Bergbahn mit dem Slogan "I love Wank"
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Bergbahn mit dem Slogan "I love Wank": Christian Neureuther erläutert im BR, was er von der Debatte hält.

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"I love Wank": Warum der Ski-Weltverband dazu Nein sagt

"I love Wank": Warum der Ski-Weltverband dazu Nein sagt

Mit dem Slogan "I love Wank" wirbt die Zugspitzbahn für den Partenkirchner Hausberg. Bei den Weltcup-Rennen auf der Kandahar dürfen die Organisatoren diese Botschaft nicht anbringen. Der Grund ist schlüpfrig, Christian Neureuther sieht's gelassen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Partenkirchner lieben ihren Hausberg, und das darf die Welt wissen. "I love Wank" heißt daher der Slogan, mit dem die Zugspitzbahn ihr Skigebiet bewirbt. Damit das jeder mitbekommt, sollte die Werbung auf der legendären Kandahar-Piste in den Schnee gefräst und prominent von Kameras und Drohnen eingefangen werden. Wie der Münchner Merkur berichtet, untersagte der Ski-Weltverband FIS jetzt aber die Nutzung für die Rennen am 25./26. Januar und 2. Februar.

Ein Spruch, der nicht alle befriedigt

Der Grund ist ungefähr der gleiche, der Deutsche grinsen lässt, wenn sie auf Amsterdamer Pensionen die Worte "Kamer te huur" (Zimmer zu vermieten) lesen, und der die österreichische Gemeinde Fucking dazu brachte, ihren Namen vor fünf Jahren in Fugging umzuändern: eine, dezent formuliert, interlinguale Doppeldeutigkeit mit sexueller Konnotation. "Wank" steht im Englischen umgangssprachlich für Masturbation. 

Die FIS sieht dies als unangemessen an und ist damit nicht allein. "Ich liebe diesen Berg und diesen Spruch", sagte Martina Betz, Chefin des Organisationskomitees (OK), dem Merkur. Beim Weltcup habe er aber nichts zu suchen. Schließlich soll der Spruch nicht nur Scherzkekse befriedigen, sondern alle zufriedenstellen.

Organisationskomitee sorgt sich um das Bild des Bergs

Betz zufolge verfolgen weltweit rund acht Millionen Zuschauer die Übertragung der einzelnen Rennen vor dem Fernseher – darunter auch etliche englischsprachige. "Da wollen wir ein positives Bild und das Miteinander von uns als Partner nach außen transportieren – und keine sexuelle Sprachlogik", erklärte Betz.

Zugspitzbahn: Mit Wankelmut zu neuer Prominenz

Klaus Schanda hingegen, der Vertriebs- und Marketingleiter der Bayerischen Zugspitzbahn, bedauert den Entschluss. Da er für die Werbung bei dem Rennen zahle, "würde ich schon gerne für das werben, was wir als Unternehmen für sinnvoll erachten", kritisierte er. Zudem profitiere nicht nur das prominente Skigebiet von der Werbung, sondern auch der weniger bekannte Berg.

Die zweideutige Bedeutung ist Schanda dabei durchaus bewusst – und beabsichtigt. Bei der Fußball-EM im Sommer hätten die Merchandise-Produkte vor allem unter schottischen Fans, die sich darüber köstlich amüsierten, großen Absatz gefunden. Die schottische Nationalmannschaft hatte unweit des Bergs in Garmisch-Partenkirchen ihre Turnierunterkunft bezogen.

Zwiespältige Erfahrung mit Zweideutigkeiten

Die Grenze zwischen gewollter und ungewollter Zweideutigkeit sind allerdings fließend, das Echo darauf Zeitgeist-abhängig und schwer zu berechnen. Der Autokonzern Mitsubishi jedenfalls ließ ihren Pajero in spanischsprachigen Ländern bald lieber als Montero (also "Jagdhelfer" statt "Strohhändler" beziehungsweise "W.....r") herumfahren.

Die schwedische Firma Electrolux wiederum bewarb ihre Staubsauger in den 60er-Jahren mit dem unfreiwillig einen Loriot-Sketch vorwegnehmenden Slogan "Nothing sucks like an Electrolux". Das wirbelte damals einigen Staub auf, weil es – auch eine Leistung – in Großbritannien und den USA doppelt missverstanden wurde. Die sprachliche Fein-Analyse muss an dieser Stelle unterbleiben.

Neureuther: Der Wank bleibt mein Herzensberg

In Garmisch-Partenkirchen sieht man die Debatte derweilen gelassen - so jedenfalls die Einschätzung von Ski-Ass Christian Neureuther im Hessischen Rundfunk (Audio oben). Für Neureuther ist der sonnige Wank mit der schönen Aussicht schlicht sein "Herzensberg", weshalb er mit dem Slogan nie Probleme hatte. Nur hofft er, dass er bei dem Namen künftig nicht an Dinge denkt, mit denen weder der Berg noch sein Name etwas zu tun haben - letzterer geht auf ein altes Wort für "Hang" oder "Biege" zurück. Neureuthers Empfehlung: "Freunde, behaltet's den Wank in Erinnerung als das, was er ist: ein einzigartiges Stück Natur."

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