Die Deutsche Bahn hat ihren Verkehr mit Schlaf- und Liegewagen 2016 eingestellt. Andere Bahnunternehmen zeigen jedoch seither, dass es durchaus möglich ist, ein Nachtzugnetz kostendeckend zu betreiben – und dass erhebliche Nachfrage danach besteht. Einer der wichtigsten Nachtzuganbieter sind die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Zum Glück für Bayern, denn die österreichischen Züge fahren oft über das nahe München - und teils auch via Nürnberg, Augsburg, Regensburg oder Passau.
Was ist neu bei den Nachtzügen ab Bayern?
Eine neue Nachtzugverbindung verbindet München seit dem Fahrplanwechsel am 10.Dezember direkt mit Warschau – über Wien und Krakau. Der Zug fährt unter dem Namen "Chopin" – er wird von der polnischen Bahn PKP Intercity gestellt. Diese Verbindung gab es so noch nie. Der letzte Direktzug aus der polnischen Hauptstadt nach München fuhr im Jahr 1993 – damals jedoch über Dresden.
Ebenfalls neu seit dem Fahrplanwechsel: Die ÖBB setzt bei den Nachtzügen zwischen München und Hamburg frisch in Dienst gestellte, neuartige Nachtzugwaggons ein. Sie verfügen unter anderem über Mini-Kabinen für Alleinreisende im Liegewagen.
Wohin kann man von Bayern aus mit dem Nachtzug fahren?
Neben den erwähnten Verbindungen bieten die ÖBB von München aus Nachtzüge nach Brüssel und Amsterdam (via Nürnberg) an. Drei Mal pro Woche fährt ein ÖBB-Nightjet auch zwischen München und Paris. Ein klassisches Nachtzugsziel von München aus ist Italien. Hier fahren ÖBB-Nachtzüge nach Rom, Venedig und Genua/La Spezia. Die ungarische Bahn MAV bietet einen Nachtzug zwischen München und Budapest an. Die kroatische Bahn HZPP fährt von München nach Zagreb.
Was ärgert die Nachtzugfans?
Die Züge sind gerade zu attraktiven Terminen häufig schon lange im Voraus ausgebucht. Denn einerseits ist die Nachfrage nach Nachtzugreisen in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Andererseits stand lange kein zusätzliches Wagenmaterial zur Verfügung. Erst jetzt bringen die ÖBB auch zusätzliche, neue Nachtzug-Garnituren auf die Schiene. Allerdings haben sie zum Fahrplanwechsel auch ein neues „dynamisches Preissystem“ eingeführt. Das bedeutet: Die Preise variieren je nach Nachfrage. Das teuerste Schlafwagenabteil kann so durchaus 900 Euro kosten. Bei Bahn-Bloggern wie Lennart Fahnenmüller, der sich als "Lenny_du_Nord" seit Jahren für das Nachtzugsystem einsetzt, stößt das auf Kritik.
Die ÖBB rechtfertigen sich: Zu wenig gebuchten Zeiten gebe es ein höheres Kontingent an Sparangeboten. Und die Preisspreizung führe dazu, dass auch zu beliebten Zeiten länger Restplätze in den Nachtzügen verfügbar blieben. Das dann allerdings nur für ein zahlungskräftiges Publikum.
Gibt es Tipps und Tricks?
Eines ist offensichtlich: Möglichst früh buchen – um überhaupt noch Plätze oder am besten ein Sparangebot zu bekommen. Oft sind Tickets noch bis kurz vor Abfahrt stornierbar, das mindert das Risiko. Ein weiterer Tipp von Bahnblogger Fahnenmüller: Über die App und das Webportal der Deutschen Bahn lassen sich Nachtzüge zwar gut recherchieren. Zum Buchen sollte man dann jedoch direkt auf den Seiten der ausländischen Bahnen nachsehen, die die jeweiligen Züge anbieten. Dort gibt es oft mehr Plätze und auch günstigere Preise im Angebot.
Wie kommt man mit Nachtzügen noch zu weiter entfernten Zielen?
Wer schon früher am Tag losfährt, kann einen Nachtzug-Anschluss außerhalb Bayerns erreichen. Blogger Fahnenmüller empfiehlt beispielsweise: Von München aus mit dem „Sparpreis“ der Deutschen Bahn per Eurocity nach Bologna, und dann dort einen italienischen Nachtzug nehmen, der bis nach Sizilien fährt. Etwas weiter ist es von Bayern nach Hamburg. Von dort aus gibt es die Möglichkeit, mit dem Nachtzug nach Stockholm zu fahren.
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