Der niedersächsische Energieminister Olaf Lies (SPD) hat dem Vorschlag von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die Nutzung von eigenem Fracking-Gas aus dem Norden Deutschlands zu prüfen, eine klare Absage erteilt. "Der Vorschlag ist wie immer, die Lösung bei anderen zu suchen. Das ist typisch Bayern", sagte Lies zur ARD. Fracking sei für Niedersachsen keine Option. "Wir haben Erdgasförderung in Niedersachsen aus konventionellen Lagerstätten. Das setzen wir auch fort", so Lies weiter.
Söder bringt wieder Fracking ins Spiel - Konter aus dem Norden
Söder hatte zuvor im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" die Frage aufgeworfen, ob es mit Blick auf die Energieknappheit nicht angemessen sei, über die Nutzung heimischer Gasreserven nachzudenken. Dabei brachte er Fracking in Niedersachsen ins Spiel. "Fracking von gestern will keiner. Aber es ist sinnvoll zu prüfen, ob es neue und umweltverträgliche Methoden gibt", sagte der CSU-Chef.
Die Technologie, bei der Erdgas oder Erdöl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt werden, ist umstritten. Umweltschützer warnen vor schädlichen Emissionen und einer Gefährdung des Grundwassers.
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Niedersachsens Energieminister sieht "Nord-Süd-Gefälle"
Söders Vorwurf, die Ampelkoalition würde Bayern nicht ausreichend unterstützen, konterte Lies: "Ich sehe auch ein Nord-Süd-Gefälle." Im Norden finde der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Netze statt, der Norden übernehme Verantwortung für ganz Deutschland. "Im Süden Deutschlands erlebe ich nur Verweigerungshaltung", so Niedersachsens Energieminister weiter.
"Verweigerungshaltung beim Ausbau der Netze über die vergangenen Jahre und damit ein selbstverschuldetes Problem Bayerns und Verantwortungslosigkeit beim Ausbau der Windenergie. Also ein Nord-Süd-Gefälle: Verantwortung im Norden und keine Verantwortung im Süden."
Erneuerbare Energien statt Fracking und Kernenergie
Der einzige Weg, um die Energiekrise zu überwinden, besteht laut Lies im konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien. Hier übernehme Niedersachsen eine "unglaubliche Verantwortung mit dem Ausbau der Offshore-Windenergie". Eine Verlängerung der Kernenergie wiederum sei der "völlig falsche Weg".
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil reagierte ungehalten auf den Ratschlag seines bayerischen Amtskollegen. "Geht's noch?!", fragte der SPD-Politiker via Twitter und ergänzte: "Lieber Markus Söder, wie wär's endlich mit Windkraft in Bayern?".
Grünen-Chef: "Söder ist der Problembär"
Grünen-Chef Omid Nouripour schaltete sich ebenfalls zur Frage einer Gasförderung aus der deutschen Nordsee ein: "Sich jetzt wieder voll in die Nutzung fossiler Energieträger zu stürzen, wäre ein großer Fehler. Es geht kurzfristig darum, dass wir gut über die nächsten ein bis zwei Winter kommen, bis wir von Putin unabhängig werden", sagte er den Zeitungen der "Mediengruppe Bayern". Gleiches gelte fürs Fracking. "Relevante Fördermengen bekämen wir frühestens in fünf Jahren. Das hilft also nicht für die nächsten zwei Winter. Das ist eine weitere Scheindebatte neben der über die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke."
Außerdem attackierte er den bayerischen Ministerpräsidenten: "Markus Söder ist der Problembär der Energieversorgung in Deutschland und hat in Bayern den Ausbau der Erneuerbaren stark ausgebremst."
Freie Wähler weisen Fracking-Idee erneut zurück
Prüfungen zu veranlassen, ob Fracking in Deutschland möglich ist, forderte Söder schon im April. Widerspruch kam schon damals aus seinem eigenen Kabinett von den Freien Wählern. Auch am Samstag stellte deren Generalsekretärin Susann Enders auf Twitter in Großbuchstaben klar: "Fracking nicht mit mir!!". Die Energiewende dürfe die Heimat in Deutschland nicht noch weiter zerstören.
Mit Material von dpa.
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