Fußgänger gehen im Berliner Bezirk Mitte über die autofreie Friedrichstraße
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Fußgänger gehen im Berliner Bezirk Mitte über die autofreie Friedrichstraße

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Zentren ohne Autos: Wie Städte in Zukunft aussehen könnten

In Lindau hat eine internationale Konferenz zur Zukunft unserer Städte begonnen. Es geht dabei um Fragen wie: Müssen Autos noch ins Zentrum fahren oder gibt es andere Ideen dafür? Das Besondere: Alle sind eingeladen mitzumachen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Robert Pakleppa legt sich ein Brett auf die Knie. Er erklärt, dass sich alle in der Runde in kleinen Gruppen an dem selbst gebauten "Tisch" zusammensetzen setzen sollen. Jeder soll vom anderen profitieren, so viele unterschiedliche Meinungen wie möglich aufsaugen. Pakleppa leitet die Auftaktveranstaltung der Konferenz "Wandel für das Klima: Städte und Regionen nachhaltig gestalten" für Bürgerinnen und Bürger in der Lindauer Inselhalle. Hier sollen sich alle austauschen: Es geht um die Wünsche der Bürger für die Zukunft ihrer Städte.

Nicht nur Forscherinnen und Forscher bei der Konferenz

Die internationale Konferenz ist ein Novum. Das Besondere: Sie ist keine rein wissenschaftliche, sondern offen für alle. Es sind entsprechend nicht nur Forscherinnen und Forscher nach Lindau gekommen. Bewusst hat Initiatorin Monika Schröttle von der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen eingeladen: Bürgerinnen und Bürger sollen sich gemeinsam mit Vertretern aus der Wirtschaft austauschen. Künstlerinnen und Kreative sollen einen Input liefern. Politik-Entscheider sind mit dabei, um zu diskutieren, wie sich die Städte der Zukunft entwickeln sollen. "Wir wollen die Leute auf jeden Fall mitnehmen", sagte Politologin Monika Schröttle dazu.

Schröttle geht es dabei etwa um Fragen zur Mobilität und darum, wie der Stadtverkehr der Zukunft aussehen wird. Ob künftig überhaupt noch Autos durch Städte fahren. Es geht um die Gestaltung von Gebäuden und wie sie nachhaltiger gebaut werden können sowie um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Mit dabei sind beispielsweise auch Stadtentwickler und Forschende aus Großbritannien, Mexiko und Brasilien. Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen sollen in die Gespräche in Lindau miteinbezogen werden. "Dass die uns schlaumachen: Was hat geklappt? Wir schauen in Deutschland oft nicht über den Tellerrand hinaus", sagt Schröttle. Dabei sei es wichtig zu erfahren, wie andere Länder dem Klimawandel in Städten begegneten und welche Ideen dort funktionierten.

KI soll Städte unterstützen

Am Donnerstag geht es außerdem darum, wie Künstliche Intelligenz (KI) Städten im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann. Wolfgang Ertel forscht schon seit Jahrzehnten dazu. Er sagt, überall dort, wo man Systeme zum Beispiel in Häusern oder Stadtvierteln optimieren möchte, da seien Maschinen sehr hilfreich. "Bezüglich Energieverbrauch, bezüglich CO₂-Ausstoß – immer dann können wir diese KI nutzen. Und tatsächlich sind die KI-Systeme heute an vielen Stellen schon viel besser, als wir Menschen das sind", sagt Ertel. Er verweist aber auch auf den enormen Energie- und Ressourcen-Hunger der Maschinen, die dem Ziel sparsamer und nachhaltiger zu leben entgegenstünden.

Zum Auftakt sind rund 40 Personen gekommen; 60 weitere verfolgten die ersten Reden online. Die Veranstalter – die Stadt Lindau selbst, das World Capital Institute (WCI) sowie die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) – hofften alle auf noch mehr Zulauf zur Konferenz. Claudia Alfons sagte dazu, man müsse Formate finden, um einen Wandel gestalten zu können – dafür könne diese Konferenz ein guter Thinktank sein. Und nicht nur das: Die Wissenschaftlerinnen und Forscher um Schröttle wollen künftig feste Partner der Stadt Lindau und anderer Gemeinden am Bodensee sein, um die Ideen der Konferenz auch konkret umzusetzen.

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