30.05.2022, Niedersachsen, Hannover: "5G"-Aufsteller ist auf der Hannover Messe 2022 zu sehen.
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Es gibt keinen Nachweis, dass Mobilfunkstrahlung oder 5G innerhalb der geltenden Grenzwerte gesundheitliche Schäden bei Menschen verursacht.

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#Faktenfuchs: 5G nach derzeitigem Wissensstand ungefährlich

#Faktenfuchs: 5G nach derzeitigem Wissensstand ungefährlich

Die neuen 5G-Mobilfunknetze decken mittlerweile fast gesamt Deutschland ab. Manche Menschen sorgen sich deswegen um ihre Gesundheit. Was sagen die Wissenschaft und die Behörden zu diesem Thema? Ein #Faktenfuchs.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Darum geht’s:

  • Über Mobilfunkstrahlung und den neuen 5G-Standard verbreiten sich immer wieder falsche Behauptungen.
  • Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Mobilfunkstrahlung unterhalb der geltenden Grenzwerte Menschen gesundheitlich schädigt.
  • Die Studienlage zu 5G ist schlechter als zur bisherigen Technik. Doch Wissenschaftler und die deutsche Fachbehörde sagen: Die bisherigen Erkenntnisse gelten auch für 5G

Mehr als 95 Prozent der Menschen in Deutschland haben in ihrer Region Zugriff auf 5G, das zeigen die 2023 veröffentlichten Jahresstatistiken der Netzbetreiber. Die neue Mobilfunkgeneration kann technisch mehr als der Vorgänger 4G.

Doch weil 5G in Teilen eine neue Technik ist, haben manche Bedenken, ob die Technologie auch sicher ist. Immer wieder verbreiten sich Behauptungen dazu, etwa in Augsburg. Als im Dezember vergangenen Jahres die Stadt die ersten Straßenlampen zu gleichzeitigen 5G-Mobilfunkmasten umbaute, äußerten User eine Reihe von Sorgen.

Die Behauptungen zu diesem Thema lassen sich meist auf zwei große Nenner bringen: 5G beziehungsweise Mobilfunkstrahlung generell schade der Gesundheit oder sei noch nicht genügend erforscht, um solchen Schaden auszuschließen. Der #Faktenfuchs behandelte 5G schon 2019 in einem Artikel und hat nun den aktuellen Stand recherchiert.

Kein wissenschaftlicher Nachweis für schädliche Mobilfunkstrahlung

In Kürze vorweg: Bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Mobilfunkstrahlung – und damit auch 5G – unterhalb der geltenden Grenzwerte Menschen gesundheitlich schädigt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die deutsche Aufsichtsbehörde sind der Meinung, dass die bestehenden Erkenntnisse zu elektromagnetischen Feldern und den genutzten Frequenzbereichen auf 5G übertragbar sind.

Für diesen Faktencheck ist es hilfreich, die technischen Grundlagen zu verstehen. Deswegen haben wir in einem eigenen Text erklärt, was Mobilfunkstrahlung und 5G überhaupt ist, wie die Technik funktioniert und warum sie eingeführt werden soll.

Behauptung 1: Mobilfunk sei gesundheitsschädlich

4G- oder 5G-Mobilfunkstrahlung sei schädlich für den Menschen, so wird es immer wieder explizit behauptet oder suggeriert. Die Bandbreite der angeblichen Wirkungen ist groß und vielfältig.

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Es gibt bis jetzt keinen Nachweis, dass Mobilfunkstrahlung unterhalb der geltenden Grenzwerte gesundheitliche Risiken für Menschen hervorruft.

Mobilfunkstrahlung kann Körpergewebe erwärmen

Grundsätzlich gilt: Hochfrequente elektromagnetische Felder, wie sie im Mobilfunk verwendet werden, werden vom Körper des Menschen aufgenommen, man sagt auch "absorbiert". Es ist wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, dass hochfrequente elektromagnetische Felder Kraft ausüben können, auch auf die elektrisch geladenen Teilchen und polaren Moleküle im menschlichen Körper. Das kann das Gewebe erwärmen, was man thermische Wirkung nennt.

Diese thermische Wirkung ist laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) der ausschlaggebende Grund für mögliche gesundheitliche Folgen. Das BfS ist die deutsche Behörde, die sich um alle Aspekte des Strahlenschutzes fachlich kümmert.

Um gesundheitliche Schäden zu verhindern, gibt es für die Stärke der hochfrequenten elektromagnetischen Felder in Deutschland Grenzwerte. Für Mobilfunktelefone werden die Grenzwerte als sogenannter SAR-Wert (SAR = Spezifische Absorptionsrate) festgelegt. Der SAR-Wert ist das Maß für die Energieaufnahme des menschlichen Körpers. Die Einhaltung der Grenz- und SAR-Werte überwacht in Deutschland die Bundesnetzagentur. Mehr zu den Grenzwerten lesen sie in unserem Grundlagen-Artikel.

Kein Nachweis für gesundheitliche Risiken bei Einhalten der Grenzwerte

Es gebe bis jetzt keinen Nachweis, dass Mobilfunkstrahlung unterhalb der geltenden Grenzwerte gesundheitliche Risiken für Menschen hervorrufen könne, sagt Blanka Pophof vom Bundesamt für Strahlenschutz. Die Biologin ist wissenschaftliche Referentin im BfS-Kompetenzzentrum für elektromagnetische Felder.

Die Biologin Sarah Drießen von der Uniklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen sagt: Es gebe einerseits Studien, die auf Wirkungen außerhalb des thermischen Effekts hindeuten, zum Beispiel Schäden an Zellen auch unterhalb der Grenzwerte. Andererseits: "Etwas Handfestes haben wir auch nicht, wo man ganz klar sagen könnte: Da ist auf jeden Fall etwas." Drießen ist ehemaliges Mitglied der deutschen Strahlenschutzkommission und leitet das Projekt "EMF-Portal". Das ist eine internationale Literatur-Datenbank, in der wissenschaftliche Studien zu Wirkungen von elektromagnetischen Feldern auf biologische Systeme gesammelt werden.

Das Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks (SCHEER) ist ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium, das auf Anfrage der EU-Kommission Stellung zu Gesundheitsfragen nimmt. SCHEER hat 2023 die Studienlage zu elektromagnetischen Feldern im Bereich 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz zusammengefasst, in diesem Bereich spielt sich auch der 4G- und 5G-Mobilfunk ab. Das Gremium fand nach systematischen Übersichten und Meta-Analysen vorhandener Studien keine "starken oder moderaten Beweise" für gesundheitliche Auswirkungen unterhalb der Grenzwerte in der EU.

Elektrosensibilität: Nocebo-Effekt könnte Rolle spielen

Menschen verdächtigen Mobilfunkstrahlung dennoch immer wieder als Verursacher für die verschiedensten gesundheitlichen Probleme. Ein Schlagwort ist "Elektrosensibilität": Laut eigenen Angaben führen die Betroffenen Probleme wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen auf elektromagnetische Felder zurück. Symptome, wie sie auch von Usern in Kommentaren zu den Augsburger Straßenlaternen genannt wurden.

"Bisher ist es allerdings nicht gelungen, diese von Betroffenen vermuteten Zusammenhänge wissenschaftlich fundiert nachzuweisen", schreibt das BfS auf seiner Webseite. Es gibt die Annahme, dass diese Beschwerden auf einen "Nocebo-Effekt" zurückgehen. Dabei wird vermutet, dass Menschen sich wegen der elektromagnetischen Felder solche Sorgen um ihre Gesundheit machen, dass sie daraufhin tatsächlich Beschwerden entwickeln.

In einer 2007 erschienenen Studie wurde zum Beispiel die Schlafqualität von 44 Freiwilligen untersucht. Alle diese Personen hatten Schlafprobleme und waren überzeugt, dass elektromagnetische Felder daran schuld seien. Im Schlafzimmer der Teilnehmer wurden zwei verschiedene Baldachine installiert: Einmal vollkommen nutzlose Exemplare und einmal solche, die tatsächlich vor den elektromagnetischen Feldern abschirmten. Die Teilnehmer dachten allerdings alle, dass sie in jeder Nacht abgeschirmt wurden.

Das Resultat: Es gab keine Verbindung zwischen Schlafproblemen und elektromagnetischen Feldern. Ein Teil der Gruppe schlief sogar besser mit einem Baldachin ohne Schutzwirkung, aber im Glauben daran, ein Placebo-Effekt also.

Es sei generell schwierig, Elektrosensibilität nachzuweisen, sagt Sarah Drießen. Die elektromagnetischen Felder seien schließlich mittlerweile überall. "Vielleicht gibt es einzelne Personen, die tatsächlich empfindlich gegenüber elektromagnetischen Feldern sind", sagt sie. Ausschließen lasse sich das nicht. Bisher gebe es aber keine gesicherten Nachweise, dass Mobilfunkstrahlung die Beschwerden auslöse.

Bisher kein Nachweis für Krebserkrankungen durch Mobilfunk

Ein anderer, oft diskutierter Punkt sind Krebserkrankungen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Organisation der WHO, hat elektromagnetische Felder 2011 als "möglicherweise krebserregend" eingestuft im Hinblick auf Gehirntumore.

"Diese Aussage bedeutet nicht, dass Sie oder ich als Mobilfunknutzer wegen des Telefonierens einen Hirntumor entwickeln", sagt der Psychologe und Epidemiologe Tobias Weinmann. Weinmann arbeitet am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München und war an einer großen internationalen Studie zum Thema Mobilfunk und Hirntumore beteiligt.

Die IARC sage mit dieser Einstufung: "Es ist möglich, dass es einen solchen Zusammenhang gibt, in dem Sinne: Man kann ihn nicht ausschließen." Das sollte man aber nicht als Nachweis dafür verstehen, dass dieser Zusammenhang überhaupt existiert. In der angesprochenen IARC-Kategorie mit der Bezeichnung "2B" stehen auch solche Stoffe wie Aloe-Vera-Extrakt oder Kaffeesäure.

"Wir haben Studien, die darauf hindeuten. Wir haben aber auch viele Studien, die diesen Zusammenhang nicht belegen", sagt Sarah Drießen. Man habe überprüft, ob die prognostizierten Zahlen in den Studien, die Belege für Hirntumore gefunden haben, sich mit entsprechenden Zahlen in sogenannten Trendstudien decken. Dabei habe man keine Anhaltspunkte dafür gefunden, sagt Drießen.

Studie mit über 700.000 Teilnehmerinnen zeigte kein erhöhtes Krebsrisiko

In einer Studie aus dem Jahr 2022 mit sehr vielen Teilnehmerinnen wurde zum Beispiel keinerlei Verbindung zwischen Mobiltelefonen und bestimmten Krebsarten, vor allem Hirntumoren, gefunden. Das Forscherteam der IARC und der Universität Oxford nutzte Daten aus der "UK Million Women Study". 776.000 Frauen beantworteten Fragen zu ihrer Mobilfunk-Nutzung, zuerst 2001 und dann nochmal 2011. In den folgenden Jahren wurden Todesfälle und Krebs-Diagnosen der Teilnehmerinnen erhoben.

Das Resultat: Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen Frauen, die Mobiltelefone nutzten und Frauen, die nie ein solches benutzt hatten. Die Frauen, die ein Mobiltelefon täglich oder 20 Minuten pro Woche oder für über zehn Jahre benutzt hatten, hatten kein erhöhtes Krebsrisiko. Die Verteilung der Tumore im Gehirn bei den Frauen mit Handy war ausgeglichen, obwohl Handys viel häufiger am rechten Ohr als am linken benutzt werden.

Es wird nie einen Nachweis für absolute Ungefährlichkeit geben

Tobias Weinmann vom LMU-Klinikum war an der internationalen Studie "MOBIKids" beteiligt, in der zu Hirntumoren bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen zehn und 24 Jahren geforscht wurde. Dafür stellte das Team zwei Gruppen zusammen: In der ersten Gruppe waren 900 Personen, die einen Hirntumor hatten. In der zweiten Gruppe waren 1.900 Personen, die keinen Hirntumor hatten, diese Gruppe sollte möglichst ähnlich zu Gruppe 1 sein, was etwa Alter, Geschlecht und Wohnort betraf.

Weinmann und seine Kollegen befragten dann alle Personen: Wie oft und wie lange nutzten sie ihr Handy zum Telefonieren? Für möglichst genaue Ergebnisse überprüften sie teilweise die Handyrechnungen der Probanden. Bei manchen Teilnehmenden wurde eine App installiert, die die Dauer der Anrufe aufzeichnete.

Sie stellten fest: Die Personen mit einem Hirntumor hatten nicht öfter und länger telefoniert als die Vergleichsgruppe. Die Personen mit besonders vielen "Anrufstunden" hatten auch kein höheres Krebsrisiko als die Wenigtelefonierer. Die Ergebnisse seien zum Teil auf Erwachsene übertragbar, sagt Weinmann, da Kinder und Jugendliche als die anfälligere Gruppe angesehen würden. "Wenn schon diese Gruppe anscheinend kein erhöhtes Risiko hat, warum sollte es dann bei Erwachsenen so sein?" Man könne aber derzeit noch wenig Aussagen zu einem Erwachsenen treffen, der 50 Jahre oder länger intensiv telefoniert habe. Schließlich werde Mobilfunk in der breiten Bevölkerung noch nicht so lange genutzt.

Man werde nie sagen können, dass Mobilfunk ganz sicher keinen Krebs verursacht, schreibt Weinmann in einem Artikel. Das habe einen wissenschaftstheoretischen Hintergrund, erklärt er: "Wir können kein Nichts nachweisen. Man kann immer nur das nachweisen, was da ist. Deshalb wird es nie eine finale Studie geben, die die absolute Ungefährlichkeit nachweist."

Behauptung 2: Die Studienlage zu 5G sei zu schlecht

Das 5G-Mobilfunknetz unterscheidet sich, wie in unserem Grundlagen-Artikel festgehalten, technisch teilweise vom bisherigen Netz. Tatsache ist, dass es zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch 5G bzw. den bei 5G-genutzten Frequenzen deutlich weniger Studien gibt als zur bestehenden Belastung. Kritiker sagen, das sei gefährlich.

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Erkenntnisse zur bisherigen Mobilfunkstrahlung oder anderen Strahlungsbereichen lassen sich laut Experten auf 5G übertragen.

Wie sich die Strahlungs-Exposition ändert, ist unklar

Die vom #Faktenfuchs befragten Expertinnen und Experten sowie die Aufsichtsbehörden sind anderer Ansicht. Zum einen ist gar nicht sicher, wie sich die Strahlungs-Exposition der Bevölkerung verändert. Physikalisch ist klar: Höhere Frequenz ist gleich kürzere Wellenlänge.

Weil bei 5G teilweise höhere Frequenzen benutzt werden, sind die elektromagnetischen Felder in Wellenform kürzer als bisher. Kürzere Wellen haben eine geringere Reichweite. Um diese kürzere Reichweite auszugleichen und dennoch flächendeckend 5G anzubieten, braucht es also mehr Sendemasten/Basisstationen.

Mehr Sendemasten erzeugen mehr Strahlung. Das eigene Handy ist laut BfS aber die stärkere Strahlungsquelle als der Sendemast. Durch mehr Sendemasten wird der Empfang des eigenen Handys besser, sodass die Strahlenbelastung in Körpernähe abnehmen könnte. "Es ist beides möglich, aber es ist beides nicht gravierend", sagt Blanka Pophof vom BfS. Ihre persönliche Einschätzung: "Es wird jetzt nicht eine zehnfache Erhöhung der Exposition geben und es wird wahrscheinlich eine Reduktion der Exposition durch die Geräte geben."

Ähnlich sieht das der Schweizer Professor für Umwelt-Epidemiologie Martin Röösli. Er sagte dem SWR: "Auf der anderen Seite nimmt aber die Strahlenbelastung des eigenen Handys deutlich ab, je besser die Signalqualität ist, sodass insgesamt eigentlich die Strahlenbelastung für den durchschnittlichen Nutzer deutlich abnimmt, je dichter das Netz ist."

Bei 5G wird die Strahlung außerdem anders verteilt. Statt wie bisher kreisförmig in alle Richtungen rund um die Basisstation zu strahlen, wird das sogenannte "Beamforming" benutzt, auf Deutsch "Formen von Strahlen". Die Strahlung wird keulenförmig nur noch gezielt auf bestimmte Bereiche ausgerichtet. Das heißt, dass die Exposition des Einzelnen bei 5G sehr variabel sein kann. "Es schwankt mehr als vorher", sagt Blanka Pophof vom BfS.

Experten: 5G-Frequenzen sind nicht komplett unerforscht

Bleibt die Frage nach den höheren Frequenzen. Auch dazu gibt es Behauptungen. Auf der Webseite einer Kritiker-Initiative heißt es zum Beispiel: Für die Millimeterwellen, die in Zukunft mit 5G eingesetzt werden sollen, lägen keine wissenschaftlichen Studien zur Unbedenklichkeit vor.

Grundsätzlich wurden diese Frequenzen bei den bisherigen Grenzwerten schon mitgedacht. In einem Artikel schreibt eine Expertin des BfS, dass die Werte "Technik-unabhängig" für den gesamten Frequenzbereich zwischen 100 Kilohertz und 300 Gigahertz entwickelt wurden: "Damit schützen die geltenden Grenzwerte nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand auch vor den elektromagnetischen Feldern von 5G." Dasselbe schreibt die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP), die diese Grenzwerte entwickelt hatte.

Es gebe sehr wohl Studien zu höheren Frequenzbereichen, widerspricht Blanka Pophof der grundsätzlichen Kritik. Die Frequenzen um 3,5 Gigahertz seien früher für die WiMAX-Technologie genutzt worden. "Da gibt es wenig Forschung, aber es gibt etwas." Die Frequenzen fünf und sechs Gigahertz werden auch heutzutage für WLAN genutzt. Bei WLAN habe man keine Hinweise auf schädliche Auswirkungen, sagt Pophof.

Forschung zur Infrarotstrahlung über 300 Gigahertz und auch im noch höheren Terahertz-Bereich sei ebenfalls schon da, sagt Pophof. Daraus könne man Schlussfolgerungen für den 5G-Bereich ziehen: "Wir haben die Physik mit ihren Gesetzen, mithilfe derer wir die bekannten thermischen Wirkungen berechnen können. Und deswegen kann man solche Wirkungen auch dann abschätzen, wenn die Forschungslage noch nicht so umfassend ist."

Kürzere 5G-Wellen dringen nicht so tief in den Körper ein

Sie verstehe den Wunsch nach mehr Studien für die höheren Frequenzen und kürzeren Wellen, sagt die Biologin Sarah Drießen. "Auf der anderen Seite kann man natürlich sagen: Wir haben Erfahrungen mit den jetzigen Frequenzen. Und wir haben auch Erfahrungen zu Millimeter-Wellen und darauf beruhen ja unsere jetzigen Grenzwerte." Zudem habe es bei der Festlegung der Grenzwerte eine "Sicherheitsmarge" gegeben, also einen Puffer, um mögliche unbekannte Risiken zu minimieren.

Da die Wellen bei 5G-Mobilfunk kürzer sind, können sie nicht mehr so tief in den Körper eindringen wie bei 4G. "Das heißt, innere Organe sind vermutlich relativ wenig betroffen, weil sich der Großteil dieser Wärmewirkung an der Oberfläche abspielt", sagt Tobias Weinmann vom LMU-Klinikum. "Von daher gibt es wenig Anlass zu sagen, da sind jetzt fundamental andere, gesundheitliche Auswirkungen zu erwarten."

Mögliche Auswirkungen auf die Körperoberfläche, speziell auf Haut und Augen, will man beim BfS weiter beobachten. "Wir vermuten keine Wirkungen, möchten das aber tatsächlich prüfen", sagt Blanka Pophof.

Experten: Gesellschaft muss bei neuen Techniken abwägen

"Es ist gesellschaftlich natürlich immer eine Abwägungssache. Welche Risiken sind akzeptabel?", sagt Tobias Weinmann. Mobilfunk bringe seiner Meinung nach sehr viele Vorteile in Sachen Gesundheit. Telemedizin, Gesundheits-Apps oder schlicht die Möglichkeit für einen Notruf von der Landstraße aus. "Vor 30 oder 40 Jahren musste ich da noch zur nächsten Telefonzelle laufen, was vielleicht sehr wertvolle Zeit gekostet hat."

Die Wissenschaft könne bei einer solchen gesellschaftlichen Debatte ihre Erkenntnisse liefern, sagt Sarah Drießen. Aber genauso müssten alle anderen gesellschaftlichen Bereiche, zum Beispiel die Wirtschaft, berücksichtigt werden. "Es muss ein gesellschaftlicher Konsens darüber herbeigeführt werden und deswegen ist die Wissenschaft in meinen Augen immer nur ein Puzzleteil", sagt Drießen.

Zur Transparenz: Die Rundfunksignale des Bayerischen Rundfunks

Der BR strahlt im Rahmen eines technischen Versuchs von zwei Senderstandorten Rundfunksignale ab, die dem technischen Übertragungsstandard "5G-Broadcast" entsprechen. Dabei handelt es sich nicht um Mobilfunksignale und es werden keine Mobilfunkstandorte (Kleinzellennetze) verwendet.

Vergleichbar ist die Abstrahlung mit dem normal verbreiteten Fernsehsignalen im DVB-T2 Standard. Der Unterschied zu einem DVB-T2 Signal besteht darin, dass die Signale auf zukünftigen Handys, Tablets oder 5G-Geräten in Fahrzeugen empfangbar sein sollen. Dabei fungieren diese Geräte für unsere Rundfunksignale (5G-Broadcast) ausschließlich als Empfänger, vergleichbar einem portablen Fernseher oder einem Fernsehempfänger im Auto.

Fazit

Es gibt nach derzeitigem Stand der Wissenschaft keine Beweise dafür, dass elektromagnetische Felder des Mobilfunks unterhalb der bestehenden Grenzwerte gesundheitsschädlich sind. Für Elektrosensibilität oder Krebserkrankungen aufgrund von gängiger Mobilfunkstrahlung gibt es keine Nachweise.

Die Studienlage zur neuen 5G-Technologie ist schlechter als zur bisherigen Mobilfunkstrahlung. Experten und die deutsche Fachbehörde sagen aber: Die Grenzwerte sind auch für die 5G-Frequenzen festgelegt worden. Erkenntnisse zur bisherigen Mobilfunkstrahlung oder anderen Strahlungsbereichen lassen sich laut ihnen auf 5G übertragen.

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