Finanz- und Heimatminister Albert Füracker auf einer Pressekonferenz.
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Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) stellt den Heimatbericht 2023 vor.

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Internet bis Brauchtum: Zehn Jahre bayerische Heimatstrategie

Internet bis Brauchtum: Zehn Jahre bayerische Heimatstrategie

Vor zehn Jahren hat der Freistaat seine Heimatstrategie auf den Weg gebracht, damit der ländliche Raum in Bayern nicht abgehängt wird. Heimatminister Albert Füracker hat anlässlich des Jubiläums Bilanz gezogen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Die Ergebnisse können sich sehen lassen", so fasste Bayerns Heimatminister Albert Füracker (CSU) die Bemühungen der vergangenen zehn Jahre am Montag in Nürnberg zusammen. Seit 2014 möchte die Staatsregierung mit der Heimatstrategie die Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land angleichen. Laut dem Minister sei man dabei auf einem guten Weg.

Schnelles Internet für den ländlichen Raum

So sei beispielsweise der Glasfaser-Ausbau im "technischen Bereich ein Leuchtturmprojekt". Die Zahl der ländlichen Haushalte mit "schnellem Internet" (mindestens 30 Megabit pro Sekunde) sei in den vergangenen zehn Jahren von 27 auf über 99 Prozent gestiegen, so der Minister. Der Erfolg lasse sich auch durch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung messen: "Vor zehn Jahren haben wir am Tag etwa 50 Schreiben bekommen, in denen sich Menschen beschwert haben, dass die Situation schlecht ist", so Heimatminister Füracker zum BR. "Jetzt bekomme ich in 50 Tagen vielleicht einen Brief."

Mehr Geld für die Kommunen

Positiv entwickelt habe sich außerdem die finanzielle Unterstützung der Kommunen. Laut dem Staatsminister habe den Finanzausgleich in den vergangenen Jahren steigern können. Fast 30 Prozent des Staatshaushaltes fließen demnach in die Kommunen. Füracker betonte dabei, dass auch die Staatsregierung vor Ausgabensteigerungen und Einnahmenrückgängen stehe.

Attraktivität durch Behördenverlagerung

Ein weiterer Punkt, durch den man die ländliche Region attraktiver machen wolle, sei in vollem Gange: Die Staatsregierung hat in den vergangenen zehn Jahren 80 sogenannte Behördenverlagerungsprojekte ins Leben gerufen. Insgesamt, so der Staatsminister, bringe die Verlagerung "5.200 attraktive Arbeitsplätze und über 1.300 interessante Studienplätze in alle Regionen Bayerns".

Für den laufenden Prozess gibt es schon länger Beispiele: Mitten im Bayerischen Wald gibt es die Außenstelle der Sozialverwaltung des Bezirks Niederbayern, das Amt für ländliche Entwicklung der Oberpfalz ist von Regensburg nach Tirschenreuth gezogen. Und auch der zweite Dienstsitz des Heimatministeriums in Nürnberg, in dem Minister Füracker seine Bilanz vorstellte, ist ein Ergebnis der Behördenverlagerung. "Man muss nicht unbedingt nach München in die Stadt ziehen, es ist auch auf dem Land möglich, für den Freistaat Bayern zu arbeiten", so der Minister. Die Verlagerung bringe außerdem Kaufkraft und Investitionen zurück in die Regionen.

Förderungen im Bereich Tradition und Brauchtum

Neben diesen "technischen Heimatbegriffen" wie den Bereichen Digitalisierung und Kommunen, setze man auch auf den Wert des "emotionalen Heimatbegriffs". Um die Anerkennung für Brauchtum und Tradition hochzuhalten, habe man in den vergangenen Jahren zahlreiche Aktionen, Wettbewerbe und Preise ins Leben gerufen. Mit einer Gesamtsumme von 69 Millionen Euro hat die Staatsregierung laut eigener Auskunft seit Beginn der Heimatstrategie im Jahr 2014 Anliegen der Bürgerinnen und Bürger im Heimatbereich gefördert. Darunter fallen beispielsweise Verbände für Heimatpflege.

Heimatbericht 2023: Bayern wächst

Dass die Bevölkerung in Bayern zuletzt gewachsen ist, belegt der Heimatbericht 2023, der seit Montag abrufbar ist. Demnach stieg die Bevölkerungszahl in allen sieben Regierungsbezirken 2023 an. Die größten Zuwächse gab es in Schwaben, Oberbayern und Niederbayern. Zudem hat das bayernweit erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 erstmals die 700-Milliarden-Marke überschritten, so ein weiteres zentrales Ergebnis des Berichts.

Wirtschaftliche Lage als aktuelle Gefahr

Die wirtschaftliche Lage könne positive demografische Entwicklungen wieder gefährden, so der Minister. Besonders im Fokus stehen demnach die Regionen Oberfranken, Westmittelfranken, aber auch der Bayerische Wald und die nordöstliche Oberpfalz. Als Positivbeispiel nannte der Minister den Landkreis Cham. Früher hätte man hier oft eine sehr hohe Arbeitslosigkeit gehabt, jetzt sei Cham einer der stärksten Landkreise, so Minister Füracker zum BR.

Grüne kritisieren Fokus auf "Prestigeprojekte"

Gegenwind kommt von den Grünen: "Viele schöne Zahlen, viele Prestigeprojekte, aber zu wenige konkrete Ergebnisse", so die Kritik von Katharina Schulze, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag. Schulze betont die "katastrophale" Lage der Kitas. Auch das Thema Nahverkehr und "intakte Schulen" sei aus dem Fokus gerückt – und das, obwohl die Bevölkerung wachse, so Claudia Köhler, Sprecherin für Haushalt (Bündnis 90/Die Grünen).

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