Russland steht kurz vor der Präsidentenwahl, Ende der Woche will sich Wladimir Putin bestätigen lassen. Wenige Tage vor dem Termin werden aus Grenzgebieten zur Ukraine Gefechte gemeldet. Russische Milizen, die auf der Seite Kiews kämpfen, sind am Dienstag nach eigenen Angaben von der Ukraine aus in die russischen Regionen Kursk und Belgorod eingedrungen.
Mindestens zwei Gruppen reklamierten die Aktionen für sich: die Legion "Freiheit für Russland" und das "Sibirische Bataillon". Beide setzen sich nach eigenen Angaben aus kremlfeindlichen Russen zusammen.
Anti-Putin-Kämpfer melden Eroberung einer Ortschaft
Die Legion meldete die Eroberung einer grenznahen Ortschaft: "Das Dorf Tjotkino in der Region Kursk wird vollständig von den russischen Befreiungskräften kontrolliert", erklärte "Freiheit für Russland". Die russische Armee ziehe sich aus dem Dorf zurück und lasse schwere Waffen zurück.
"Wir werden uns unser Land Zentimeter für Zentimeter zurückholen", hieß es in der Mitteilung der Miliz, die zudem Bezug auf die anstehende Wahl in Russland nahm: "Das Volk wird wählen, wen es will - nicht wen es muss. Die Russen werden frei leben."
Russland: Angriffe auf Grenzgebiete abgewehrt
Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, mehrere Angriffe in beiden Regionen seien abgewehrt worden, auch jener auf das Dorf Tjotkino. Die Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf den Inlandsgeheimdienst FSB, russische Streitkräfte hätten 100 Menschen getötet und mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört. In der Stadt Kursk stellten Schulen nach den Angriffen laut Agenturmeldung auf Onlineunterricht um.
Die Führung in Moskau bezeichnete die Gruppen als Marionetten des ukrainischen Militärs und des US-Geheimdienstes CIA. Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow, betonte in Kommentaren für Kiewer Medien dagegen, dass die Einheiten ausschließlich aus russischen Staatsbürgern bestünden. "Auf dem Gebiet der Russischen Föderation handeln sie absolut autonom, selbstständig und setzen ihr gesellschaftlich-politisches Programm um", sagte der Geheimdienstvertreter.
Ukraine beschädigt Ölraffinerie mit Drohnen
Die Ukraine selbst ist aber auch offiziell aktiv. Das ukrainische Militär überzog Russland am Dienstag mit einem seiner größten Drohnen- und Raketenangriffe, seit Moskau vor mehr als zwei Jahren den Krieg zwischen den beiden Nachbarn losgetreten hatte.
Die Drohnen-Angriffswelle begann nach russischen Angaben in der Nacht und wurde im Laufe des Tages kontinuierlich fortgesetzt. Mehrere Regionen waren demnach betroffen, darunter Belgorod, Kursk, Brjansk, Tula und Oryol, aber auch die Hunderte Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernte Oblast Leningrad und der Großraum Moskau. 25 Drohnen seien abgeschossen worden.
Ziel waren offenbar wie schon in der Vergangenheit bei ähnlichen Angriffen insbesondere Einrichtungen der Energieinfrastruktur. So geriet lokalen Behörden zufolge eine wichtige Raffinerie in Brand. Laut Industriekreisen musste mindestens die Hälfte der Produktion gestoppt werden.
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
Russisches Militärflugzeug mit 15 Menschen an Bord abgestürzt
Zudem sorgte ein Flugzeugabsturz am Dienstag für Aufsehen. So ist nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums erneut ein Militärtransportflugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 abgestürzt - diesmal im Gebiet Iwanowo. An Bord der Maschine seien 15 Menschen gewesen, darunter acht Besatzungsmitglieder und sieben Passagiere, teilte das Ministerium der russischen Agentur Interfax zufolge in Moskau mit. Zum Schicksal der Insassen war zunächst nichts bekannt. Beim Start geriet demnach eins der vier Triebwerke in Brand. Ein Grund für den Ausbruch des Feuers wurde zunächst nicht genannt.
Zuletzt war eine Il-76 im Januar über dem russischen Grenzgebiet Belgorod abgestürzt. Nach russischen Angaben wurde das Flugzeug von ukrainischer Seite mit einer Rakete abgeschossen.
Mit Informationen von Reuters, AFP und dpa
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