Zu Taylor Swifts Welttour sind im vergangenen Jahr 163.368 Online-Artikel erschienen – zu Naturkatastrophen und unterernährten Kindern im afrikanischen Angola hingegen 1.049 Beiträge. Eine traurige Bilanz, schlussfolgert der Care-Bericht "Breaking the Silcence".
Die Autoren der Analyse werteten von Januar bis September fünf Millionen Online-Artikel auf Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Spanisch aus. Damit wollen sie "vergessene" humanitäre Krisen beleuchten, über die im Jahr 2023 am wenigsten berichtet wurde.
Barbie-Kinofilm: 273.279 Artikel – Krise in Sambia: 1.371 Artikel
Wie schon im letzten Bericht befinden sich alle Krisen auf dem afrikanischen Kontinent. Auf Platz eins liegt Angola, gefolgt von Sambia: Hier sind 1,35 Millionen Menschen von Hunger betroffen – hierzu gab es 1.371 Online-Artikel. Zum Vergleich: Über den Barbie-Kinofilm wurde vergangenes Jahr in 273.279 Online-Artikeln berichtet.
Besonders Mädchen und Frauen leiden an den Folgen des Klimawandels, sind von Dürre, Fluten, Armut und Hunger betroffen: In Burundi leiden 5,6 Millionen Kinder an Unterernährung, in Mauretanien lebt jeder vierte Mensch in Armut, in der Zentralafrikanischen Republik gibt es die sechsthöchste Kindersterblichkeit weltweit, in Uganda liegt die Müttersterblichkeit bei 284 je 100.000 Lebendgeburt. Zur Einordnung: In Deutschland lag die Zahl nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung im Jahr 2020 bei unter vier gestorbenen Müttern pro 100.000 Lebendgeborenen.
Care: "Humanitäre Not noch nie so groß wie 2023"
"Die weltweite humanitäre Not war noch nie so groß wie 2023", sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland. Das spiegele sich auch in den Inhalten der internationalen Berichterstattung wider. "Es ist klar, dass neuere Ereignisse wie die Erdbeben in Syrien und der Türkei, der Ukraine-Krieg sowie der eskalierende Konflikt im Nahen Osten die Schlagzeilen dominierten." Da hätten es viele Krisen in Afrika schwer, die Aufmerksamkeit zu erhalten – sie existieren bereits seit langer Zeit, es gibt wenig Entwicklung.
Hinzu komme: Die personellen und finanziellen Ressourcen der Medien sinken, "worunter vor allem die relativ teure Auslandsberichterstattung leidet", so Zentel.
Forderung: Mehr Aufmerksamkeit, mehr Geld
Die Autoren der Studie mahnen an, dass Hunger fast immer menschengemacht sei. Sie fordern mehr (mediale) Aufmerksamkeit und mehr Geld für humanitäre Hilfe. "Im vergangenen Jahr wurden nur 35 Prozent der benötigten finanziellen Mittel für die Deckung der vorhandenen humanitären Bedarfe bereitgestellt, das ist definitiv zu wenig", meint Zentel.
Doch der Bericht liefert auch Ansätze, was getan werden kann: So müsse vermehrt der Fokus auf qualitative Hintergrundinformationen gelegt und mehr über Frauen und Mädchen berichtet werden, um "vergessene" Krisen zu beleuchten.
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