Kooperationen mit schillernden Stars und Persönlichkeiten sind mitunter riskant. Das hat der Sportartikelhersteller Adidas bereits 2022 erlebt, als er die Zusammenarbeit mit dem US-Rapper Ye – vormals Kanye West – abrupt beenden musste. Grund dafür waren rassistische und antisemitische Äußerungen des US-Stars.
Nun steht neuer Ärger ins Haus: Für eine Neuauflage des Sneaker-Modells SL72, das erstmals zu den Olympischen Spielen in München 1972 herausgebracht wurde, hat der Konzern das Model Bella Hadid zum Werbegesicht gemacht. Hadid, die palästinensische Wurzeln hat, wird vorgeworfen, sich in der Vergangenheit judenfeindlich geäußert zu haben. Dass nun ausgerechnet sie für einen Schuh wirbt, der an die Olympischen Spiele erinnert, bei denen palästinensische Terroristen elf israelische Sportler und Betreuer ermordeten, empfinden mehrere israelische Organisationen als respektlos.
"Adidas, wirklich?"
"Dass Adidas sich für Hadid entschieden hat, die ständig gegen Juden hetzt und den jüdischen Staat angreift, ist schon schlimm genug", erklärte etwa Sacha Roytman, Geschäftsführer der internationalen Organisation Combat Antisemitism Movement. "Aber dass sie einen Schuh auf den Markt bringen, der an eine Olympiade erinnert, bei der so viel jüdisches Blut vergossen wurde, ist einfach nur krank." Er forderte eine Entschuldigung von Adidas.
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte Unverständnis: "Adidas, wirklich?", schrieb die Organisation im Kurzbotschaftendienst X und verlinkte darunter einen Post, auf dem Hadid mit den roten Schuhen zu sehen ist. Die israelische Botschaft in Berlin schaltete sich ebenfalls ein. "Raten Sie mal, wer das Gesicht der Kampagne ist?", schrieb sie bei X. Und die US-Organisation "Stop Antisemitism" erklärte trocken: "Wenn der Schuh passt – wie angegossen."
Hadid engagiert sich für Pro-Palästina-Bewegung
Hadid ist die Tochter des palästinensischen Immobilieninvestors Mohamed Anwar Hadid. Sie macht im Netz immer wieder ihre Unterstützung für die Palästinenser im Nahost-Konflikt deutlich. Bei Instagram etwa weist sie in zahlreichen Posts unter anderem auf das Leid von Zivilisten im Gazastreifen hin und schreibt "Free Palestine" (Freies Palästina). Auf dem Filmfestival in Cannes erschien Hadid in einem weiß-roten Kleid im Stil einer Kufiya, des sogenannten Palästinenserschals.
Bei pro-palästinensischen Demonstrationen soll das Model mit israelfeindlichen Parolen aufgefallen sein, wie ihr mehrere israelische Organisationen vorwerfen. Anhand von Videos in den Online-Netzwerken lässt sich dieser Vorwurf weder bestätigen noch ausräumen.
Unternehmen entschuldigt sich und will Kampagne überarbeiten
Das Herzogenauracher Unternehmen ruderte auf BR-Anfrage zurück: "Wir sind uns bewusst, dass Verbindungen zu tragischen historischen Ereignissen hergestellt wurden - auch wenn diese völlig unbeabsichtigt sind - und wir entschuldigen uns für jegliche Verärgerung oder Leid, die dadurch verursacht wurden", heißt es in dem Statement. Die Kampagne mit Hadid werde überarbeitet. Der Post, auf dem Adidas die Kooperation ankündigte, wurde mittlerweile gelöscht, auf der Website ist das Werbefoto jedoch weiterhin zu sehen (externer Link).
Ob die Zusammenarbeit mit dem Model beendet wird, ließ Adidas aber zunächst offen. Vielmehr erklärte der Konzern: "Wir glauben an den Sport als verbindende Kraft auf der ganzen Welt und werden unsere Bemühungen fortsetzen, Vielfalt und Gleichberechtigung in allem, was wir tun, zu fördern."
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