Nach ersten Warnstreiks bei Galeria Karstadt Kaufhof in anderen Bundesländern vergangene Woche hat die Gewerkschaft Verdi auch heute in mehreren Filialen in Bayern zu Aktionen aufgerufen. Auch wenn die betroffenen Geschäfte des insolventen Kaufhauskonzerns trotz Warnstreik öffnen sollten – auf weniger Service musste sich die Kundschaft wohl einstellen.
Aufgerufen waren ganztägig Beschäftigte am Standort München Hauptbahnhof, in den drei Nürnberger Warenhäusern von Galeria, in Aschaffenburg und – allerdings zeitlich befristet – in Schweinfurt. Auf Anfrage teilt Verdi mit, dass derzeit in Schweinfurt 56 Personen beschäftigt sind und in Aschaffenburg rund 90.
- Zum Artikel: "Ein halbes Leben bei Galeria-Karstadt – und jetzt?"
Warnstreik bei Galeria-Filialen: Tarifverhandlungen laufen
München, zwei Filialen in Nürnberg und die Filiale in Schweinfurt stehen dabei auf der Streichliste des Konzerns. Sie sollen für immer geschlossen werden. Doch der Warnstreik richtet sich nicht dagegen. Diese Entscheidung ist juristisch betrachtet dem Unternehmen vorbehalten. Aber zeitgleich mit der Insolvenz laufen Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Management von Galeria.
Unter anderem will Verdi durchsetzen, dass künftig in allen Filialen wieder nach dem regionalen Flächentarif des Einzelhandels bezahlt wird. Um ihre Arbeitsplätze zu retten, hatten die Beschäftigten seit einiger Zeit nun schon auf Gehalt verzichtet – auf bis zu 5.500 Euro jedes Jahr kommt Verdi. Angesichts der weiteren Schließungen von Filialen seien viele dazu nicht mehr bereit.
Proteste in Nürnberg
Rund 130 Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof haben in den drei Filialen der Warenhaus-Kette in Nürnberg die Arbeit niedergelegt. Laut Thomas Vieweg, dem Betriebsratsvorsitzenden der Filiale an der Lorenzkirche, habe die Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits mit einen sogenannten Integrationstarifvertrag auf viel Lohn verzichtet, um bei der Sanierung des Konzerns mitzuhelfen. Nun solle es weitere Verschlechterungen geben. "Das lassen wir mit uns nicht machen", so Vieweg weiter. Das Warenhaus an der Lorenzkirche in der Innenstadt soll fortgeführt werden. Die Filialen in der Königstraße und in Langwasser stehen vor der Schließung.
Verdi warnt vor weiteren Entlassungen
"Die Einkommen der Beschäftigten sollen in Zukunft völlig unberechenbar werden. Die Fehlplanungen des Managements sind leider legendär, und davon die Existenz der Beschäftigten abhängig zu machen, ist eine Gefährdung der Zukunft der Menschen bei Galeria", so Peter König, Gewerkschaftssekretär der Verdi Würzburg/Aschaffenburg.
Wie die Gewerkschaft mitteilt, ist auch das Aufatmen in den Filialen, die nicht von einer Schließung betroffen sind, nur von kurzer Dauer gewesen. Denn das Konzernmanagement plane erneut Massenentlassungen - und zwar sowohl in den Filialen, die geschlossen werden sollen, als auch in denen, die erhalten werden sollen. Verdi fordert zeitnah ein verhandlungsfähiges Angebot.
Galeria-Konzern: Warnstreiks unrechtmäßig
Der Konzern kritisiert die Streikaktion. Galeria Karstadt Kaufhof steckt finanziell in Schwierigkeiten. Der Flächentarif würde Mittel aus der Insolvenzmasse kurzfristig vereinnahmen und die Warnstreiks seien unrechtmäßig.
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