-Monitors auch Probleme mit E-Scooter-Fahrern angesprochen. Sowohl Fußgänger als auch Autofahrer gaben an, dass das teilweise rücksichtslose Verhalten der E-Scooter-Fahrer ein Ärgernis sei. Ein Negativ-Punkt, der Thema in allen untersuchten Großstädten ist.
Gemischte Gefühle bei Fahrradfahrern in Nürnberg
Fahrradfahrer sind geteilter Meinung, was ihre Mobilität angeht: Auf der einen Seite freuen sie sich über die vermehrten Leihräder-Angebote und die Direktheit der Wege, um ihr Ziel zu erreichen. Auf der anderen Seite wünschen sie sich laut ADAC-Umfrage auch ein durchgängigeres Radwegenetz.
Auf BR24-Nachfrage versicherte die Stadt Nürnberg, dass die Verwaltung mit Hochdruck "an der Umsetzung der Konzepte der Radschnellverbindungen, Radvorrangrouten und Fahrradstraßen, die ein durchgehendes Radewegenetz zum Ziel haben", arbeitet. Doch gerade bei der Umsetzung habe die Stadt auch mit äußeren Faktoren wie Fachkräftemangel oder Verzögerungen bei den Förderprogrammen zu kämpfen.
Wie es Verkehrspolitiker und Städteplaner besser machen könnten, zeigt das Beispiel Dresden. Die Sachsenmetropole belegte diesmal in allen Kategorien unangefochten den Spitzenplatz. Andererseits waren selbst in Dresden Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV-Kunden und Autofahrer weniger zufrieden als noch 2017.
Corona-Effekte und Fachkräftemangel sorgen für schlechtere Bewertung
Dass die Menschen in allen Großstädten mit ihrer Mobilitätssituation weniger zufrieden sind als im Jahr 2017, führt Professorin Meike Jipp vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurück: den Fachkräftemangel beim ÖPNV und Corona-Effekte. Während der Pandemie seien Straßen und Verkehrsmittel viel leerer gewesen, so Jipp, "nun nehmen viele Menschen subjektiv etwas als Verschlechterung wahr, was eigentlich nur die Rückkehr zur früheren Mobilität ist."
Für den ADAC-Monitor "Mobil in der Stadt 2024" hat der Verkehrsclub nach eigenen Angaben mehr als 9.000 Online-Interviews durchgeführt, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihrer persönlichen Mobilitätssituation in einer von 15 deutschen Großstädten befragt wurden. Dabei wurden sowohl Einwohner als auch Pendler und Besucher gehört.
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