Schon im Sommer 2021 überschwemmten nach einem Starkregen Wassermassen die Kleinstadt Reichenberg bei Würzburg. Vor wenigen Tagen passierte das wieder. Warum gibt es noch immer kein ausreichendes Schutzkonzept für den Ort?
Das Problem sei die Bürokratie, sagt Bürgermeister Stefan Hemmerich (SPD). Die Gemeinde kündigte 2021 ein Hochwasserschutzkonzept an. Passiert ist seitdem wenig. "Wir müssen relativ lange auf Rückmeldung vom Wasserwirtschaftsamt warten", sagt Hemmerich. "Manche Dinge, die man pragmatisch machen wollte, scheitern dann oft daran, dass erst Genehmigungsverfahren notwendig sind."
Neue Hochwasserwände hielten das Wasser nicht auf
Nach dem Hochwasser 2021 kauften die Gemeinde und die Feuerwehr mobile Hochwasserwände. Erst im Mai dieses Jahres testete die Feuerwehr die neuen Module. Doch sie reichten am Samstagabend nicht aus, um eine Überflutung des Ortskerns zu verhindern. Das Wasser trat über. Der Einsatzleiter der Reichenberger Feuerwehr Benedikt Schmidt sagt: "Diese Masse, die gekommen ist, konnte keiner erwarten. So viel kam noch nie von einer Seite. Wir hätten es nicht verhindern können, dass das Wasser übertritt."
2016, 2021, 2024: Immer wieder Hochwasser in Reichenberg
Über 70 Feuerwehrkräfte rückten am späten Samstagabend aus, als nach einem Gewitter mit Starkregen die Wassermassen aus den beiden Ortsteilen Lindflur und Uengershausen in Richtung Reichenberg rauschten. Im Ortskern – dem tiefsten Punkt – lief das Wasser dann zusammen und überflutete die Straßen. Das Wasser stand stellenweise bis zu einem Meter hoch. Zahlreiche Keller wurden überflutet.
Für die Reichenberger ein Déjà-vu: Im Juli 2021 hatte Starkregen die Ortsmitte gleich zweimal innerhalb einer Woche unter Wasser gesetzt. Auch 2016 kam zu es einem Hochwasser. Das Dorf, das in einem Talkessel liegt, ist wegen seiner Lage besonders hochwassergefährdet.
Reichenberger zwischen Enttäuschung und Solidarität
Einige Anwohnerinnen und Anwohner wünschen sich darum effektivere Maßnahmen für den Hochwasserschutz. "Ich bin enttäuscht von der Gemeinde, so oft wie jetzt die Unwetter kommen. Es wären doch eigentlich die Möglichkeiten da, um Vorrichtungen zu schaffen, um das Wasser wenigstens für eine kurze Zeit vorm Dorf draußen zu halten."
Im Weltladen "Karibuni" stand der Schlamm mehrere Zentimeter. Am Montagvormittag war der Boden schon wieder frisch gewischt. "Wir hatten gestern den Tag der Arbeit. Bekannte, Freunde, alle haben mitgemacht. Da waren so viele Leute, man kann es sich nicht vorstellen", sagt Mitarbeiterin Doris Mauer während der letzten Putzarbeiten.
Im Video: Wieder Flut in Reichenberg im Landkreis Würzburg
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