Wegen seiner Rolle in einem Missbrauchsskandal in der Kritik: Justin Welby, Erzbischof von Canterbury
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Wegen seiner Rolle in einem Missbrauchsskandal in der Kritik: Justin Welby, Erzbischof von Canterbury

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Nach Missbrauchsskandal: Erzbischof von Canterbury tritt zurück

Nach Missbrauchsskandal: Erzbischof von Canterbury tritt zurück

Ein Missbrauchsskandal erschüttert die Anglikanische Kirche. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, ist jetzt zurückgetreten. Er soll einen mutmaßlichen Missbrauchstäter jahrelang nicht den Behörden gemeldet haben.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, ist zurückgetreten. Welby wird vorgeworfen, einen Missbrauchsverdacht jahrelang nicht aufgeklärt zu haben.

Vorwurf: Welby wusste von Missbrauchsverdacht

Schwer belastet wurde Welby und die anglikanische Staatskirche von England in einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Untersuchungsbericht. Darin wird dem 2018 verstorbenen Juristen John Smyth vorgeworfen, in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren über 100 Kinder und junge Männer sexuell, physisch und psychisch misshandelt zu haben. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren soll er seine Tätigkeit als Helfer in kirchlichen Jugendcamps dafür missbraucht haben. Der Fall wurde 2017 durch eine TV-Dokumentation bekannt.

Der 251-seitige Bericht kommt zu dem Schluss: Welby soll seit 2013 über diesen Jahrzehnte andauernden Missbrauch Bescheid gewusst haben. Dennoch habe er den Fall nicht konsequent weiterverfolgt.

Rücktritt nach vielen Unterschriften für Petition

Welby räumte nach der Veröffentlichung persönliche Versäumnisse ein und gab zu, von den Vorwürfen gewusst zu haben, lehnte einen Rücktritt aber zunächst ab. Seit dem 9. November hatten dann mehr als 11.000 Personen eine Petition für Welbys Rücktritt unterzeichnet. Auch aus den eigenen Reihen kam immer mehr Kritik: Die Bischöfin von Newcastle, Helen-Ann Hartley, forderte öffentlich Welbys Rücktritt.

Am Dienstagnachmittag verkündete der Erzbischof von Canterbury schließlich seinen Rücktritt. In einem schriftlichen Statement schreibt er, dass sowohl er "persönlich als auch die Institution Verantwortung für die lange und retraumatisierende Zeit zwischen 2013 und 2024 übernehmen" müssten. "Ich glaube, dass der Rücktritt im besten Interesse der Kirche von England ist", so Welby weiter. Er wolle sich nun mit Opfern treffen.

Krönung von Charles III. als Laufbahn-Höhepunkt

Der Erzbischof von Canterbury ist das Oberhaupt der Kirche von England und gilt als das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft – einer weltweit verbreiteten Gemeinschaft von Kirchen, die sowohl katholische als auch evangelische Elemente in ihrer Tradition vereint und mehr als 85 Millionen Mitglieder in 165 Ländern hat.

Justin Welby hatte das Amt als Erzbischof von Canterbury, an das die Leitung der Anglikanischen Gemeinschaft geknüpft ist, seit 2013 inne. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die Krönung von König Charles III. am 6. Mai 2023.

Weltkirchenrat lobt Rücktritt

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat den Rücktritt als richtige Entscheidung bezeichnet. ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay sagte, dass Welby die Verantwortung für das Schweigen und die Unfähigkeit, die Misshandlungen von Kindern anzugehen, übernehme.

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