Die Gemeinde Kleinschönbichl ist vom Hochwasser umgeben und überschwemmt, hinten die Donau.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein
Audiobeitrag

Die Gemeinde Kleinschönbichl ist vom Hochwasser umgeben und überschwemmt, hinten die Donau.

Audiobeitrag
>

Österreichs Regierung schnürt Hilfspaket für Hochwasser-Opfer

Österreichs Regierung schnürt Hilfspaket für Hochwasser-Opfer

Der Regen hat aufgehört, doch noch immer stehen Gemeinden in Österreich unter Wasser. Kanzler Nehammer spricht von einer verheerenden Katastrophe. Soforthilfe, Kurzarbeit: Mit einem Bündel an Maßnahmen will die Regierung Betroffene unterstützen.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Zwischen 80 und 100 Millionen Euro - so hoch beziffert die Österreich-Tochter der Vienna Insurance Group das Schadensausmaß der vergangenen Tage. "Damit ist dieses Hochwasser in Kombination mit den Sturmböen eines der größten Naturkatastrophenereignisse unserer Unternehmensgeschichte", so Doris Wendler, Vorstandsdirektorin des größten Versicherers in Österreich. "In den vier Tagen des Unwetters war der Schaden so hoch wie durchschnittlich in einem gesamten Jahr".

Regierung beschließt Hilfspaket

Österreichs Bundesregierung hat nun ein milliardenschweres Hilfspaket für die Opfer des Hochwassers beschlossen. "Wir haben uns auf ein Maßnahmenbündel geeinigt, um einerseits den Menschen zu helfen, die Schäden zu bewältigen und andererseits weiter in den Schutz vor Hochwasser zu investieren", sagte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

Unter anderem werde der Katastrophenfonds auf eine Milliarde Euro aufgestockt. Teile der Summe würden als Soforthilfe ausgeschüttet. Bisher standen in diesem Topf etwa 300 Millionen Euro zur Verfügung. "Der Anblick der Zerstörung, die die Unwetter hinterlassen haben, macht uns bewusst, wie verheerend diese Katastrophe war", sagte der konservative Politiker.

Von der Leyen besucht Krisentreffen

Österreich wurde neben Polen, Tschechien und Rumänien von den schlimmsten Unwettern seit mindestens zwei Jahrzehnten heimgesucht. Insgesamt kamen in den Hochwassergebieten mindestens 22 Menschen ums Leben, davon fünf in Österreich. Vier Tage Dauerregen sorgte vor allem im Bundesland Niederösterreich zu starken Überschwemmungen.

Am Donnerstag will sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Polen ein Bild von den Flutschäden machen. Auf Einladung des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk reist sie nach Breslau, wo auch der österreichische Kanzler Nehammer sowie die Regierungschefs der Slowakei und Tschechiens, Robert Fico und Petr Fiala, erwartet werden.

Hilfe auch für Unternehmen - Kurzarbeit möglich

Neben der Unterstützung der betroffenen Haushalte will die Regierung den geschädigten Unternehmen unter die Arme greifen. Um Arbeitsplätze zu sichern, können betroffene Firmen ihre Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmelden und ihre Steuern stunden. Zudem würden den Betrieben zinslose Kredite im Umfang von bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die konservative ÖVP und die mitregierenden Grünen einigten sich auch darauf, 40 Millionen Euro für Menschen zur Verfügung zu stellen, deren Häuser und Wohnungen derzeit nicht mehr zu bewohnen sind. Zudem soll in den kommenden Jahren rund eine Milliarde Euro in den Ausbau des Hochwasserschutzes investiert werden, um zukünftige Schäden durch Überschwemmungen zu minimieren.

Viele Gemeinden stehen noch immer unter Wasser

"Noch nie gab es solche Wassermassen in so kurzer Zeit", sagte Vizekanzler Kogler. Obwohl der Regen am Dienstag aufgehört hat und die Pegelstände an den Flüssen sinken, sind viele Gemeinden noch immer überflutet. Zudem drohen nach wie vor Erdrutsche und in den Alpen besteht Gefahr durch die einsetzende Schneeschmelze.

Aufgrund des Hochwassers haben die Parteien in Österreich ihre Wahlkampf-Auftritte abgesagt. Veranstaltungen und Fernseh-Debatten wurden auf Ende der Woche verschoben. Im Parlament findet zur Stunde eine Sitzung statt, die letzte vor der Nationalratswahl am 29. September. Das Hochwasser ist dabei das überlagernde Thema. Die Opposition fordert von der Regierung einen Kassensturz und hat die Frage aufgeworfen, wie die Maßnahmen finanziert werden sollen.

Zugfahrten auch nach München wieder möglich

Inzwischen ist Österreichs wichtigste Bahnstrecke von Wien Richtung Westen wieder befahrbar. Das teilte der staatliche Eisenbahnunternehmen ÖBB mit. Somit sind Zugfahrten zwischen der Hauptstadt und Zielen wie Salzburg und München wieder möglich. Die Weststrecke war am Wochenende unterbrochen worden.

Mit Informationen von Reuters, AFP und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!