Ende März wird die Energiepreisbremse endgültig auslaufen. Viele Kirchen suchen deshalb schon jetzt nach Möglichkeiten, in Zukunft weniger Energie zu verbrauchen, um Kosten zu sparen. Denn langfristig sinken die Einnahmen der Kirchen durch steigende Kirchenaustritte. In dieser Situation werden Kirchengemeinden kreativ beim Energiesparen. Die evangelische Andreasgemeinde in München zum Beispiel hat die Heizung schon ein paar Grad heruntergedreht. Dafür wird jeder Gottesdienstbesucher einzeln beheizt - mit einem Heizkissen. Ein nachhaltiges Konzept, das sowohl Kosten als auch Energie spart.
Kirche nur noch neun Grad warm
Die Kirche wurde in den 1960er-Jahren gebaut, ist schlecht isoliert, neun Meter hoch und 450 Quadratmeter groß. Deshalb lässt sich die evangelische Andreaskirche in München Fürstenried generell nicht gut beheizen. Die Kirche wird seit einem Jahr nur noch auf neun Grad erwärmt. Stattdessen wird jeder Besucher direkt beheizt mit einem Sitzkissen unter dem Po. Die Besucher können sich diese am Eingang der Kirche vor Beginn des Gottesdienstes abholen. "Das geht ganz einfach, schauen sie her, einfach nur hier drücken“, sagt Pfarrer Johannes Schuster.
Mobile Heizkissen mit drei Wärmestufen
50 mobile Kissen hat die evangelische Kirchengemeinde angeschafft. Es gibt drei verschiedene Stufen: Warm, noch wärmer, am wärmsten. Jeder Besucher kann individuell einstellen, wie warm sein Sitzkissen unter dem Po oder am Rücken sein soll. Nur die Füße, die müssen die Gottesdienstbesucher selbst warmhalten, mit warmen Schuhen und Wollsocken.
In der Regel reichen die 50 Kissen für den Gottesdienst aus, weiß Pfarrer Johannes Schuster. Dannach werden sie wieder aufgeladen, und zwar mit dem Strom aus der hauseigenen Solaranlage auf dem Dach. Das Engagement für Klima und Umwelt ist der evangelischen Gemeinde wichtig. Es gibt einen Umweltkreis und die Andreasgemeinde macht auch mit beim "Grünen Gockel", dem Umweltmanagementsystem der bayerischen Landeskirche. "Die Gemeinde freut sich, dass wir innovative Ideen haben, ich hab noch keine Beschwerde gehört, dass die Kirche zu kalt ist", sagt Pfarrerin Ortrun Kemnade-Schuster.
Motivation: Nachhaltigkeit und Kosten sparen
Durch das Heizen mit Kissen spart die Gemeinde nicht nur Energie, sondern auch Geld. Und das sei auch dringend notwendig, nicht nur aus Umweltschutzgründen. Denn die Gemeinde habe wegen sinkender Mitgliederzahlen auch weniger Geld zur Verfügung, sagt Pfarrer Johannes Schuster: "Nachhaltigkeit ist wichtig, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Aber auch finanziell ist es wichtig, für wenige Veranstaltungen so einen Riesenraum zu heizen - das Geld haben wir nicht mehr."
Seit einem Jahr gibt es in der evangelischen Andreasgemeinde in München jetzt das alternative Heizkonzept. Wie hoch die Ersparnisse für die Gemeinde dadurch sind, ist derzeit noch nicht klar. Denn die Abrechnung für die Fernwärme-Heizung kommt nur alle zwei Jahre. Sicher ist aber schon jetzt: Die Andreasgemeinde muss weniger heizen als früher.
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