Atlanta: US-Präsident Joe Biden (M) und First Lady Jill Biden verlassen die Bühne am Ende einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte.
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Atlanta: US-Präsident Joe Biden (M) und First Lady Jill Biden verlassen die Bühne am Ende einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte.

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Biden liefert Erklärung für schwachen Auftritt bei TV-Duell

Die Performance von Joe Biden in der Fernsehdebatte gegen Donald Trump ließ in seiner Partei die Alarmglocken schrillen. Nun lieferte der Präsident eine Erklärung für seinen Auftritt. Der Druck auf ihn steigt allerdings weiter.

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Schwache Stimme und fahriger Auftritt: Joe Biden hinterließ in den Augen vieler einen verheerenden Eindruck im TV-Duell gegen seinen Vorgänger Donald Trump. Der kommentierte den Auftritt seines Kontrahenten während der Fernsehdebatte unter anderem mit dem Satz: "Ich weiß wirklich nicht, was er da zum Schluss gesagt hat, aber wahrscheinlich weiß er es selbst nicht."

Nun lieferte Biden eine Erklärung für seine schwache Performance: Er sei die Folge von Müdigkeit aufgrund anstrengender Auslandsreisen gewesen. Im US-Bundesstaat Virginia sagte der Demokrat laut mitreisenden Journalisten: "Es war nicht sehr klug, vor der Debatte ein paar Mal um die Welt zu reisen."

"Und dann bin ich auf der Bühne fast eingeschlafen"

Biden sagte, er habe da nicht auf seine Mitarbeiter gehört – "und dann bin ich auf der Bühne fast eingeschlafen", so der 81-Jährige. Das sei zwar "keine Entschuldigung", aber eine Erklärung, meinte der Demokrat. Dass er erkältet gewesen sei, wie es sein Team während der Debatte verbreitete, erwähnte er nicht.

Biden war zuletzt tatsächlich häufig unterwegs. Anfang Juni stand Frankreich auf dem Plan, er war bei einer Gedenkveranstaltung zum D-Day, der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg. Anschließend ging es für einen Staatsbesuch nach Paris.

Zwei Reisen nach Europa – dann eine Woche Camp David

Nach einer Rückkehr in die USA reiste Biden Mitte Juni für den G7-Gipfel nach Italien. Es folgten wieder Termine in den USA – erst Los Angeles und dann wieder Washington.

Allerdings ging es ab dem 20. Juni nach Camp David, den Landsitz des US-Präsidenten nahe der Hauptstadt. Dort bereitete sich der Präsident und sein Team auf die Debatte vor. Rund eine Woche lang nahm er deswegen keine öffentlichen Termine wahr. Eine Reise direkt vor dem TV-Duell hat es also nicht gegeben.

Eine andere, wenn auch ähnliche Erklärung lieferte das Nachrichtenportal "Axios" (externer Link): Demnach werden Bidens öffentliche Termine in der Regel zwischen 10 und 16 Uhr gelegt, weil der Präsident in dieser Zeit verlässlich auftreten könne, berichtet "Axios" unter Bezug auf Quellen aus dem Biden-Team. Jenseits dieses Zeitfenster sei Biden jedoch geneigt, sich zu verhaspeln und müde zu wirken. Die TV-Debatte gegen Trump fand abends um 21 Uhr Ortszeit statt.

Druck auf Biden wächst

Der Druck auf Biden wird indes größer – auch in der eigenen Partei. Ein erster demokratischer Kongressabgeordneter forderte den Präsidenten öffentlich zum Rückzug auf. "Im Gegensatz zu Trump ist Präsident Bidens erste Verpflichtung immer das Land und nicht er selbst gewesen, ich bin zuversichtlich, dass er die schmerzhafte und schwierige Entscheidung treffen wird, sich zurückzuziehen", sagte der Abgeordnete Lloyd Doggett aus Texas. "Ich fordere ihn respektvoll auf, das zu tun", schrieb Doggett in einer Erklärung.

Der Fernsehsender CNN zitiert einen weiteren demokratischen Kongressabgeordneten anonym, der davon spricht, dass ein großer Teil der demokratischen Fraktion im Repräsentantenhaus "beunruhigt" sei. Man zweifle an seiner Fähigkeit, die Wahl zu gewinnen. "Wir wollen ihm den Raum geben, die Entscheidung zu treffen, sich zurückzuziehen. Aber wenn er das nicht tut, werden wir unsere Zweifel lauter äußern."

Obama stellt sich hinter Biden

Andere aus der Partei hatten sich zuletzt hinter Biden gestellt. "Schlechte Debatten-Abende passieren", schrieb beispielsweise der ehemalige Präsident Barack Obama nach dem TV-Duell auf X. "Aber diese Wahl ist immer noch eine Abstimmung zwischen jemandem, der sich sein ganz Leben für den normalen Bürger gekämpft hat und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert". Das TV-Duell habe daran nichts geändert. Der einflussreiche Kongressabgeordnete Jim Clyburn forderte Biden ebenfalls auf, "den Kurs zu halten".

Biden werde weiterhin ein großartiger US-Präsident sein, erklärte die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Allerdings sagte sie auch, es sei "legitim", nach dem TV-Duell Bedenken äußern, ob Biden dem Amt noch gewachsen sei, ob sein Auftritt "eine Episode oder ein dauerhafter Zustand" ist.

Am Mittwoch soll Biden mit demokratischen Gouverneuren und Spitzenpolitikern aus dem Kongress zusammenkommen. Das hatte das Weiße Haus am Dienstag mitgeteilt. Auch da dürfte die Frage, ob die Demokraten mit Biden die Wahl im November gewinnen können, im Fokus stehen.

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