Gegen Leerstand, gegen Wohnungsnot und für mehr Klimaschutz: All diese Ziele soll das neue Förderprogramm des Bundes "Jung kauft Alt" verbinden, das jetzt startet. Bisher waren Bundes-Förderprogramme auf Neubauten fokussiert – nun soll die Sanierung von Altbauten gefördert werden.
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Wer profitiert vom Förderprogramm?
Familien mit Kindern sollen unterstützt werden, wenn sie eine sanierungsbedürftige Wohnung oder ein Haus kaufen. Denn Bestandsimmobilien sind häufig deutlich günstiger als Neubauten. Den Antrag stellen können Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind, die noch kein eigenes Wohneigentum haben und selbst im Haus leben wollen. Das zu versteuernde jährliche Brutto-Einkommen darf nicht über 90.000 Euro im Jahr liegen – zuzüglich 10.000 Euro für jedes weitere Kind.
Was wird gefördert?
Die Förderung erfolgt über zinsgünstige KfW-Darlehen: Zum Start des Förderprogramms liegt der Zinssatz bei 35 Jahren Kreditlaufzeit und einer zehnjährigen Zinsbindung bei 1,51 Prozent effektiv – also unter dem Zinssatz zu vergleichbaren Hausbankkrediten, wie es vom Bundesbauministerium heißt. Maximal wird ein Kredit über 150.000 Euro vergeben. Bei diesen Laufzeiten und dem Zinssatz rechnet das Bauministerium damit, dass eine Familie mit zwei Kindern bis zu 18.000 Euro sparen kann – im Vergleich zu einem Hausbankkredit.
Gefördert wird der Kauf von bestehendem Wohneigentum, auch Altbau genannt. Die Gebäude müssen dabei eine niedrige Energieeffizienzklasse haben, wie F, G oder H. In Deutschland trifft dies nach Angaben des Bundesbauministeriums auf rund 45 Prozent aller Wohngebäude zu.
Wo ist der Haken?
Der Haken dabei: Wer diese billigen Kredite in Anspruch nimmt, muss das Haus innerhalb von viereinhalb Jahren auf einen hohen Energieeffizienzstandard sanieren: mindestens die Energieeffizienzklasse 70 EE. Das bedeutet: Das Gebäude verbraucht maximal 70 Prozent der Energie, die ein vergleichbarer Neubau nach den aktuellen gesetzlichen Vorgaben verbrauchen würde – und: mindestens 65 Prozent der Energie für die Wärmeversorgung muss aus erneuerbaren Quellen stammen.
Um diese Vorgaben zu erreichen, ist oft eine kostspielige Sanierung erforderlich: beispielsweise die Dämmung des Dachs, neue Fenster, neue Heizungen oder eine Solaranlage. Welche Maßnahme getroffen werden muss, hängt vom Gebäude ab. Das Programm "Jung kauft Alt" lässt sich aber auch mit anderen Förderprogrammen kombinieren – beispielsweise kann für die energetische Sanierung der Bestandsimmobilie die "Bundesförderung für effiziente Gebäude" (BEG) beantragt werden.
Sind die Vorgaben teilweise zu streng?
Die Landesbausparkassen (LBS) halten das Förderprogramm für den richtigen Ansatz, aber Verbandsdirektor Axel Guthmann meint, dass es schwierig sein wird, Immobilien mit den schlechtesten Energieeffizienzklassen in so kurzer Zeit auf den geforderten Standard zu modernisieren. Sollte die Nachfrage beim Programm zu gering sein, schlägt er vor, die zeitlichen Vorgaben zu strecken oder auch bessere Energieeffizienzklassen in die Förderung aufzunehmen: "Für den Klimaschutz ist jede Sanierung besser als keine Sanierung", so Guthmann.
Experten und Branchenkenner gehen davon aus, dass vom Programm vor allem Familien profitieren, die handwerklich begabt sind und den Großteil der Sanierung selbst mit Freunden oder Familie stemmen könnten. Kritiker hingegen meinen, dass sich Familien mit einem jährlich zu versteuernden Brutto-Einkommen von 90.000 Euro kaum kostspielige Sanierungen leisten können – trotz Förderung.
Wie funktioniert der Ablauf?
Die staatliche Förderbank KfW macht auf ihrer Website klar: Vor dem Kauf eines Altbaus muss ein Energieeffizienzexperte beauftragt werden – ebenfalls vor dem Kauf muss der Förderkredit bei der Hausbank gestellt werden. Vorzulegen sind dabei Einkommensnachweise, Geburtsurkunden der Kinder und ein gültiger Energieausweis der Immobilie.
Welche Ziele verfolgt das Bundesbauministerium damit?
Der Bausektor ist eines der Sorgenkinder des Bundes, wenn es um die Einhaltung der Klimaziele geht. Mit dem Programm soll das Sanieren von Altbauten attraktiv gemacht werden – Sanieren ist umweltfreundlicher als neu zu bauen. Gleichzeitig soll so dem Leerstand, aber auch dem angespannten Wohnungsmarkt entgegengewirkt werden: "Familien können so zum Beispiel in die alte Heimat ziehen (…). Gerade in ländlichen und dünn besiedelten Regionen vermeiden wir damit Donut-Dörfer, bei denen die historische Bausubstanz im Dorfkern leer steht und die Menschen drumherum im Neubau wohnen", so Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Für das neue Förderprogramm nimmt der Bund für das laufende Jahr Fördermittel in Höhe von 350 Millionen Euro in die Hand. Das Ziel: Auch 2025 soll das Programm fortgesetzt werden.
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