Rabbiner Elias Drey (links) sitzt im Stuhlkreis neben Imam Maher Khedr und hält einen Workshop für Jugendliche.
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Der Rabbiner Elias Drey (links) hält zusammen mit Imam Maher Khedr einen einzigartigen Workshop gegen Antisemitismus.

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Workshop von Rabbiner und Imam: Gemeinsam gegen Antisemitismus

Workshop von Rabbiner und Imam: Gemeinsam gegen Antisemitismus

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel 2023 nimmt auch bei uns der Antisemitismus zu. Oft hat er mit Unwissen gegenüber dem Judentum zu tun, sagt ein Amberger Rabbiner. Er hält deswegen jetzt einzigartige Workshops - zusammen mit einem Imam.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

"Wir essen nur Tiere, die gespaltene Hufe haben und Wiederkäuer sind", sagt Elias Dray. "Am Sabbat nutze ich kein Handy, fahre kein Auto und darf nichts mit Elektrizität machen", fügt er hinzu. Ganz offen berichtet er auch von seinen polnischen Großeltern, die im KZ waren. Oder welche Feiertage es für ihn gibt. Für viele der 19 Jugendlichen, die im Stuhlkreis bei sitzen, ist der Amberger Rabbiner die erste Person jüdischen Glaubens, die sie in ihrem Leben bisher kennen gelernt haben.

Suche nach Gemeinsamkeiten

Die Jugendlichen kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Iran, der Ukraine, aus Eritrea und Somalia. Sie gehören dem Islam an oder sind orthodox. Die Berufsintegrationsklasse aus Amberg ist für einen Vormittag zum Workshop in die jüdische Gemeinde gekommen. Rabbiner Elias Dray und Imam Maher Khedr suchen zusammen mit den jungen Menschen Gemeinsamkeiten und Trennendes zwischen Judentum und Islam. Auch der Imam erklärt, welche Tiere nach seinem Glauben verzehrt werden dürfen oder wie das Freitagsgebet gefeiert wird. Oder auch den Unterschied zwischen Islam und Islamismus.

Rabbiner: Antisemitismus hat oft mit Unwissen zu tun

Die Workshops hat Rabbiner Elias Dray eigens konzipiert, nachdem er einen steigenden Antisemitismus auf der ganzen Welt nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Herbst 2023 gespürt hat. Aus seiner Arbeit in Berlin weiß er, dass es oft mit Unwissen gegenüber dem Judentum zu tun hat. Deshalb öffnet er sprichwörtlich die Türen seiner jüdischen Gemeinde in Amberg und lädt Schüler und Erwachsene ein. Dray und auch Imam Maher Khedr wollen informieren, aufklären und damit auch politische Bildungsarbeit leisten und die Demokratie stärken.

Viele Fragen sollen Vorurteile abbauen

Der Tag für die Jugendlichen hat in der Synagoge begonnen, mit einer Führung. "Warum müssen hier Männer eine Kopfbedeckung tragen?", fragen die jungen Moslems, oder auch, "Schuhe anlassen?", und "Wie oft betet man im Judentum am Tag?" Später interessieren sie auch die Fragen, "Darf ein Moslem eine jüdische oder christliche Frau heiraten?" oder "Welcher Kalender gilt im Judentum?"

Lehrer Johannes Mehringer ist mit den Schülerinnen und Schülern gekommen, weil es Vorurteile immer gebe bei den Schülern. Im Unterricht sei allerdings nicht viel Platz, sich damit auseinanderzusetzen, weil die Schüler auf ihren Abschluss und ihre Sprachzertifikate konzentriert seien. "Schüler haben ein Gespür, dass sie vielleicht in dem Raum Schule mit ihren Vorurteilen gar nicht ankommen sollen", sagt der Lehrer.

Von Geschichte zu Nahostkonflikt: Vielfältige Workshop-Inhalte

Die Workshops der IKG Amberg richten sich an Schüler aller Schularten ab der 6. Klasse in der Oberpfalz, auch an Lehrer und Erwachsene. Unterstützt werden der Rabbiner und der Imam von einem Bildungsexperten. Die Inhalte der Workshops sind unterschiedlich, drehen sich um die Geschichte des Antisemitismus oder um den Nahostkonflikt. Den beiden Religionsvertretern geht es darum, Fragen der Schüler zu beantworten, das gegenseitige Verständnis zu fördern, in den Dialog zu kommen. Gefördert werden die Workshops vom bayerischen Kultusministerium.

Aha-Momente nach dem Austausch

Nach dem Workshop scherzen die Jugendlichen noch mit dem Imam, stellen weitere Fragen an den Rabbiner, fotografieren die Synagoge. "Dass nur 0,25 Prozent der Weltbevölkerung jüdisch ist", das hat einen der Jugendlichen besonders erstaunt. "Die fasten auch", stellt ein anderer fest, "aber weniger als 30 Tage". "Ich habe gelernt, wie die beiden Religionen angefangen haben, beide mit Abraham", fasst ein weiterer Jugendlicher zusammen.

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