Ein Mann mit einer Jacke mit Aufschrift "Qair" hat einen Ordner in der Hand und zeigt eine Grafik. Ihm schauen Menschen über die Schulter. Im Hintergrund sind noch mehr Menschen und Wald zu sehen.
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Patrick Ecker von Qair erklärt, welche Flächen für den Bau eines Windrads benötigt werden.

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Windpark Altötting: Bürger inspizieren Windrad-Standorte

Windpark Altötting: Bürger inspizieren Windrad-Standorte

27 statt 40 Windräder sind aktuell im Staatsforst im Landkreis Altötting geplant - immer noch ein großes Projekt. Die zuständige Firma Qair hat interessierten Bürgern nun Standorte gezeigt und erklärt, welche Eingriffe in den Wald notwendig sind.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Um den umstrittenen Windpark im Staatsforst im Landkreis Altötting ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden, auch wenn die Bürgerinitiative "Gegenwind Altötting" erst kürzlich eine große Demonstration dagegen veranstaltet hat. Die fachlichen Prüfungen laufen noch, etwa Gutachten zum Natur- oder Gewässerschutz. Im Frühjahr will der Projektierer, die deutsch-französische Firma Qair Deutschland mit Hauptsitz in München, die Unterlagen für die Genehmigung von 27 Windrädern einreichen. Zwei vorläufige Windradstandorte auf dem Gebiet der Gemeinde Haiming hat Qair am Wochenende interessierten Bürgerinnen und Bürgern gezeigt.

Führung: So hat sich Qair für Windrad-Standorte entschieden

Mit Maßbändern verdeutlichten die Mitarbeitenden von Qair, welche Waldflächen etwa für den Großkran gerodet werden müssen: 270 mal 21 Meter für den Kranausleger. Die können später mit Büschen und Gräsern begrünt werden. Anders als die Kranstellfläche mit 55 mal 40 Metern. Die muss dauerhaft geschottert bleiben, damit notfalls für Reparaturen wieder ein Kran sicher darauf stehen kann. Das Fundament eines Windrads hat einen Durchmesser von 25 bis 30 Meter, die Nabe soll 200 Meter hoch sein. Für den Transport der Bauteile kann Qair die bestehenden Waldwege nutzen, muss diese aber auf geraden Stücken von viereinhalb auf sechs Meter verbreitern. In Kurven brauchen die benötigten Fahrzeuge noch mehr Platz.

Die Qair-Mitarbeitenden erklärten zudem, wie sie in Absprache mit den Bayerischen Staatsforsten die Windrad-Standorte ausgewählt haben: Möglichst im Altbestand, der anfälliger für den Borkenkäfer ist und so, dass neu entstehende Waldränder immer nach Norden oder Osten gerichtet sind. So kann die Sonne nicht direkt darauf scheinen, was für den Wald weniger Stress bedeutet, erklärte Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten.

Bürger reagieren unterschiedlich auf Flächenverbrauch

Die Bürgerinnen und Bürger fanden das Format der Waldbegehung überwiegend gelungen: Eine Haimeringerin sagte, die tatsächlichen Dimensionen hätten sie entsetzt, weil man sich das nur anhand von Zahlen überhaupt nicht vorstellen könne. Ein anderer Bürger, ebenfalls aus Haiming, fand, dass für Windkraft Flächen wenigstens sinnvoll genutzt werden würden, anders als etwa für den Straßenausbau. Der Haiminger Bürgermeister Wolfgang Beier, der die Idee für die Waldführung hatte, zog das Fazit: Man dürfe sich keine Illusionen machen, derartige Bauprojekte seien ein Eingriff in den Wald, aber man nutze auch Synergien. Die Pachteinnahmen von den Windparkbetreibern könnten die Bayerischen Staatsforsten etwa in den Waldumbau stecken.

Windpark-Gegner kritisieren Ausklammerung von Themen

Zur Waldbegehung waren eigentlich nur Bürgerinnen und Bürger aus den Gemeinden Haiming und Marktl eingeladen - laut Qair aus organisatorischen Gründen, um Führungen in Kleingruppen zu ermöglichen. Erschienen waren jedoch auch Windpark-Gegner aus anderen Gemeinden, etwa von der Interessensgemeinschaft "Unser Wald". Diese hatten nicht das Gefühl, dass ihre kritischen Fragen erwünscht waren und kritisierten hinterher vor allem, dass die Themen PFOA-belastete Erde und Trinkwasserschutzgebiete von vorneherein ausgeklammert worden waren. Patrick Ecker von Qair sagte gleich zu Beginn der Führung, dass er zu Perfluoroctansäure (PFOA) aktuell noch nichts sagen könne und man sich auf die Standorte im Gemeindegebiet Haiming konzentrieren wolle, die lediglich in einem Vorranggebiet und in keinem Trinkwasserschutzgebiet lägen.

Im Frühjahr können Bürger Einwände erheben

Im Frühjahr, wenn der Projektierer Qair die Genehmigung für den Windpark beantragt hat, können Bürger der zuständigen Behörde ihre Einwände mitteilen. Von den ursprünglich geplanten 40 Windrädern will Qair nun nur noch mit 27 ins Genehmigungsverfahren gehen.

Durch die noch ausstehenden, fachlichen Gutachten könnten weitere Standorte wegfallen, langfristig könnten es aber auch wieder mehr Windräder werden: Denn auch in der Planungsregion, zu der der Landkreis Altötting gehört, müssen per Gesetz bis 2033 1,8 Prozent der Fläche für Windkraft ausgewiesen werden. Auf Ausschreibungen dort könnte sich Qair ebenfalls wieder als Projektierer bewerben. Beim aktuellen Projekt würde Qair gerne 2027 mit dem Bau beginnen - sofern das Projekt nach der Genehmigung dem Unternehmen weiterhin wirtschaftlich erscheint.

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