Verwüstete Sparkassen-Filiale nach Geldautomaten-Sprengung. (Archivbild)
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Verwüstete Sparkassen-Filiale nach Geldautomaten-Sprengung. (Archivbild)

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Geldautomaten-Sprenger: Bringen härtere Strafen etwas?

Die Bundesregierung will Geldautomaten-Sprenger härter bestrafen. Die Gewerkschaft der Polizei hält das für unwirksam: Die Sprengungen seien lukrativ und die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, gering. Was stattdessen unternommen werden soll.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Strullendorf im Landkreis Bamberg vor wenigen Tagen: Unbekannte sprengen am frühen Morgen einen Geldautomaten und fliehen. Den eintreffenden Beamten bietet sich ein Bild der Verwüstung. Der Schalterraum ist total zerstört. Die Täter sind auf der Flucht, mit einem Auto mit gestohlenen Kennzeichen. Straftaten wie diese haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Das Bundesinnenministerium berichtet von einem Anstieg von 2021 auf 2022 um 26,5 Prozent. Allein 2022 wurden fast 500 Automaten gesprengt. Die Täter kassierten fast 30 Millionen Euro.

"Geringes Risiko für Täter"

Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin spricht von einem lukrativen Geschäft mit relativ geringem Risiko. "In solch einem Automat schlummert eine Menge Geld. Viele dieser Sprengungen geschehen in Autobahnnähe. Man ist dann mit einem Auto auch schnell weg und die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, ist relativ gering."

Wer Geldautomaten sprengt, soll künftig härter bestraft werden. Der gemeinsame Gesetzentwurf von Innen- und Justizministerium sieht unter anderem für Täter mindestens zwei Jahre Haft vor. "Wer Geldautomaten sprengt, riskiert das Leben von Unbeteiligten", schreibt Innenministerin Nancy Faeser von der SPD bei X. "Diese Taten müssen strenger geahndet werden können. Die Ermittlungsbehörden müssen auch Telekommunikationsüberwachung einsetzen können, um die Täter zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen."

Geplante Überwachung der Telekommunikation

Nicht nur härtere Strafen also, sondern auch mehr Befugnisse für die Behörden. Hintergrund ist, dass es sich bei den Tätern häufig um professionelle Banden handelt. Eine Strafkammer des Landgerichts Bamberg hat beispielsweise in der vergangenen Woche mehrere Männer aus den Niederlanden und Belgien verurteilt. Die Bande sprengte in Bayern und in Baden-Württemberg zahlreiche Geldautomaten. Ihre Beute betrug laut Anklage mehr als 3,3 Millionen Euro, der durch die Sprengungen angerichtete Schaden mehr als 5,5 Millionen Euro.

Ermittler allerdings sind skeptisch, ob die geplanten Möglichkeiten bei der Überwachung der Telekommunikation ausreichen. Dirk Peglow vom Bund deutscher Kriminalbeamter berichtet, dass die Bandenmitglieder, wenn sie ihre Taten planen, das bei Telegram oder WhatsApp machen würden. "Da sind wir raus. Wir müssen einfach hier einen Zugang haben zu diesen entsprechenden Kanälen."

GdP sieht die Banken in der Pflicht

Auch der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Jendrow, kritisiert den Gesetzentwurf der Bundesregierung. Er habe Zweifel, ob es etwas bringe, das Strafmaß anzuheben. Die Täter müssten ja auch erst einmal gefasst werden.

Der Gewerkschafter fordert die Bundesregierung auf, stattdessen die Banken stärker in die Pflicht zu nehmen. Sie sollten ihre Geldautomaten besser zu schützen. Er macht sich stark für flächendeckende Abschreckungsmechanismen wie Vernebelungsanlagen und bessere Videotechnik. "Es gibt durchaus Filialen, da ist das schon passiert, aber eben nicht flächendeckend. Weil die Banken sagen: Okay, es kostet uns sehr viel Geld in die Sicherheit zu investieren, dann nehmen wir lieber in Kauf, dass ein Geldautomat mehrfach gesprengt wird, weil das für uns letztlich günstiger kommt."

Bayerns Innenminister für Grenzkontrollen

Über diese Forderungen, die Banken zu Sicherungsmaßnahmen zu verpflichten, diskutieren die Innenminister der Bundesländer schon länger. Bislang ohne Ergebnis. Bayerns Innenminister Herrmann setzt darauf, dass Banken freiwillig Sicherungssysteme einsetzen. Er fordert stattdessen Kontrollen an der deutsch-niederländischen Grenze, weil viele der Banden von dort kommen. Die Gewerkschaft der Polizei hat einen noch weitergehenden Vorschlag. Sie plädiert dafür, die Zahl der Geldautomaten in Deutschland zu verringern.

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