Polen, Breslau: Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt den hohen Wasserstand des Flusses Bystrzyca.
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Hochwasser in Polen

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Osteuropa: Aufräumen nach Hochwasser und Hoffnung auf EU-Hilfe

Osteuropa: Aufräumen nach Hochwasser und Hoffnung auf EU-Hilfe

Nach dem dramatischen Regen des vergangenen Wochenendes sinken in Deutschland die Pegel der Flüsse. In Ost- und Mitteleuropa stehen viele Menschen vor enormen Schäden - und noch ist das Hochwasser nicht überall überstanden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Am vergangenen Wochenende hatten enorme Regenmengen unter anderem in Polen, Tschechien und Österreich teils dramatisches Hochwasser verursacht. Der Regen hat nachgelassen, aber das Wasser ist noch da und ebenso die Befürchtung, dass es weitere Schäden anrichtet.

Deutschland: Vorsichtiges Aufatmen, noch nicht überall Entwarnung

An der Elbe in Sachsen konnten die Anwohner vorsichtig aufatmen: Am ersten Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien lag der Wert am Donnerstag Nachmittag bei etwa 6,50 Metern, bei langsam fallender Tendenz. Normal sind dort 1,58 Meter. Auch in Dresden geht der Wasserstand Zentimeter für Zentimeter zurück. Die Hydrologen rechneten damit, dass er nach Mitternacht unter die Sechs-Meter-Marke sinkt - also unter den Wert für die zweithöchste Alarmstufe. Am Nachmittag waren es 6,07 Meter, der Normalwert für Dresden liegt bei 1,42 Meter.

Gebannt ist die Gefahr in Deutschland damit jedoch nicht. In Brandenburg steigt ab kommender Woche bis zur Wochenmitte die Hochwassergefahr an der Oder. Das Landesumweltamt schließt die höchste Alarmstufe vier nicht aus. Die Stadt Frankfurt (Oder) hat Schutzwände an der Uferpromenade aufgebaut. Auch Sandsäcke liegen bereit, Wachdienste für die Deiche sind organisiert. In Brandenburg wird am Sonntag der Landtag neu gewählt, so dass sich die Politik wohl auch beim Umgang mit der Hochwasser-Situation keine Fehler erlauben will.

In Sachsen-Anhalt steigen die Pegelstände an der Elbe weiter an - bleiben aber unter den Alarmstufen. In Bayern gab es bereits am Mittwoch Entwarnung.

So ist die Lage in Tschechien, Polen und der Slowakei

In Deutschlands östlichen und südöstlichen Nachbarländern sind insgesamt mindestens 23 Menschen bei dem Hochwasser gestorben. In Tschechien werden noch mindestens acht Menschen vermisst. Dort erreichte die Elbe in Usti (Aussig) unweit der Grenze zu Sachsen ihren Höchststand bei knapp über 6,8 Metern - normal sind rund 2 Meter. Die Beseitigung der Schäden könnte nach Einschätzung von Präsident Petr Pavel Jahre dauern.

In Polen hatte die Hochwasserwelle in der Nacht zu Donnerstag Breslau erreicht – mit einem Wasserstand von 6,38 Metern. Normalerweise sind es etwas mehr als 3 Meter. Das Hochwasser bei Breslau könnte laut Prognosen bis Montag dauern. Deutschland bot Polen einen Hilfseinsatz von Soldaten in den Hochwassergebieten an.

In der Slowakei entspannt sich die Hochwassersituation im Westen des Landes um die Hauptstadt Bratislava, während der Pegel der Donau weiter südöstlich noch steigt. Im Stadtzentrum von Bratislava hat die Donau am Mittwochabend ihren Höchststand mit über 9,8 Metern erreicht und fällt seitdem stetig. Am Donnerstagvormittag wurden noch 9,3 Meter gemessen. Der normale Wasserstand liegt im Durchschnitt bei 3 Metern.

Die Lage in Österreich und Italien: Wiederaufbau wird dauern

Auch in Österreich wird der Reparatur der Schäden wohl sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Die Ministerpräsidentin des besonders betroffenen Bundeslands Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, geht davon aus, dass der Wiederaufbau der zerstörten Regionen Jahre dauern werde. Inzwischen gehen die Pegelstände zurück. Rund 300 Gebäude können im besonders betroffenen Niederösterreich weiter nicht betreten werden.

In Italien hatte vor allem die Region Emilia-Romagna im Norden des Landes unter heftigem Regen zu leiden. In mehreren Städten stand Wasser in den Straßen und mehrere Hundert Menschen wurden aus ihren Häusern evakuiert. Aus Sicherheitsgründen blieben in der Regionalhauptstadt Bologna und anderswo viele Schulen geschlossen. In der Lagunenstadt Venedig wurde erstmals nach den Sommerferien das System "Mose" aus stählernen Barrieren zum Schutz vor Hochwasser in Betrieb genommen.

EU will betroffende Länder finanziell unterstützen

Derweil wird der Ruf nach EU-Mitteln zur Beseitigung der Schäden lauter. Noch ist das Ausmaß der Schäden nicht absehbar. Das Europaparlament drängt deshalb auf mehr EU-Unterstützung.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versicherte am Abend in Polen: "Europa ist an Eurer Seite." Dafür sollen etwa Mittel aus bestehenden EU-Fonds genutzt werden. So soll es möglich sein, zunächst zehn Milliarden Euro aus sogenannten Kohäsionsmitteln zur Verfügung zu stellen. Diese sind einer der größten Posten im Gemeinschaftsetat der EU. Mit den Kohäsionsgeldern wird eigentlich wirtschaftlich schwach entwickelten Regionen beim Wachstum geholfen, um ökonomische und soziale Unterschiede auszugleichen.

Mit Informationen von dpa.

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