Vogelsterben in Pocking im Landkreis Passau - und das ausgerechnet auf einem Areal zum Schutz von Wildvögeln: auf einer Ausgleichsfläche, die im Zuge des A94-Baus für den bedrohten Kiebitz errichtet worden ist. Der Grund für das Tiersterben ist bislang nicht bekannt. Vogelgrippe, Salmonellen und eine Arsen-Belastung kommen nach den bisherigen Untersuchungen nicht in Frage.
Tote Vögel hauptsächlich an Wasserstellen
In grünen Schutzanzügen und mit einem Käscher in der Hand durchstreifen Gudrun Dentler und Claus Jacobs vom Landschaftspflegeverband (LPV) das Gelände – auf der Suche nach toten Vögeln. Keine angenehme Aufgabe, besonders wenn kranke Vögel getötet werden müssen. "Wenn noch einer in den letzten Zügen ist, muss man im Sinne des Tierschutzes handeln", so Jacobs. Die eingesammelten Kadaver werden in einer Plastiktonne wegtransportiert. Die meisten liegen an den Wasserstellen des Schutzgebietes – Tümpel, die durch Regen- und Grundwasser befüllt werden.
Mehrere Vogelarten betroffen
Auf dem Handy zeigen Claus Jakobs und Gudrun Dentler Fotos von verendeten Tieren. Gefunden werden hauptsächlich junge Möwen, aber auch Enten, Wildgänse sowie vereinzelt auch Kiebitze. Interviewt werden dürfen die Naturschützer nur durch einen elektronisch gesicherten Metallzaun. Der Eigentümer, die Autobahn GmbH, erlaubt keinen Zutritt. Zu möglichen Ursachen dürfen sich die beiden nicht äußern.
Keine Hinweise auf Vogelgrippe, Salmonellen und Arsen
Werner Windpassinger, Sprecher im Landratsamt Passau, zum aktuellen Stand: "Wir konnten relativ frühzeitig das Thema Vogelgrippe ausschließen. Für uns als Behörde war das wegen der Seuchenthematik wichtig. Auch mit Salmonellen hat das Ganze nichts zu tun."
Den BR erreichen Vermutungen aus der Bevölkerung, dass Boden oder Wasser unter anderem mit Arsen belastet sein könnten. Bis 2001 haben hier Soldaten der Rottalkaserne geübt. Und 500 Meter entfernt wurde vor zwei Jahren eine Bauschutt-Deponie wegen erhöhter Arsen-Werte im Grundwasser stillgelegt. Gibt es einen Zusammenhang? Windpassinger: "Je weniger Ergebnisse vorliegen, desto mehr schießen Spekulationen ins Kraut. Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem früheren Bundeswehrgelände haben wir definitiv nicht." Ganz aktuell erreichte das Landratsamt die Meldung, dass nach den Analysen von Wasser- und Schlammproben auch Arsen nicht als Grund für das Tiersterben in Frage kommt.
Kombination aus mehreren Ursachen?
Die Suche geht also weiter – und dürfte schwierig bleiben. Zum einen wisse man nicht genau, nach was man suchen soll, so Windpassinger. Zum anderen könne es die Kombination von mehreren, an sich unspektakulären Faktoren sein. Ein Sprecher des Bund Naturschutz brachte schon vor Wochen Botulismus – eine durch ein Bakterium hervorgerufene Vergiftung – als mögliche Ursache ins Gespräch. Auch dahingehend gebe es keine Hinweise, heißt es von den Behörden.
Positiv: Es sterben weniger Vögel
Gudrun Dentler und Claus Jacobs vom LPV haben indes beim vierten Streifzug durch das betroffene Gelände etwa 25 tote Tiere eingesammelt. Gottseidank werden es deutlich weniger, sagt Dentler, ein Zeichen, dass sich das Wildvogelsterben nicht weiter ausbreite: "Ich weiß nicht, was herauskommt. Vielleicht sind es tatsächlich mehrere Faktoren. Wir tun unser Bestes, damit diese Fläche weiter ein Refugium ist für Zug-, Wat- und andere Vögel, die hier brüten wollen."
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