Die Flammen eines Kochfelds auf einem Gasherd lodern blau in der Dunkelheit.
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Gaskrise: Der warme Herbst ist kein "Blankoscheck"

Gaskrise: Der warme Herbst ist kein "Blankoscheck"

Man dürfe nicht wieder anfangen, verschwenderisch mit dem Gasverbrauch zu sein, mahnt der Energieexperte Brinkhaus im BR24live. Das milde Wetter macht jedoch Hoffnung - was "paradox" ist angesichts der Klimakrise, wie BR-Meteorologe Sachweh betont.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Die aktuell milde Witterung macht's möglich: Es zeichnet sich ab, dass der Gasverbrauch von Unternehmen und Haushalten im Oktober 2022 niedriger ist als im Vorjahresmonat. Zudem sind die Erdgasspeicher in Deutschland nach Angaben der europäischen Speicherunternehmen zu rund 97 Prozent gefüllt.

Ist eine Gasnotlage also vom Tisch, gibt es Entwarnung für die Verbraucher? Der hohe Füllstand der Gasspeicher sei eine Nachricht, die kurzfristig erleichternd sei, zusammen mit den warmen Temperaturen, betont der Energieexperte Matthis Brinkhaus vom Analysehaus Energy Brainpool im Interview bei BR24live. Trotzdem sei das kein Blankoscheck. "Wir dürfen jetzt nicht wieder anfangen, verschwenderisch mit dem Gasverbrauch zu sein", mahnt er.

Die Bundesnetzagentur hat als Ziel ausgegeben, 20 Prozent Gas zu sparen. Die Behörde gehe immer noch davon aus, dass unter bestimmten Bedingungen eine Gas-Mangellage eintreten könnte, betont Energieexperte Brinkhaus - auch wenn das quasi von Tag zu Tag unwahrscheinlicher werde. "Die Hälfte des Gasverbrauches im Winter hängt an den Haushalten. Und das wiederum hängt am Wetter und deshalb ist der Faktor sehr, sehr entscheidend, ob wir genug Gas haben werden", so Brinkhaus.

"Wir sind momentan in der paradoxen Situation"

BR-Meteorologe Michael Sachweh bezeichnet das aktuell milde Herbstwetter in diesem Jahr als sehr ungewöhnlich. Es handle sich um den wärmsten Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881. Sachweh geht davon aus, dass es in den kommenden Tagen sogar noch wärmer wird. Für das Wochenende erwartet er örtlich bis zu 25 Grad, auch in der kommenden Woche soll es deutlich wärmer werden als es der Jahreszeit entspricht.

Was den Winter betrifft, verdeutlicht der BR-Wetterexperte, dass Jahreszeitenprognosen noch in den Kinderschuhen stecken würden. Allerdings gäbe es an verschiedenen Institutionen auf der Welt Bemühungen, auch das in den Griff zu bekommen, so Sachweh. Diese weltweiten Prognosen würden von einem relativ milden Winter in Europa ausgehen mit normalen bis leicht übernormalen Temperaturen. "Wir sind momentan in der paradoxen Situation, dass wir hoffen, dass uns die eine Krise, nämlich die Klimakrise in Gestalt des Erwärmungstrends, aus der anderen Krise heraushilft, der Energiekrise", so Sachweh weiter.

Keine Entwarnung für Verbraucher bei der Gasrechnung

Energieexperte Brinkhaus betont, je kälter es draußen sei, desto mehr Gas werde von den Haushalten zum Heizen verbraucht. Doch dies sei aufgrund des milden Wetters viel weniger der Fall gewesen, als man es erwartet hätte. In der Folge sind auch die Gaspreise gesunken am sogenannten kurzfristigen Spotmarkt. Davon würden vor allem Großindustrie oder Gaskraftwerke profitieren. Versorger, die Haushaltskunden beliefern, würden wohl kaum von den derzeit günstigen Gaspreisen profitieren, da diese über Monate und Jahre voraus preisgebunden einkaufen würden.

"Die Wirkung dieses günstigen Gaspreises ist momentan am ehesten am Strommarkt tatsächlich zu spüren, dass dort in den letzten Tagen auch relativ niedrige Preise waren, weil die Gaskraftwerke eben aktuell günstig das Gas einkaufen können." Für die Verbraucher bedeutet das laut Brinkhaus nicht, dass die günstigeren Preise unbedingt bei ihnen ankommen, sondern dass eine etwas mildere Preissteigerung weitergegeben werden könnte.

"In der Mischkalkulation taucht dieser günstige Oktober – oder diese wenigen Wochen – auf. Aber in der Summe mit den extrem hohen Preisen aus dem Sommer und in der Erwartung, dass auch der Winter wieder teurer wird, ist das nur eine kurzfristige Entspannung. Und diese Mischkalkulation bewirkt es, dass wir nicht wirklich eine reduzierte Tariflage für die Endverbraucher erwarten können."

Grafik: Gasspeicher in Deutschland von 2011 bis 2021

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