Waldschaden im Landkreis Freyung-Grafenau nach dem schweren Unwetter 2017.
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Waldschaden im Landkreis Freyung-Grafenau nach dem schweren Unwetter 2017.

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Klimawandel: Wald verliert seine Schutzfunktion

Klimawandel: Wald verliert seine Schutzfunktion

Die deutschen Wälder tragen nicht mehr zur Speicherung des Treibhausgases CO2 bei. Laut der aktuellen Bundeswaldinventur, ist der Wald von einer Kohlenstoff-Senke zu einer Quelle geworden. Der Verlust von Biomasse ist aktuell größer als der Zuwachs.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Trockenheit, Stürme und Käferbefall: Wegen Schäden durch den Klimawandel leistet der Wald in Deutschland keinen ausreichenden Beitrag mehr zur Speicherung des Treibhausgases CO2. "Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in Berlin bei der Vorstellung der neuen Bundeswaldinventur.

Klimawandel macht den Wäldern zu schaffen

"Die Auswirkungen der Klimakrise machen sich ganz real bemerkbar", sagte Özdemir, der auch seine Forderung nach einem neuen Bundeswaldgesetz bekräftigte. "Der deutsche Wald hilft uns nicht mehr in dem Maße, wie wir es bislang gewohnt waren, bei der Erreichung unserer Klimaziele. Durch die enormen klimabedingten Schäden gibt der Wald in Deutschland inzwischen mehr Kohlenstoff ab, als er aufnehmen kann", so der Minister. Der Wald sei mittlerweile zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Der Verlust an Biomasse durch Stürme und Dürre sowie Käferbefall sei größer als der Zuwachs an lebender Biomasse.

Gute Nachrichten: Mehr Totholz und etwas mehr Mischwald

Die Untersuchung liefert auf Basis umfangreicher Stichproben Informationen etwa zur Waldfläche, zu Schäden an Bäumen, den Anteilen der Baumarten sowie zur Holznutzung. Sie bietet damit grundlegende Daten, die für den Schutz der Wälder, die wirtschaftliche Nutzung und die Anpassung an veränderte Klimabedingungen wichtig sind.

Insgesamt ist die Waldfläche mit geringfügigen Zuwächsen von 15.000 Hektar auf nun 11,5 Millionen Hektar zur letzten Inventur von 2012 stabil. Davon sind zwei Millionen Hektar von Schäden durch Naturgewalten betroffen. Aus Sicht des Naturschutzes und der Biodiversität gibt es aber auch positive Entwicklungen. So ist die Menge an Totholz um ein Drittel gegenüber der letzten Inventur auf 323 Millionen Kubikmeter gestiegen. Totholz ist der Lebensraum für viele Arten. Zudem wird der Wald älter und vielfältiger. Auf 79 Prozent der Fläche befindet sich Mischwald, 2012 waren es 77 Prozent.

Naturschützer: "Wald fällt als Klimaschützer aus"

Die Bundesregierung habe den Wald als Klimaschützer fest eingeplant, erklärte die Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland, Susanne Winter. "Doch wir überfrachten ihn mit Aufgaben und plündern ihn aus. Mit der Bundeswaldinventur haben wir es amtlich: Der Wald fällt als Klimaschützer aus", sagte sie. Winter forderte Özdemir auf, den Wald in Deutschland fit für Klima- und Biodiversitätsschutz zu machen. Es benötige ein "starkes Bundeswaldgesetz". Ähnlich äußerte sich die Greenpeace-Waldexpertin Dorothea Epperlein und warnte vor einem ungebremsten Waldsterben. Grund dafür sei vor allem die intensive Forstwirtschaft.

Bayerischer Waldbesitzerverband fordert mehr Bauholz

Bernhard Breitsameter, Präsidenten des bayerischen Waldbesitzerverbandes, kritisierte den aktuellen Waldzustandsbericht der Bundesregierung im Interview mit BR24 im BR Fernsehen: In der Inventur fehle der Produktspeicher Holz, also das geschlagene Holz, welches etwa in Häusern und Möbeln verbaut werde. "Der darin enthaltene Kohlenstoff ist teils über 100 Jahre dort gebunden und damit auch aus der Atmosphäre entnommen", so Breitsameter.

Der Umbau zum Mischwald geht dem Waldbesitzerverband noch nicht schnell genug. "Wir sind aber noch nicht so weit, wie wir wollen und müssen noch schneller auf den Waldumbau drängen." Die Altbestände müssten etwa zum Bau genutzt werden, um im Wald Platz zu schaffen: "Ein alter Baum, ein alter Bestand, kann weniger Kohlenstoff pro Flächeneinheit speichern, als das ein junger Baum kann. Die Altbestände müssten also noch schneller gefällt und zum Verbauen genutzt werden, um dann den Umbau auf junge Mischwald-Bestände voranzutreiben – mit Bäumen, die dem Klimawandel besser trotzen können", so Breitsameter.

Mit Informationen von dpa und epd

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