Ein Windrad steht in einem Wald. Im Hintergrund ist blauer Himmel zu sehen.
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Windräder stehen manchmal still – trotz Wind. User diskutieren, wieso das so ist.

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Warum sich Windräder trotz Wind manchmal nicht drehen

Warum sich Windräder trotz Wind manchmal nicht drehen

Obwohl der Wind kräftig pustet, stehen Windräder in Bayern von Zeit zu Zeit still. In den Kommentarspalten bei BR24 tauschen sich Userinnen und User darüber aus, warum das so ist. Gründe kann es verschiedene geben.

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Laut Daten der Bundesnetzagentur (externer Link) gab es in Deutschland Ende Juni 28.611 Windräder, davon 1.150 in Bayern. Ungeachtet der Debatte, ob es mehr Windenergieanlagen im Freistaat geben sollte: Manchmal stehen die bereits gebauten Räder still – obwohl der Wind kräftig pustet. Warum?

Zum Schutz: Stillstand bei zu starkem Wind

Gründe dafür gibt es verschiedene. So kommentiert etwa BR24-User "Luggi2", dass die Räder bei Orkanböen "aus dem Wind gedreht" würden. Das bestätigt ein Sprecher des Bundesverbands Windenergie im BR24-Gespräch. "Bei besonders hohen Windgeschwindigkeiten werden Anlagen zum Schutz vor mechanischen Schäden abgeregelt." Alle Windenergieanlagen seien mit solchen automatischen Abschalteinrichtungen ausgestattet.

Wird der Wind zu stark, wird der Rotor der Anlage also gestoppt und aus dem Wind gedreht. Generell werden die Rotorblätter stets an die Windgeschwindigkeit angepasst (externer Link). So stehen diese etwa bei einer leichten Brise von bis zu zehn Kilometern pro Stunde im 45 Grad Winkel schräg in Windrichtung, da sie so das größte Drehmoment zum Anlaufen entwickeln können. Wird der Wind stärker, werden die Blätter quer zum Wind gedreht, um die Windenergie maximal nutzen zu können. Bei Stürmen oder Orkanen werden die Blätter dann im 90-Grad-Winkel aus dem Wind gedreht.

Windräder in Küstennähe im Norden seien für höhere Windgeschwindigkeiten ausgelegt als solche, die etwa im Norden Bayerns stehen, erklärt ein Sprecher der Bürgerenergiegenossenschaft Haßberge in Unterfranken. Generell kämen sturmbedingte Abschaltungen sowohl im Norden als auch im Süden nur an wenigen Stunden im Jahr vor. "Der Ertragsverlust pro Jahr durch diese Abregelungen ist minimal", so der Sprecher weiter.

Drohende Überlastung des Netzes: Windräder flexibel

User "Illwedritsch" vermutete hingegen bereits vor einigen Wochen, dass Abschaltungen auch "etwas mit dem Netz und der fehlenden Speicherkapazität zu tun haben" könnten. Ein Sprecher des Bundesverbands Windenergie bestätigte diese Annahme. Die Überlastung der Netze sei der wichtigste Grund für temporäre Abschaltungen der Windenergieanlagen. "An Tagen mit besonders hoher Stromeinspeisung kann das Netz nicht alle Energie, die produziert wird, auch aufnehmen." Windräder seien demnach besonders flexibel zu- und abschaltbar. Bei drohenden Überlastungen des Netzes werden sie als erste Maßnahme abgeregelt.

Laut Zahlen der Bundesnetzagentur war das Elektrizitätsnetz in Deutschland im Jahr 2023 in der Lage, rund 96 Prozent der erneuerbaren Strommengen zu transportieren. Nur etwa vier Prozent des erneuerbaren Stromes musste abgeregelt werden, weil Netzkapazitäten nicht ausgereicht hätten. Für Bayern gibt es hierfür keine speziell ausgewiesenen Zahlen.

Von niedrigen Strompreisen und Wartungsarbeiten

Ein stillstehendes Windrad in der Landschaft fällt auf. So hatte etwa "BR24-User "Speedy" in den Kommentarspalten bemängelt, dass bei ihm im Landkreis Neumarkt ein Windpark steht, dessen Windräder immer stillstehen würden. "Leider ist das bei vielen anderen Windrädern auch so", so der User weiter. Die Gründe dafür können auch ganz trivial sein. So könnten etwa Anlagenbetreiber die Abregelung auch selbst veranlassen, zum Beispiel aus Sicherheitsgründen für Wartungsarbeiten, erklärt ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage.

Gleichzeitig könne eine Abregelung durch einen Direktvermarkter veranlasst werden. Das ist in Situationen denkbar, in denen der Strompreis wegen hohem Angebot, zum Beispiel mittags an einem sonnigen Wochenende, bei null oder gar negativ ist. In den ersten drei Quartalen 2024 war das nach einer Analyse der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) (externer Link) rund 400 Stunden lang der Fall.

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Inzwischen treten im Intraday-Stromhandel an der Börse häufig negative Strompreise auf. Meist an sonnigen Wochenenden.

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