Die verheerenden Brände im Raum Los Angeles haben sich in Teilen der Metropolregion erneut ausgeweitet. Am Samstag (Ortszeit) breiteten sich die Flammen vom Stadtteil Pacific Palisades aus weiter nach Osten und Norden, unter anderem in Richtung des dicht besiedelten Tals San Fernando Valley. Laut der Gerichtsmedizin im Bezirk Los Angeles stieg die Zahl der Toten unterdessen auf mindestens 16. Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt.
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Wind facht Feuer erneut an
In den Abendstunden nahm der Wind nach einem kurzzeitigen Abflauen wieder zu. Die Feuerwehr konnte angesichts der trockenen Vegetation die erneute Ausweitung nicht verhindern. Betroffen war auch das Gebiet, in dem das Kunstmuseum Getty Center liegt.
Nachdem der Wind sich in den vergangenen Tagen abgeschwächt hatte, warnte der Nationale Wetterdienst nun vor Wetterbedingungen bis mindestens Anfang kommender Woche, die weitere Brände begünstigen oder zur Ausdehnung bestehender Feuer führen könnten.
Schon 12.300 zerstörte Gebäude
Den jüngsten Zahlen der Brandschutzbehörde Cal Fire zufolge wurden bislang 12.300 Gebäude zerstört. Nach Angaben von Cal-Fire-Vertreter Todd Hopkins zählten dazu jedoch nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Anbauten, Wohnmobile oder auch Schuppen. Seit Dienstag gingen fast 155 Quadratkilometer Land in Flammen auf – das ist etwa anderthalbmal die Fläche der Insel Sylt. Mehr als 180.000 Menschen mussten seitdem ihre Häuser verlassen, unter ihnen viele Hollywood-Stars.
"Es ist einfach niederschmetternd", sagte Bewohnerin Dara Danton im besonders stark betroffenen Stadtviertel Pacific Palisades der Agentur AFP. "All unsere Freunde, unsere besten Freunde, haben ihr Haus verloren und wir auch."
Villa Aurora bisher unbeschadet
Die in Pacific Palisades stehende Villa Aurora, in welcher der deutsche Schriftsteller Lion Feuchtwanger im Exil lebte, schien nach wie vor den Flammen standzuhalten. Bisher habe die Villa durch die Brände "keinen Schaden genommen", hieß es auf der Website des Vereins Villa Aurora (Externer Link). Eine detaillierte Schadensbewertung stehe aber noch aus. Auch das Thomas-Mann-Haus, wo der deutsche Schriftsteller Thomas Mann von 1942 bis 1952 lebte, blieb bis jetzt unbeschadet. Beide Einrichtungen lägen aber weiter in der Gefahrenzone.
Schlechte Luft: Atemschutzmasken notwendig
Die Brände verschlechtern im Raum Los Angeles inzwischen zusehends die Luftqualität. Die Gesundheitsbehörde des Verwaltungsbezirks LA sprach an alle Einwohner die Empfehlung aus, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Wer im Freien arbeiten müsse, solle Atemschutzmasken verwenden.
Hydranten ohne Wasser
Unterdessen wird weiter über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände diskutiert. Die unter Beschuss stehende Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, versicherte, dass alle Behörden am gleichen Strang zögen. Zuvor hatte die Feuerwehrchefin von LA, Kristin Crowley, eine unzureichende Finanzierung der Feuerwehr kritisiert. Zudem habe die Stadt nicht für ausreichend Wasser gesorgt. "Wenn ein Feuerwehrmann zu einem Hydranten kommt, erwarten wir, dass Wasser rauskommt", sagt sie.
Bittbrief an Trump
Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles appellierte derweil an Trump, sich ein Bild von den immensen Schäden zu machen. Auf der Plattform X postete sie einen Brief an den Republikaner, der am 20. Januar die Amtsgeschäfte von Präsident Joe Biden übernimmt. Barger, die ebenfalls Republikanerin ist, bat Trump, den Menschen beizustehen.
Menschliche Tragödien nicht politisieren
Zuvor hatte bereits der demokratische Gouverneur des Bundesstaates Kalifornien, Gavin Newsom, Trump eingeladen, sich das Ausmaß der Brände persönlich anzusehen. Trump hatte Newsom eine Verantwortung für das Ausmaß der Feuer zugeschrieben – er kritisierte unter anderem dessen Wassersparmaßnahmen. Newsom konterte, man solle menschliche Tragödien nicht politisieren.
Das Weiße Haus teilte unterdessen auf der Plattform X mit, dass sich US-Präsident Biden mit Behördenvertretern über die aktuelle Situation ausgetauscht habe. Sein Team informiere ihn auch, wie Bundesmittel helfen und wie man zusätzlich Überlebende unterstützen könne.
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
Zum Audio: Kritik am Katastrophenmanagement in Los Angeles
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