Ein Installationsschiff verlegt ein Unterseekabel (Archiv- und Symbolbild)
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Kabel in Ostsee beschädigt: Finnland setzt Öltanker fest

Kabel in Ostsee beschädigt: Finnland setzt Öltanker fest

Nach dem langfristigen Ausfall eines Unterwasserkabels zwischen Finnland und Estland haben die finnischen Behörden einen Öltanker in der Ostsee gestoppt. Er soll zur russischen Schattenflotte gehören – gegen die es bald EU-Sanktionen geben könnte.

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Nach der Störung eines Stromkabels in der Ostsee haben finnische Ermittler einen Öltanker in Verdacht, bei dem eine Verbindung zu Russland vermutet wird. Das Schiff "Eagle S" sei festgesetzt worden, teilte die Polizei in Helsinki mit. Derzeit befinde sich der Tanker vor der Küste der Halbinsel Porkkala rund 30 Kilometer westlich der finnischen Hauptstadt.

Das Schiff ist unter Flagge der Cookinseln unterwegs. Der Frachter wird mit der russischen Schattenflotte in Verbindung gebracht – also mit Schiffen, die Russland inoffiziell benutzen soll, um trotz Sanktionen etwa sein Öl in andere Länder zu liefern. "Die Annahme ist im Moment, dass es sich um ein Schiff handelt, das zur Schattenflotte gehört", bestätigte ein Vertreter des finnischen Zolls. Zuvor soll das Schiff demnach in einem russischen Hafen mit Erdöl beladen worden sein.

Stromverbindung nach Estland betroffen

Am Mittwoch war die Stromverbindung "EstLink 2" nach Estland unterbrochen worden. Einer finnischen Behörde zufolge kommt es auch bei mehreren Kommunikationskabeln zu Problemen. Auf Verbraucher habe das keine Auswirkungen, teilte das Wirtschaftsministerium in Estland mit.

Der Schaden an dem Stromkabel könnte nach Angaben der Ermittler vom Anker verursacht worden sein. Die Reparatur werde mehrere Monate dauern, teilte der finnische Betreiber "Fingrid" mit. Die Stromversorgung in Finnland laufe dennoch stabil, die Lage könne sich aber verschlechtern, etwa wenn weniger Wind wehe. Der aktuelle Schaden führte demnach zum Ausfall der 658 Megawatt starken Stromverbindung "Estlink 2". Zwischen den beiden Ländern ist damit nur noch das 358 Megawatt starke "Estlink 1"-Netz in Betrieb.

Sondersitzungen der Regierungen von Finnland und Estland

Der Ausfall des Untersee-Stromkabels und dreier Internet-Leitungen zwischen Finnland und Estland beschäftigt auch die Politik in beiden Staaten. Beide Regierung wollten noch an diesem Donnerstag außerordentliche Sitzungen abhalten, hieß es in getrennten Erklärungen. Finnlands Präsident Alexander Stubb teilte auf X mit, er habe sich von der Polizei über den Fall informieren lassen: Die Risiken, die von Schiffen der russischen Schattenflotte ausgingen, müssten verhindert werden.

In den Ostsee-Anrainerstaaten herrscht höchste Alarmbereitschaft wegen möglicher Sabotageakte, nachdem es seit 2022 mehrfach zu Ausfällen von Stromkabeln, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines gekommen ist. Viele Experten halten Russland für einen möglichen Drahtzieher. Daten- und Stromkabel gehören zur kritischen Infrastruktur und können deshalb zur Zielscheibe militärischer Operationen werden.

EU erwägt Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte

Die EU hat unterdessen nach der Beschädigung des unterirdischen Kabels in der Ostsee und der Aufbringung des verdächtigen Schiffes durch finnische Behörden die Verhängung von Sanktionen gegen Russlands sogenannte Schattenflotte angedroht. "Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, die sich gegen diese Flotte richten", erklärten die Europäische Kommission und die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas gemeinsam.

"Das verdächtige Schiff ist Teil der russischen Schattenflotte, welche die Sicherheit und die Umwelt bedroht und gleichzeitig Russlands Kriegshaushalt finanziert", betonten Kallas und die Kommission. 

Schäden an zwei weiteren Unterseekabeln

Im November waren innerhalb kurzer Zeit Schäden an zwei Glasfaserkabeln in der Ostsee aufgetreten. Dabei handelte es sich um ein Kabel, das zwischen Schweden und Litauen verläuft sowie eines zwischen Finnland und Deutschland. Die Ursache dafür ist noch unklar. Die schwedischen Behörden ermitteln wegen möglicher Sabotage. Der Fokus der Ermittler liegt auf einem chinesischen Schiff mit dem Namen "Yi Peng 3", das zum fraglichen Zeitpunkt die betroffenen Stellen passiert haben soll.

2022 wurden drei der vier Nord-Stream-Pipelines, die früher russisches Erdgas nach Deutschland lieferten, durch Explosionen in rund 80 Metern Tiefe zerstört. Ermittlungen zufolge handelte es sich um Sabotage. Nachdem anfangs Russland als Urheber im Verdacht gestanden hatte, deuteten später aber viele Spuren in die Ukraine.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

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