Rund 3,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben zuletzt illegale Drogen wie Kokain konsumiert. Das geht aus dem neuen Reitox-Jahresbericht für 2024 (externer Link) hervor, den der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) und die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Berlin vorgestellt haben. Die aktuellsten verfügbaren Zahlen beziehen sich demnach auf das Jahr 2021 und stammen aus einer wissenschaftlichen Befragung.
Erhoben hat die Zahlen das Institut für Therapieforschung, das in seinem Epidemiologische Suchtsurvey seit den 80er Jahren regelmäßig Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren zu dem Thema befragt. Dabei geben die Studienteilnehmer an, wie oft sie innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr verbotene Drogen zu sich nahmen. Inklusive des Konsums von Cannabis, der zum Befragungszeitpunkt noch vollständig verboten war, lag der Wert sogar bei 9,6 Prozent.
Tonnenweise sichergestelltes Kokain
Bei den derzeit illegalen Drogen führt Kokain die Konsumstatistik an. Hier nahm die Verbreitung in den vergangenen Jahren ganz besonders deutlich zu. So stieg der Anteil der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren, die mindestens einmal im Jahr Kokain konsumiert haben, zwischen 2015 und 2021 von 0,6 auf 1,6 Prozent. Die Polizei stellte allein im vergangenen Jahr in Deutschland 43 Tonnen der Substanz sicher – mehr als doppelt so viel wie 2022.
Bei jungen Menschen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren war Drogenkonsum dem Bericht zufolge weniger verbreitet als unter Erwachsenen. Der separaten Drogenaffinitätsstudie zufolge lag der Anteil derer, die innerhalb des vergangenen Jahres Rauschgift inklusive Cannabis nahmen, in dieser Gruppe im Jahr 2019 bei 8,3 Prozent. Ohne Cannabis liegt der Wert bei 1,1 Prozent.
Bundesdrogenbeauftragter Blienert zeigt sich besorgt
Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, mahnte angesichts des steigenden Kokain-Konsums ein stärkeres Gegensteuern an. Er bezeichnete die Situation in Deutschland als "ernst". Der Kampf gegen den illegalen Drogenhandel insbesondere im Bereich der organisierten Kriminalität müsse erfolgreicher werden, erklärte der SPD-Politiker. Auch in unsicheren Zeiten, in denen Krisen und Kriege viele Menschen beunruhigten, dürften Drogenkonsumierende und Suchtkranke nicht an den Rand oder gar ins Unsichtbare geschoben werden.
Blienert forderte mehr Prävention sowie zielgenauere Beratungs- und Therapiesysteme. Nötig sei ein "gemeinsamer Kraftakt" von Politik und Sozialversicherungsträgern. Der Bundesbeauftragte und die Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf die stark gestiegene Zahl der Drogentoten: Im vergangenen Jahr starben in Deutschland wegen des Konsums illegaler Substanzen 2.227 Menschen und damit 237 mehr als im Vorjahr.
Missbrauch von Lachgas wird zunehmend zum Problem
Ein anhaltender Trend ist auch der Missbrauch von Lachgas (Distickstoffmonoxid). Infolge des zunehmenden Konsums wurden laut Bericht mehrere Fälle mit erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zum Tode festgestellt. 2023 wurden demnach elf Todesfälle im Zusammenhang mit Lachgas polizeilich registriert. Lachgas kann in Deutschland derzeit legal erworben werden und ist besonders bei Jugendlichen beliebt.
Mit Informationen von dpa, AFP und KNA.
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