Die private Altersvorsorge hat der Staat bislang über die sogenannte Riester-Rente gefördert. Die hat allerdings nicht den allerbesten Ruf; zu kompliziert und auch nicht sehr profitabel, so die häufig gehörte Kritik. Hier will Bundesfinanzminister Christian Lindner ansetzen. Er möchte, dass mehr Menschen möglichst früh Geld fürs Alter zurücklegen. Denn klar ist: Was man von der gesetzlichen Rente bekommt, wird vielen kaum reichen - heute nicht und in Zukunft erst recht nicht. Was plant Lindner konkret? Die wichtigsten Antworten im Überblick.
So will Lindner die private Vorsorge in Aktien fördern
Lindner möchte, dass der Staat 20 Prozent zuschießt, wenn jemand Geld in Aktien investiert. Maximal werden 3.000 Euro im Jahr bezuschusst. Das heißt, es werden höchstens nochmal 600 Euro Staatsgeld obendrauf gelegt. Die Beträge sollen ab dem Jahr 2030 dann auf 3.500 beziehungsweise 700 Euro steigen.
Wer Kinder hat, kann zusätzlich Geld anlegen und sich dafür 25 Prozent Zuschuss sichern. Das Angebot richtet sich auch an Menschen, die nur wenig Geld anlegen können oder wollen. Die Förderung gibt es ab einer Einzahlung von 120 Euro pro Jahr, also 10 Euro im Monat.
Staat will mit Vergleichsplattform Transparenz zu Risiko schaffen
Die Idee hinter der Vorstoß des Finanzministers: am Aktienmarkt ließ sich in der Vergangenheit meist mehr Rendite erwirtschaften, als etwa bei einer privaten Rentenversicherung oder einer Lebensversicherung. Da der Kapitalmarkt extrem unübersichtlich ist, soll es eine Vergleichsplattform geben, in der die vom Staat geförderten Varianten aufgelistet und auch die jeweiligen Risiken gezeigt werden.
Aber auch wer das Risiko generell scheut, wird dem Papier zufolge bei der privaten Altersvorsorge weiterhin gefördert. Es soll sogenannte Garantieprodukte geben, bei denen das Geld entweder zu 80 oder zu 100 Prozent abgesichert ist, freilich dann mit weniger Renditechancen.
Wann und wo gibt's das neue private Altersvorsorge-Depot?
Die neue private Altersvorsorge soll recht zügig eingeführt werden. Im Papier des Bundesfinanzministers ist von Anfang 2026 die Rede. Das ist für ein Gesetz, das bisher noch nicht mal vom Kabinett beschlossen worden ist, ein ehrgeiziger Zeitplan. Zumal sich die Anbieter auch noch darauf einstellen müssen, also in erster Linie die Banken.
Wer die neue private Altersvorsorge abschließen möchte, kann also voraussichtlich die entsprechenden Formulare bei seiner Hausbank ausfüllen und dort ein Altersvorsorge-Depot eröffnen. Spannend wird, wie viel die Geldhäuser für ihre Dienste verlangen dürfen, denn das schmälert natürlich die Rendite und damit die Rente.
Lindners neues Altersvorsorge-Modell: erst mal Steuern sparen
Lindners Modell sieht eine sogenannte nachgelagerte Besteuerung vor. Das heißt, man kann die angelegten Gelder von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen – und zwar sowohl Eigenbeiträge als auch für die staatlichen Zulagen. Hilft also in jungen Jahren Steuern zu sparen - dafür greift der Fiskus dann später zu, wenn das Geld im Alter ausbezahlt wird.
Apropos: Interessant wird noch, ob man bis zum offiziellen Renteneintritt warten muss oder ob man das Depot schon vorher auflösen kann, um das Geld zum Beispiel in sicherere Anlageformen umzuschichten. Das kann sehr sinnvoll sein, um nicht in den letzten Jahren vor der Rente noch dem Risiko eines Aktien-Crashs ausgesetzt zu sein.
Lindner-Depot: der große Wurf?
Da die gesetzliche Rente meist nicht ausreicht, um im Alter gut über die Runden zu kommen, müssen möglichst viele Menschen dazu gebracht werden, zusätzlich vorzusorgen. Ob das mit dem Lindner-Vorschlag gelingt, ist fraglich.
Johannes Geyer, Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, ist überzeugt, dass viele Menschen nicht bereit sind, von sich aus aktiv zu werden, um sich so ein Depot auszusuchen und abzuschließen. Deshalb bräuchte es laut Geyer wenigstens ein sogenanntes Opt-Out-Modell. Das heißt, alle Menschen sind grundsätzlich erst einmal drin in der neuen privaten Altersvorsorge. Wer das nicht will, kann sich dann immer noch dagegen entscheiden und aussteigen.
Ob die Pläne so umgesetzt werden, wie Lindner sich das wünscht, ist ungewiss. Bislang hat das Bundeskabinett die Pläne nicht beschlossen. Und sollte das tatsächlich klappen, dann muss ja auch der Bundestag sein okay geben.
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