Angesichts der angespannten Lage in der israelisch-libanesischen Grenzregion hat die Bundesregierung ihre Reisehinweise für den Libanon verschärft. "Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert, Libanon zu verlassen", heißt es in den aktualisierten Empfehlungen des Auswärtigen Amtes. Zuvor hatte bereits Kanada seine Staatsbürger zum Verlassen des Libanon aufgerufen.
"Im Grenzgebiet zu Israel können die derzeit erhöhten Spannungen jederzeit weiter eskalieren", schreibt das Auswärtige Amt. Zudem bestehe im Libanon "ein erhöhtes Risiko von Terroranschlägen", die sich auch gegen westliche Ausländer oder große Hotels richten könnten. Vor Reisen in den Libanon wird gewarnt.
Angriffe und Gegenangriffe in der Grenzregion
Die vom Iran unterstützte radikalislamische Hisbollah-Miliz kontrolliert das libanesische Gebiet an der Grenze zu Israel. Von dort aus greift sie den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen immer wieder mit Raketen und Drohnen an.
Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. Aus israelischen Regierungskreisen wurden in den vergangenen Tagen Drohungen mit einem ausgewachsenen Krieg gegen die Hisbollah laut, vor einer Woche genehmigte die Armeeführung Pläne für einen Einsatz im Libanon, international wuchsen die Befürchtungen vor einer Eskalation des Konflikts.
Baerbock warnt vor regionaler Eskalation in Nahost
Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnte aufgrund der wachsenden Spannungen im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah vor unabsehbaren Folgen im Nahen Osten: "Ein weiterer Krieg würde eine regionale Eskalation bedeuten, mit Ausmaßen, die wir uns alle kaum vorstellen können", sagte sie im Deutschlandfunk.
Israel und der Libanon liefen derzeit jedoch Gefahr, in einen solchen Krieg hineinzurutschen: "Und genau das gilt es zu verhindern, dass durch die tägliche weitere Eskalation, wo weitere Raketen fliegen, zwar große Teile auf beiden Seiten diesen Krieg nicht wollen, aber man hineinschlittert."
Bei ihren Gesprächen, die sie am Dienstag in Beirut führte, habe sie den Eindruck gewonnen, dass die libanesische Regierung das auch so sehe. Leider habe diese vor Ort aber "keinen wirklich durchschlagenden Zugriff, auch auf die Hisbollah". Umso wichtiger seien die Gespräche vor Ort in Zusammenarbeit mit den USA und Frankreich. Auf der Herzlija-Konferenz bei Tel Aviv hatte Baerbock am Montagabend einen vollständigen Rückzug der Hisbollah aus dem Grenzbereich zu Israel verlangt.
USA: "Krieg mit schrecklichen Folgen" droht
Auch bei der US-Regierung wächst die Sorge vor einer Eskalation. "Die Provokationen der Hisbollah drohen, das israelische und das libanesische Volk in einen Krieg zu ziehen, den sie nicht wollen, und ein solcher Krieg wäre eine Katastrophe für den Libanon", sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag bei einem Treffen mit Israels Verteidigungsminister Joav Galant in Washington.
Galant warnte dabei eindringlich vor der atomaren Aufrüstung des Irans. "Die größte Bedrohung für die Zukunft der Welt ist der Iran", sagte er. Die Zeit laufe ab, das Land am Besitz von Atomwaffen zu hindern. Die Hisbollah im Libanon gilt als bedeutendster Verbündeter des Irans, der in Israel seinen Erzfeind sieht.
Er sei "äußerst besorgt" über die Zunahme der Raketenangriffe der Hisbollah auf Israels Norden und die jüngste Zunahme der Spannungen, sagte Austin. "Ein weiterer Krieg zwischen Israel und der Hisbollah könnte sich leicht zu einem regionalen Krieg mit schrecklichen Folgen für den Nahen Osten ausweiten", so der US-Verteidigungsminister. Diplomatie sei "bei Weitem der beste Weg, um eine weitere Eskalation zu verhindern".
Erdogan: Israel will den Gaza-Krieg ausweiten
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel unterdessen vorgeworfen, es wolle den Gaza-Krieg auf den Libanon ausweiten. "Israel, das den Gazastreifen zerstört hat, nimmt jetzt den Libanon ins Visier", sagte Erdogan vor Abgeordneten der Regierungspartei. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu plane, den Krieg mit Zustimmung des Westens auf die ganze Region auszuweiten. Dies werde zu einer "riesigen Katastrophe" führen.
Erdogan versicherte, sein Land stehe an der Seite des Libanon. "Und wir fordern andere Länder in der Region auf, Solidarität mit dem Libanon zu zeigen", sagte er.
Mit Informationen von DPA
Im Video: Besorgnis über Lage an der Grenze des Libanon
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