Georg Huber alias "Billiger Jakob" mit seinen Geburtstagsgästen in Hemhofen.
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Georg Huber alias "Billiger Jakob" mit seinen Geburtstagsgästen in Hemhofen.

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Ware mit Witz – Marktverkäufer "Billiger Jakob" wird 90

Ware mit Witz – Marktverkäufer "Billiger Jakob" wird 90

Von Legenden zu sprechen, birgt immer ein gewisses Risiko. In Jahrmarktskreisen hat sich Georg Huber diese Kategorie aber redlich verdient. Als "Billiger Jakob" hat sich der gebürtige Fürther vor allem in Bayern einen Namen gemacht.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

90 Jahre und noch immer einen flotten Spruch auf den Lippen. So empfängt Georg Huber die Gäste anlässlich seines runden Geburtstags im Speisesaal des Hemhofener Seniorenheims. Das Trompetenensemble der Musikschule spielt ein Ständchen, es gibt prickelnden Sekt und jede Menge Anekdoten aus einem bewegten Berufsleben. Sein Job habe ihn gesund gehalten, betont der Huber Schorsch, wie ihn Freunde nennen. Man dürfe sich einfach nicht gehen lassen.

Gehen lassen musste er seine Tätigkeit dann aber dennoch. 2019 war Schluss. Georg Huber beendet auf der Fürther Michaeliskirchweih sein aktives Berufsleben aus gesundheitlichen Gründen. "Der Billige Jakob" wird er für viele weiterhin bleiben, selbst im Seniorenheim.

"Viele sind damals weit angereist, um den Billigen Jakob live zu erleben!" Georg Huber

Mit 15 startet der "Billige Jakob"

Angefangen mit seinem Stand hat Georg Huber bereits 1950 gemeinsam mit seinen beiden Cousins. Ein Traumberuf war das zu diesem Zeitpunkt noch nicht für ihn. Der damals 15-Jährige wäre lieber Schauspieler oder Opernsänger geworden. Die Pläne des Vaters aber lauteten anders. Der Marktkaufmann will seinen Sohn in den eigenen Fußstapfen sehen. Das Talent ist schnell zu erkennen. Georg Huber erobert mit Humor, Eloquenz und spitzer Zunge als "Billiger Jakob" im Lauf der Jahrzehnte Kirchweihen und Märkte nicht nur in Bayern. Den Titel "Billiger Jakob" hat sich der findige Geschäftsmann damals schützen lassen, um Nachahmer auszubremsen.

"Jakob" verkauft Hosenträger, Geldbeutel, Regenschirme, diverse Haushaltswaren. "Wer nichts vom billigen Jakob braucht, den gibt's gar nicht!" - so lautete stets das Motto des mobilen Geschäftsmannes.

Einladung auf Kerwa

Sein Wohnzimmer war 70 Jahre lang Deutschlands größte Straßenkirchweih. Auf der Michaeliskerwa in Fürth hatte der "Jakob" jedes Jahr seinen festen Stammplatz und auch ein Stammpublikum. Als "legendär" bezeichnet ihn Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD).

Der bringt zum Gratulieren neben Frankenwein und Lektüre noch ein ganz persönliches Geschenk mit ins Seniorenheim: Eine Einladung, inklusive Transport, auf die Ehrentribüne zur Fürther Kerwa im Herbst. Das nimmt Georg Huber dankend an. Mit dem Oberbürgermeister verbindet ihn inzwischen eine langjährige Freundschaft. Thomas Jung hatte schon als kleiner Junge den "Billigen Jakob" an dessen Stand bewundert. Der Schorsch sei eine Fürther Institution und trage nicht umsonst das "Goldene Kleeblatt" der Stadt.

"Noch heute blicken die Leute wehmütig auf die Stelle von Georgs Standplatz!" Thomas Jung

"Billiger Jakob" ohne Nachfolger

Einen Nachfolger für seinen Stand hat Georg Huber nicht gefunden. Seine vier Kinder hätte er alle teuer zum Studieren geschickt, da sei er somit selbst schuld, schmunzelt er. Alle hätten beruflich ehrenwerte Posten erlangt. Das sei auch gut so. Schließlich habe eben alles seine Zeit. Ein Nachfolger des Originals hätte es wahrscheinlich ohnehin schwer gehabt, schließlich gibt es nur einen echten "Billigen Jakob".

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