01.06.2024, Baden-Württemberg, Mannheim: Kerzen, Blumen und ein Blatt Papier mit der Aufschrift ·Gegen Terror· stehen am Tatort auf dem Marktplatz.
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Nach Mannheimer Messerattacke: Polizist in künstlichem Koma

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Nach Mannheimer Messerattacke: Polizist in künstlichem Koma

Sechs zum Teil schwer verletzte Menschen sind die Opfer der Messerattacke von Mannheim. Ein Polizist, der den ersten Opfern zu Hilfe kommen wollte und selbst mehrere Stiche in den Hinterkopf abbekam, ringt noch mit dem Tod. Die Politik ist entsetzt.

Nach der Mannheimer Messerattacke vom Freitag mit sechs Verletzten ringt ein Polizeibeamter noch immer um sein Leben. Das Landeskriminalamt in Stuttgart teilte mit, dass er inzwischen in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Der mutmaßliche Angreifer hatte ihn mit mehreren Messerstichen am Hinterkopf verletzt, als er eines der Opfer in Sicherheit bringen wollte.

Die Ermittlungen führt der Staatsschutz zusammen mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg und dem Polizeipräsidium Mannheim durch.

Islamkritiker Stürzenberger hat Not-OP gut überstanden

Unter den Opfern befindet sich auch der vom Bayerischen Verfassungsschutz beobachtete Islamgegner Michael Stürzenberger. Er ist einer der führenden Köpfe von Pax Europa (BPE). Die Schatzmeisterin von BPE, Stefanie Kizina, sagte laut "Bild"-Zeitung, die Attacke sei gezielt gegen Stürzenberger gerichtet gewesen.

Er selbst meldete sich seit dem Angriff mehrfach via Messenger-Dienst zu Wort. Seine Operation sei gut verlaufen. "Es war richtig knapp gestern", schrieb der 59-Jährige am Samstagvormittag auf der Plattform Telegram. Er habe mehrere Stichverletzungen erlitten, eine davon im Gesicht. Eine Wunde am Oberschenkel habe "erheblichen Blutverlust" verursacht.

Auch die übrigen vier Verletzten sind in verschiedene Kliniken gebracht worden, wo sie zum Teil notoperiert wurden. Laut einem LKA-Sprecher waren sie alle Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung. Ob sie - wie Stürzenberger - auch Mitglieder von Pax Europa sind, sei noch unklar.

Mutmaßlicher Messerstecher notoperiert

Gegen den mutmaßlichen Täter ist inzwischen ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen worden, so die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag. Der Mann war gestern mit einem Schuss aus einer Polizeiwaffe außer Gefecht gesetzt worden und musste zu einer Operation ins Krankenhaus. Da er nicht vernehmungsfähig war, ist derzeit noch unklar, ob die Tat einen islamistischen Hintergrund hat.

Der Mann ist inzwischen identifiziert. Es handelt sich um einen 25-jährigen Afghanen, der seit 2014 in Deutschland lebt. Er ist laut den Behörden verheiratet, hat zwei Kinder und lebte zuletzt im hessischen Heppenheim. Bei einer Wohnungsdurchsuchung haben Polizeibeamte und Spezialkräfte mehrere Datenträger sichergestellt, die jetzt untersucht werden. Bisher ist er dem Vernehmen nach noch nicht polizeilich auffällig geworden und hat einen gültigen Aufenthaltstitel.

Politikerinnen und Politiker entsetzt

Politikerinnen und Politiker haben sich nach dem Angriff entsetzt gezeigt. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sprach von einer Terrorattacke. Wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Vizekanzler Robert Habeck und Innenministerin Nancy Faeser verurteilte auch Bundeskanzler Olaf Scholz die Tat und schrieb auf der Plattform X. "Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden."

Nouripour: Demokratie verteidigen

Grünen-Chef Omid Nouripour hat nach dem Messerangriff zu einem demokratischen Schulterschluss aufgerufen. "Wir werden nicht zulassen, dass die demokratische Kultur in diesem Land von Gewalt kaputt gemacht wird, unabhängig davon, ob es von Islamisten kommt oder von Rechtsextremen", sagte der Parteichef am Samstag am Rande eines kleinen Parteitags in Potsdam. "Für Gewalt in der politischen Auseinandersetzung ist kein Platz in diesem Land." Man werde jetzt den Schulterschluss aller Demokraten suchen, um diese Kultur zu verteidigen.

Nouripour im Audio: Für Gewalt ist kein Platz in diesem Land

Grünen-Chef Omid Nouripour am 1.6.2024 beim Kleinen Parteitag der Grünen in Potsdam
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Nouripour: Für Gewalt ist kein Platz in diesem Land

Mit Informationen von dpa

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