Spülen, Kochen, Windeln wechseln, mit den Kleinen zum Kinderarzt gehen: Bei der Einschätzung, wer sich in welchem Umfang für Hausarbeit und Kinderbetreuung einsetzt, fällt das Ergebnis bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich aus. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 1.620 Personen zwischen 18 bis 65 Jahren, die das Institut Arbeit und Qualifikation im Auftrag der Bertelsmann Stiftung (externer Link) durchgeführt hat.
Das Ergebnis: Männer überschätzen ihren eigenen Beitrag für die Haus- und Sorgearbeit.
Stark unterschiedliche Wahrnehmungen bei Männern und Frauen
Gut zwei Drittel (68 Prozent) der befragten Männer gaben an, dass beide Partner "gemeinsam" oder "meistens gemeinsam" für den Haushalt zuständig seien. Unter den Frauen sagten dagegen nur 44 Prozent, dass die Aufgaben gleich verteilt seien.
Auch der Zeitaufwand unterscheidet sich erheblich: In Beziehungen, wo beide vermeintlich gemeinsam den Haushalt schmeißen, machen die Männer fast vier Stunden weniger Hausarbeit pro Woche. Noch eklatanter ist der Unterschied bei der Kinderbetreuung – sogar in Partnerschaften, in denen beide angeben, dass die Verantwortung für die Kinder weitgehend gleich verteilt sei. Hier investieren Väter nach eigener Einschätzung im Schnitt 17,5 Stunden pro Woche und Frauen 27,5 Stunden.
Zufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn
Die Stiftung stellt fest: Frauen sind im Durchschnitt unzufriedener mit der Aufteilung von Erwerbs-, Haushalts- und Sorgearbeit als Männer. Auf einer Skala von null bis zehn Punkten kommen Männer im Schnitt auf 7,7 Punkte und Frauen auf 6,8 Punkte. Das sei ein erheblicher Unterschied, sagte Arbeitsmarktexpertin Luisa Kunze. Viele Frauen seien durch ihre Mehrfachbelastung stark beansprucht. Hinzu komme mitunter der gesamtgesellschaftliche Druck auf sie, mehr Zeit in den Arbeitsmarkt zu investieren.
Ungleiche Aufgabenaufteilung geht zulasten der Frauen
Männer leisteten bei Haus- und Sorgearbeit "deutlich weniger" als ihre Partnerinnen, so das Fazit. Die Stiftung appellierte an Männer, ihre Verantwortung für Haushalt und Familie stärker wahrzunehmen und auch Angebote wie Brückenteilzeit und flexible Arbeitszeitmodelle häufiger in Anspruch zu nehmen.
"Solange traditionelle Geschlechterrollen die Ungleichverteilung von Haus- und Sorgearbeit zementieren, beschränken wir die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt mit entsprechenden Folgen für Einkommen und Renten. Und wir verschärfen den Fachkräftemangel", betonte Studien-Expertin Michaela Hermann.
Mit Informationen von dpa, AFP und epd
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