Die Wieskirche von Süden
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Wunder der Barock-Baukunst mitten in der Pampa

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Wieskirche: UNESCO-Welterbe contra Windkraft

Wieskirche: UNESCO-Welterbe contra Windkraft

Alle wollen saubere Energie. Aber wenn ein Standort gesucht wird, sagen viele: Bitte nicht bei uns. In Weilheim-Schongau hätte die UNESCO fast Windkraftanlagen im gesamten Pfaffenwinkel verhindert, um das kulturelle Erbe der Wieskirche zu schützen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In Peiting im Landkreis Weilheim-Schongau dreht sich seit 20 Jahren ein kleines Windrad. Die "Bürgerwind Pfaffenwinkel", eine regionale Betreiberfirma, will drei weitere Windräder bauen. Doch die Suche nach einem geeigneten Standort zieht sich schon seit zehn Jahren. Zuletzt wäre sie fast an der UNESCO gescheitert.

UNESCO fordert Sichtschutz gegen Windräder

Nordwestlich von Peiting steht die Luftlandeschule der Bundeswehr für Fallschirmspringer in Altenstadt. Im Nordosten die Wetterstation auf dem Hohenpeißenberg. Beide Einrichtungen genießen kilometerweiten Schutzstatus. Die Gemeinde benannte einen Standort beim Weiler Kurzenried, unweit vom Lech. Doch auch der wäre beinahe wieder gekippt worden – und zwar ausgerechnet von der UNESCO.

Bauantrag: Wieskirche 11 Kilometer entfernt

Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder will die Energiewende in seiner Gemeinde weiterbringen, die schon in den 2000ern unter seinem Vorgänger begann. "Wir haben 2014 den Bauantrag bekommen für die drei Windkraftanlagen. Es kam dann jemand auf die Idee, die Wieskirche, die hier in elf Kilometern steht, einzubeziehen. Die UNESCO hat dann eine Stellungnahme geschrieben, dass der Pfaffenwinkel zur Wieskirche dazugehören und damit das Welterbe infrage stellen würde."

Der Landkreis ist alarmiert. Er erstellte jetzt in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Gemeinde ein Denkmal-Konzept für die Wieskirche. 130 Seiten Umfang, 100.000 Euro Kosten. Für die Denkmalschützer ein Papier, das für Bayern einmalig ist, weil es für die anderen gelisteten 100 vergleichbaren Denkmäler als Vorlage dienen könnte. Für die Wieskirche wird darin der kulturelle Wert des Ortes in der Vergangenheit und in der Gegenwart dokumentiert.

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Das kulturelle Erbe der Wieskirche ist geschützt

10 Kilometer Sichtschutz für Windräder genügen der UNESCO

"Das Denkmalschutzkonzept war notwendig, um noch mal klarer zu definieren, was macht das Welterbe aus", sagt Sabine Timmer, die sogenannte Site-Managerin für die Wieskirche. Sie koordiniert für das Landratsamt den Kontakt mit der UNESCO. "Wo gibt es Berührungspunkte, wo würde der Welterbestatus von den Windkraftanlagen beeinträchtigt." Das alles wird heute viel genauer erfasst als 1983, als die Wallfahrtskirche das Siegel bekam.

Mit der Studie wird festgelegt, dass in einem Korridor von zehn Kilometern von diesem Welterbe aus kein Windrad gesehen werden kann. Das ist das Ergebnis, mit dem auch die Welterbe-Hüter der UNESCO in Paris den gewählten Standort akzeptieren.

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Das einzige Windrad im Landkreis Weilheim-Schongau

Abstand für Wetterradar auf dem Hohenpeißenberg gesenkt

Bürgermeister und Gemeinderat sind erleichtert. Mit der Zustimmung der UNESCO können die Planungen nach zehn Jahren jetzt in die nächste Phase gehen. 18 bis 20 Megawatt Leistung sollen die drei neuen Windräder pro Jahr erzielen. Die Betreiber können jetzt endlich mit der eigentlichen Bauplanung auf den sogenannten "Köpfinger Wiesen" beginnen.

Das Wetterradar auf dem Hohenpeißenberg sollte dabei keine Rolle mehr spielen, sagt der Bürgermeister. Die Abstandsflächen wurden in diesem Jahr von der Berliner Regierung von 15 auf fünf Kilometer gesenkt. Damit wäre der gewählte Standort auch gegenüber den Interessen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sicher.

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