Franziska Brantner und Felix Banaszak sind neue Grünen-Vorsitzende. Die Delegierten beim Bundesparteitag in Wiesbaden wählten Brantner mit 78,15 Prozent der Stimmen, Banaszak erhielt 92,88 Prozent und damit das deutlich bessere Ergebnis. Beide sind für eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt.
Eine Gegenkandidatin Brantners aus Bayreuth erhielt 14,44 Prozent. Es gab 4,2 Prozent Nein-Stimmen und 3,21 Prozent Enthaltungen. Banaszak hatte vier Gegenkandidaten, die insgesamt aber nur 3,72 Prozent der Stimmen erhielten.
Banaszak gehört zum linken Flügel, Brantner zu den Realos
Die 45-jährige Brantner ist seit 2013 Bundestagsabgeordnete nach mehreren Jahren als Europaabgeordnete. Sie kommt aus Baden-Württemberg, studierte in Paris und New York und hat einen Doktortitel in Sozialwissenschaften von der Universität Mannheim. Sie gehört dem Realo-Flügel der Grünen an.
Banaszak ist 35 Jahre alt und stammt aus dem Ruhrgebiet. Sein Lebenslauf weist eine Zeit als Chef der Grünen Jugend auf. Von 2018 bis 2022 war er Grünen-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, wo er den Koalitionsvertrag für die schwarz-grüne Landesregierung mit verhandelte. Seit 2021 sitzt er im Bundestag, wo er Mitglied im Wirtschaftsausschuss und im Haushaltsausschuss ist. Er hat Sozial- und Kulturanthropologie sowie Politikwissenschaft in Berlin studiert und gehört zum linken Flügel der Partei.
Im Audio: Bundestagsabgeordneter Anton Hofreiter zum Grünen-Parteitag
Grüne warnen vor "weiterer Stillstands-Groko"
In ihren Bewerbungsreden schworen die beiden die Partei auf den beginnenden Wahlkampf ein. Die Grünen würden um jede Stimme werben, um "weiter Zukunft zu machen, weiterzuregieren", sagte Banaszak. Viele Menschen hätten Angst - "seien wir in diesen Zeiten eine Kraft der Zuversicht", appellierte er an die Partei. Gleichzeitig betonte er, strittige Debatten seien nichts Schlechtes. Eine Partei, die in der Lage nicht intern diskutiere und auch streite, wäre aus seiner Sicht "eine tote Partei". Punkten konnte er bei den Delegierten auch immer wieder mit Humor, etwa als er über seine Heimatstadt sagte: "Duisburg muss man wollen."
Brantner betonte in ihrer Bewerbungsrede, Deutschland brauche mehr Investitionen. Und: "Den Gürtel enger schnallen bringt halt nichts, wenn die Hose schon fehlt." Sie verteidigte das Deutschlandticket und kündigte an, für die weitere Förderung klimafreundlicher Heizungen wie Wärmepumpen zu kämpfen. Gegen die politische Konkurrenz teilte Brantner aus. So warnte sie mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl vor einer "weiteren Stillstands-Groko". CDU-Chef Friedrich Merz warf sie in ihrer bejubelten Rede einen antiquierten Blick auf Frauen vor und forderte: "Schluss mit diesem Dinosaurier-Denken!" BSW-Chefin Sahra Wagenknecht nannte sie eine "pseudo-sozialistische Spitzenverdienerin"
Brantner bleibt vorerst Staatssekretärin
Brantner und Banaszak folgen auf Ricarda Lang und Omid Nouripour. Sie waren wie der gesamte übrige Bundesvorstand der Grünen im September nach enttäuschenden Landtagswahlergebnissen zurückgetreten und zuletzt nur noch geschäftsführend im Amt.
Nach dem Bruch der Ampel-Koalition mussten die Grünen die Planungen für ihren Parteitag kurzfristig anpassen - nun bildet er den Startpunkt für den Wahlkampf vor der Neuwahl des Bundestags am 23. Februar. Am Sonntag soll dazu Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zum Kanzlerkandidaten bestimmt werden.
Brantner behält ihren Posten als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck bis auf Weiteres. Aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl habe die Regierung beschlossen, keine Stellen Parlamentarischer Staatssekretäre mehr nachzubesetzen, sagte Brantner.
Im Video: Politikforscherin Ursula Münch zum Grünen-Parteitag
Mit Informationen von dpa und AFP
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