07.07.2024, Berlin: Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, sitzt zu Beginn des ARD-Sommerinterviews im «Bericht aus Berlin». Foto: Carsten Koall/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Carsten Koall

ARD-Sommerinterview mit AfD-Co Vorsitzendem Chruppalla

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Chrupalla will Verteilmechanismus für Asylbewerber aufkündigen

Sollte die AfD bei den kommenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen die Regierungsverantwortung erlangen, droht der Republik ein Migrations-Chaos. AfD-Chef Tino Chrupalla will den sogenannten Königsteiner Schlüssel "nicht mehr mitmachen".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Bei einer Regierungsübernahme in Sachsen oder Thüringen im Herbst würde die AfD nach Angaben ihres Vorsitzenden Tino Chrupalla rasch Grenzkontrollen einführen und den innerdeutschen Verteilmechanismus für Asylbewerber aufkündigen.

AfD will Ende des Königsteiner Schlüssels

"Das wäre zum Beispiel ein Programm der ersten 100 Tage." In Sachsen würde Chrupalla zudem "restriktive Grenzkontrollen" einführen, wie er im ARD-Sommerinterview betonte. Die Verteilung nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel würde die AfD in den beiden Ostländern "nicht mehr mitmachen". Zum Hintergrund: In Thüringen gab es im vergangenen Jahr 8.048 Erstanträge auf Asyl – bei rund 2,1 Millionen Einwohnern. Chrupalla strebt nach eigenen Worten "die Zahl Null" an.

Der Königsteiner Schlüssel richtet sich zu zwei Dritteln nach dem Steueraufkommen und zu einem Drittel nach der Bevölkerungszahl der Länder. "Ich denke, es ist wichtig, dass die ersten Bundesländer aus diesem Verteilschlüssel auch ausscheren, um auch Druck auf eine Bundesregierung zu machen, damit diese Politik endlich geändert wird", betonte der AfD-Chef im "Bericht aus Berlin" der ARD.

Chrupalla: Ukraine darf nicht Nato- oder EU-Mitglied werden

In Bezug auf den Krieg in der Ukraine schlug der AfD-Co-Chef eine Friedenskonferenz unter Einbeziehung Russlands in Berlin vor. "Man kann keinen Frieden diskutieren, wenn Russland oder wenn ein Staat nicht dabei ist", sagte Chrupalla. Dann müsse man einen Kompromiss finden. "Die Ukraine muss erklären, nicht Nato-Mitglied und auch nicht EU-Mitglied zu werden. [...] Das wären zum Beispiel Dinge, wo man auch auf das Sicherheitsinteresse Russlands eingehen müsste." Im Gegenzug müsse sich Russland aus den besetzten Gebieten zurückziehen.

Im Falle einer Regierungsübernahme würde die AfD sofort "wieder russisches Gas in die Leitungen bringen." Zu Beginn des Interviews hatte Chrupalla Gerhard Schröder als den letzten Kanzler bezeichnet, der deutsche Interessen vertreten habe. Dessen "Friedenskurs" und sein Angebot der Diplomatie und vermittelnden Rolle im Ukraine-Krieg rechne Chrupalla ihm hoch an.

Chrupalla hält Weidel für "eine sehr gute Kanzlerkandidatin"

Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr richtet sich der mediale Fokus auch zunehmend auf die Frage, welche Kanzlerkandidatin oder welchen Kanzlerkandidaten die AfD stellen wird. Bei der Sonntagsfrage im ARD-Deutschlandtrend lag die AfD zuletzt bei 17 Prozent und damit deutlich hinter der Union (31), jedoch vor SPD (14) und Grünen (13).

Chrupalla äußerte sich positiv zu einer möglichen Kanzlerkandidatur seiner Co-Chefin Alice Weidel. "Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde", sagte Chrupalla. Er betonte aber, "keinen Entscheidungen vorgreifen" zu wollen. Am Ende solle das aber ein Parteitag im März oder die Partei-Basis entscheiden. Im ebenfalls am Sonntag veröffentlichten Sommerinterview des ZDF sagte Weidel, sie könne sich "viele Kandidaten vorstellen", ohne Namen zu nennen. "Das ist noch gar nicht durch", sagte Weidel.

Weidel hofft auf Trump als nächsten US-Präsidenten

Beim Bundesparteitag der AfD in Essen war Chrupalla am vergangenen Wochenende mit 82,7 Prozent der Delegiertenstimmen in seinem Amt bestätigt worden - und schnitt damit überraschend stark ab. Weidel kam bei ihrer Wiederwahl auf 79,8 Prozent. Sie erhielt acht Stimmen weniger als Chrupalla.

Die AfD-Vorsitzende Weidel wünschte sich derweil im ZDF-Sommerinterview, dass der Republikaner Donald Trump und nicht Amtsinhaber Joe Biden die US-Präsidentenwahl im November gewinnt. "Definitiv drücke ich Donald Trump die Daumen", sagte Weidel im ZDF-Sommerinterview. Der Demokrat Biden sei "offensichtlich nicht in Kontrolle seiner geistigen Kräfte". Er dürfe daher nicht länger Präsident bleiben. Zudem habe Trump versprochen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, indem er die finanzielle Unterstützung Kiews streiche. "Und ich glaube, dass er Wort hält."

Im Video: Keine Lösung mehr im Ukraine-Krieg?

Der ukrainische Präsident Selenskyj  mit gesenktem Kopf vor einer zerbombten Kirche
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Britta Pedersen, picture alliance / AA | Ignacio Marin; Montage: BR;
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ist die Ukraine jetzt verloren?

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!