Moschee (Symbolbild)
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Würzburger Moschee: Wieder Judenhass auf Facebook

Erneuter Vernichtungsaufruf gegen Juden – verfasst am 28. Oktober: Nach Recherchen von BR24 und DLF Kultur ist die Islamisch-Bosnische Gemeinschaft Würzburg wiederholt mit einem Facebook-Post aufgefallen. Antisemitismusexperten fordern Konsequenzen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Schon vergangene Woche hatten Antisemitismusexperten die Islamisch-Bosnische Gemeinschaft in Würzburg wegen eines antisemitischen Facebook-Postings kritisiert. Nun zeigen Recherchen von Deutschlandfunk Kultur und BR24, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt.

So fand sich auf der Facebookseite der Moschee bis vor Kurzem noch ein zweiter auf Bosnisch und Arabisch verfasster Vernichtungsaufruf gegen Juden. Am 28. Oktober wurde unter anderem mehrfach gelikt verbreitet: "Gott zähle sie und töte sie und lass niemanden (...) davon freikommen." Außerdem wurden Juden als "die Unterdrücker" bezeichnet.

Schon am 13. Oktober war auf der Facebookseite ein ähnlich lautender ebenfalls mehrfach gelikter Text zu lesen - keine Woche nach den Gräueltaten der islamistischen Terrorgruppe Hamas im Süden Israels, bei denen rund 1.200 Menschen getötet und 240 Menschen verschleppt worden waren.

Moschee bittet um Entschuldigung

Das erste Posting hatte Midhat Celic, Vorstand der Islamisch-Bosnischen Gemeinschaft in Würzburg, zu erklären versucht. Der Post könne missverstanden werden. Er sei in keiner Weise antisemitisch gemeint. Außerdem nahm die Moschee den Beitrag von ihrer Facebook-Seite. Die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. (IGBD) versprach, den Fall rund um das Posting vom 13. Oktober zu überprüfen und in "ein internes Verfahren zur Feststellung einer möglichen Verantwortlichkeit" einzuführen. Man gehe davon aus, es handele sich um einen Einzelfall. Dieser spiegele nicht die Ansichten der IGBD oder der Mitglieder wider.

Und wie steht die Moschee zum zweiten Posting vom 28. Oktober? Wenige Stunden nach der Anfrage von Deutschlandfunk Kultur und BR24 wurde das Posting gelöscht. Die Moschee antwortete zunächst nicht, ließ eine Frist verstreichen. Dann am Donnerstagabendabend reagierte die Islamisch-Bosnische Gemeinschaft mit einer Stellungnahme.

Die Moschee beklagt in ihrer Stellungnahme Islamophobie. Zudem entschuldigt sie sich für den "kürzlich erschienenen Post". Dieser sei unüberlegt und unangemessen. Und weiter: "Wir übernehmen die Verantwortung für diesen Vorfall und werden sicherstellen, dass sowas in Zukunft nicht mehr vorfällt. Zum Abschluss möchten wir nochmal betonen, dass unsere Gemeinde sich seit mehreren Jahren aktiv für den Frieden auf der Welt einsetzt und dies werden wir auch weiterhin gemeinsam mit der Stadt Würzburg tun." Antisemitische Angriffe weise die Gemeinde auf Schärfste zurück. Wörtlich schreibt sie: "Die Entwicklungen seit dem 07. Oktober 2023 erfüllen uns wegen der Auswirkungen für das gemeinsame Miteinander in Deutschland mit Sorge. Wir trauern. Am 07. Oktober hat Israel einen brutalen terroristischen Angriff auf sein Land und seine Bürger erlebt, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen sind. Diesen Terroristen sagen wir mit aller Entschiedenheit: Ihr seid kein Teil unserer Gemeinschaft!"

Kritik von Antisemitismusexperten

Dennoch: Für Antisemitismusexperten sind die beiden Postings und das Verhalten der Moschee kein Zufall.

"Da kann man natürlich nicht von einem Ausrutscher sprechen. Also es ist ganz klar: Hier hat Judenhass System und da kann man sich auch gar nicht rausreden", sagt Annette Seidel-Arpaci, Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Bayern (Rias).

Bayerischer Verfassungsschutz sieht erneut antisemitische Passagen

Der Bayerische Verfassungsschutz beobachtet die Moschee weiterhin nicht. Jedoch ist der Behörde aufgefallen, dass die Moschee innerhalb weniger Wochen zwei auffällige Posts verbreitet hat. Auch der zweite Post enthalte antisemitische Passagen, so Sprecher Florian Volm. Im Bittbegebet werde erneut um die Vernichtung der Juden sowie die Bestrafung der "eindringenden Zionisten" sowie ihrer Unterstützer gebetet. "Auch die abermalige undifferenzierte und einseitige Gleichsetzung der israelischen Bevölkerung mit 'den Juden´ verstärkt die antisemitische Positionierung", sagt Volm.

Das rät ein Antisemitismusexperte

Für Kim Robin Stoller, Vorstandsvorsitzende des in Berlin angesiedelten Internationalen Instituts für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung, ist das Posting ein "Aufruf zum Mord – noch weitgehender ein Aufruf zum Massenmord". Besonders beunruhigend findet Stoller die Passage, in der Gott zur Bestrafung der Unterstützer der Zionisten aufgefordert wird. "Ob damit auch die Bundesregierung durch ihre Unterstützung Israels und der Juden gemeint sein könnte, müsste weiter geprüft werden", appelliert Stoller.

"Wenn sich solche Reden wiederholen, dann kann man nicht von einem Einzelfall sprechen", findet auch der Pädagoge Burak Yilmaz, der die Bundesregierung bei Fragen zu Antisemitismus berät und 2018 für sein Engagement gegen Antisemitismus das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Er fragt sich, welches ideologische Fundament hinter solchen Reden steckt, "die sich in ihrem Inhalt wiederholen und antisemitische Ressentiments verbreiten." Der Moschee rät er, "jetzt selbstkritisch aufzuarbeiten, wie es dazu kommen konnte und welche Rolle man in der Gesellschaft einnehmen möchte."

Drohen rechtliche Konsequenzen?

Ob die Moschee auch rechtliche Konsequenzen erwartet, bleibt abzuwarten. Allgemein teilt die Generalstaatsanwaltschaft München auf Anfrage mit, dass öffentliche Äußerungen strafbar sind, die gegen Jüdinnen und Juden hetzen oder zu Gewalt aufrufen.

Im Video: Vorwürfe gegen Würzburger Moschee

Eingangsbereich der  Islamisch-Bosnischen Gemeinschaft in Würzburg.
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Eingangsbereich der Islamisch-Bosnischen Gemeinschaft in Würzburg.

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