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Am Tag nach dem heftigsten Erdbeben seit fast einem Vierteljahrhundert in Taiwan konzentrieren sich die Rettungsmaßnahmen vor allem auf Menschen, die sich im Taroko-Nationalpark in Osttaiwan aufhalten. Wegen zerstörter Straßen sitzen sie derzeit dort fest, zum Beispiel auf Zeltplätzen, in Höhlen oder Tunneln.
Das Verteidigungsministerium und die Feuerwehr suchen das Gebiet mit Aufklärungsdrohnen ab. Die meisten Menschen hätten in Hotels Zuflucht gefunden, inzwischen konnten die Behörden auch den Kontakt zu vielen zeitweise als vermisst geltenden Personen wieder herstellen. Sie befinden sich demnach in Sicherheit. Der Taroko-Nationalpark ist für seine Schluchten und Kliffe berühmt und liegt etwa 150 Kilometer von Taipeh entfernt.
Die Zahl der Verletzten ist auf über 1.060 gestiegen. Inzwischen werden zehn Tote gemeldet. Aus mehreren Steinbrüchen konnten die Rettungskräfte mittlerweile rund 70 Bergarbeiter evakuieren. Sechs Bergleute aus einer Mine sind per Hubschrauber in Sicherheit gebracht worden. Wie die Behörden mitteilten, befreiten die Helfer seit dem Erdbeben mehr als 960 Menschen.
An zahlreichen Berghängen gab es Erdrutsche, wie Videos zeigen. Unter den zehn Toten war auch ein Lastwagenfahrer, dessen Fahrzeug auf der Fahrt von einem Steinschlag getroffen wurde.
Angst vor weiterem Beben: Viele verbringen Nacht im Freien
In der am schlimmsten betroffenen Stadt Hualien konnten alle Menschen aus zerstörten Gebäuden gerettet werden. Einige Häuser waren abgesackt und hatten sich bedrohlich zur Seite geneigt. Taiwans Ministerpräsident Chen Cien-jen ließ den Landkreis um Hualien zum Katastrophengebiet erklären. Viele verbrachten aber aus Angst vor Nachbeben die Nacht im Freien. In der Hauptstadt Taipeh waren die Schäden an Gebäuden trotz heftiger Erschütterungen geringfügig. Nahe der Hauptstadt stürzte ein Lagerhaus ein und verletzte drei Menschen.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen bedankte sich auf X (früher Twitter) für die zahlreichen Hilfsangebote aus aller Welt. China, das sich als eines der ersten Länder angeboten hatte, erwähnte Tsai nicht. Vom taiwanischen Rat für Festland-Angelegenheiten hieß es lediglich, dass man Chinas Hilfe nicht brauche.
Schwerstes Erdbeben seit 25 Jahren
Das Erdbeben in Taiwan am Mittwochmorgen hatte das Land während der Berufsverkehrszeit getroffen und war auf der gesamten Insel mit mehr als 23 Millionen Bewohnern zu spüren. Es erreichte nach taiwanischen Angaben eine Stärke von 7,2.
Beben der Stärke 6,0 erschüttert Japan
Unterdessen erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,0 am Donnerstag den Nordosten Japans. Der japanischen Wetterbehörde zufolge ereignete sich das Beben in der nordöstlichen Region Fukushima – eine Tsunami-Warnung wurde nicht herausgegeben. Unmittelbar nach dem Erdbeben, dessen Epizentrum in einer Tiefe von 40 Kilometern lag und das auch in der Hauptstadt Tokio zu spüren war, gab es keine Berichte über Schäden oder Verletzte.
Japan liegt in einem der tektonisch aktivsten Gebiete der Welt und verfügt über strenge Baunormen, die sicherstellen sollen, dass die Gebäude auch starken Beben standhalten. Die Inselgruppe mit rund 125 Millionen Einwohnern wird jedes Jahr von etwa 1.500 Erschütterungen heimgesucht, von denen die meisten keine Schäden anrichten. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens mit 6,1 an und bezifferte die Tiefe mit 40,1 Kilometern.
Papst betet für Opfer und Helfer
Auch Papst Franziskus trauert um die Erdbebenopfer in Taiwan. In einem am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Kondolenzschreiben sicherte er allen Betroffenen Solidarität und Nähe zu. Der Papst bete für die Toten, Verletzten, Vertriebenen und die Einsatzkräfte, hieß es.
Im Video: Rettungsarbeiten nach Erdbeben in Taiwan
Mit Informationen von DPA und AFP.
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