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Jugendbericht: Kinder fühlen sich von Politik vernachlässigt

Jugendbericht: Kinder fühlen sich von Politik vernachlässigt

Die Corona-Pandemie hinterlässt Spuren: Viele junge Menschen fühlen sich einsam, angesichts der Weltlage unsicher und von der Politik vernachlässigt - so ein aktueller Bericht der Bundesregierung. Jugendministerin Paus verspricht, zu handeln.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Viele junge Menschen fühlen sich in Politik und Gesellschaft nicht ausreichend vertreten: Das ist einer der Kernbefunde des aktuellen Kinder- und Jugendberichts, zu dem das Bundeskabinett am Mittwoch Stellung bezogen hat. Kinder und Jugendliche drohten in einer alternden Gesellschaft "ins Hintertreffen zu geraten" und hätten in zentralen Bereichen das Gefühl, nicht vorzukommen, sagte Familienministerin Lisa Paus (Grüne), die den Bericht in Berlin vorstellte.

Kinder und Jugendliche litten stark unter der Pandemie

Ein Aspekt, den Karin Böllert von der Universität Münster bei der Vorstellung des Berichts hervorhob, sind die Erfahrungen, die junge Menschen während der Corona-Pandemie gemacht hätten. Besonders in dieser Phase hätten sich viele nicht ausreichend berücksichtigt gefühlt und nun nach dem Ende der Pandemie mit psychischen Folgen zu kämpfen, so die Expertin für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. "Wir haben noch nie so viele junge Menschen gehabt, die sich einsam fühlen."

Die Kinder- und Jugendhilfe könne hier einen Beitrag leisten, aber auch nicht alle Probleme lösen, betonte Böllert. Es sei wichtig, das Netz für psychosoziale Unterstützungen auszubauen. "Jeder junge Mensch, der therapeutische Unterstützung braucht, sollte sie auch bekommen", so Böllert. Als eine große Herausforderung für den Bereich nannte Böllert den Fachkräftemangel.

💡 Der Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung

Für den 17. Kinder- und Jugendbericht - der letzte erschien vor vier Jahren - wurden aktuelle Studien ausgewertet. Erstmals wurden rund 5.400 junge Menschen zwischen 5 und 27 Jahren unter anderem durch Workshops an dem Bericht beteiligt. Nach Angaben des Ministeriums leben rund 22 Millionen Kinder und junge Erwachsene in Deutschland.

Ein Kompliment an die Eltern - und Forderungen an die Politik

Böllert sagte, positiv sei das Bild junger Menschen von den eigenen Eltern. Viele wünschten sich, genauso wie sie später mit eigenen Kindern zu agieren. Das sei für die Elterngeneration ein "großes Kompliment", so die Erziehungswissenschaftlerin.

Schwieriger werde es, wenn man junge Menschen fragt, wie sie sich von der Gesellschaft allgemein und speziell der Politik wahrgenommen fühlen. Jugendliche empfänden politische Prozesse als "jugendfern".

Familienministerium verweist auf Planungen

Ministerin Paus verwies in diesem Zusammenhang, auf die Forderung, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Darauf hatten sich SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag verständigt, einen entsprechenden Gesetzentwurf gibt es noch nicht. Für eine solche Grundgesetzänderung bräuchte es eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag.

Auch ein Demokratiefördergesetz könne Kindern und Jugendlichen helfen, sich in entsprechenden Vereinen zu engagieren, so Paus. "Junge Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Rechte und Stimmen bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen Gewicht haben", erklärte Paus. Der Gesetzentwurf hierzu befindet sich nach wie vor im parlamentarischen Verfahren.

Mit Material von dpa, epd und KNA

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